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Bringen ein Manifest für eine neue Wirtschaft in Buchform heraus | Credit: Lukas Beck
Josef Zotter, Johannes Gutmann und Robert Rogner fordern eine „spirituelle Revolution“
Josef Zotter, Johannes Gutmann und Robert Rogner fordern eine „spirituelle Revolution“
Lukas Beck

Unternehmer beten für spirtuelle Revolution

26.08.2020 um 09:43, Mirela Nowak-Karijasevic
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Das "Monster" Wirtschaft, das einige reich und viele arm macht sowie den Planeten zerstört, soll entwaffnet werden. Wie das geht, zeigen diese drei prominenten Unternehmer mit ihrem neuen Manifest.

Zurück zum eigentlich Sinn der Wirtschaft - das fordert das Autorentrio - bestehend aus dem Kärntner Investmentbanker und Gründer der „Gesellschaft für Beziehungsethik“ Robert Rogner, dem steirischen Chokolatier Josef Zotter und dem Waldviertler Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann - im neuen Manifest. „Der Sinn der Wirtschaft liegt darin, Wohlstand und Sicherheit für alle zu erzeugen und Menschen dabei miteinander zu verbinden. Doch die Wirtschaft hat sich zu einem Monster entwickelt, das wenige sagenhaft reich macht, viele in Armut zurücklässt und dabei den Planeten zerstört.“ In ihrem Buch "Eine neue Wirtschaft – Zurück zum Sinn" zeigen die drei überraschende Auswege aus dieser Situation. Eine Veränderung der Wirtschaft könne nur in jedem Unternehmer, in jedem Manager und in jedem Mitarbeiter selbst entstehen, glauben sie.

Falsche Dogmen

Mit plastischen Beispielen zeigen Zotter, Gutmann und Rogner, wie die Wirtschaft, die Unternehmen und das Geld ihren eigentlichen Sinn verloren haben, wie das System mit Methoden wie der Niedrigzinspolitik künstlich am Leben erhalten wird und wie es sich mit falschen Dogmen als scheinbar alternativlos etabliert hat. „Sei dankbar für das Hamsterrad. Wenn es das Hamsterrad nicht mehr gibt, gibt es die Welt nicht mehr. Mit solchen Behauptungen werden wir in die Irre geführt und während es früher einmal hieß, die Wirtschaft habe für uns da zu sein und der Konsum zerstöre den Planeten, heißt es jetzt, wir müssen für die Wirtschaft da sein und der Konsum rette die Welt“, heißt es sinngemäß im Buch. Zotter, Gutmann und Rogner skizzieren die Alternativen, von den Kommunen der Hippies über die Gemeinwohl-Ökonomie bis zum Green New Deal. Doch die Grenzen dieser Alternativen scheinen nach wie vor die Macht und die Gier zu sein. Wie lassen sie sich trotzdem durchsetzen?

Zurück zum wirtschaftlichen Sinn | Credit: Verlag edition a Ges.m.b.H.
Konsumwahn und Rücksichtslosigkeit sind schuld an den großen Problemen unserer Zeit

Suche nach Lebenssinn

Die Antwort, die das Buch darauf gibt, basiert auf einem Zitat, das vielfach Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben wird, in Wirklichkeit aber von dem britischen Schriftsteller William Hutchison Murray stammen dürfte: 

In dem Augenblick, in dem man sich endgültig einer Aufgabe verschreibt, bewegt sich die Vorsehung auch. Alle möglichen Dinge, die sonst nie geschehen wären, geschehen, um einem zu helfen. Ein ganzer Strom von Ereignissen wird in Gang gesetzt durch die Entscheidung, und er sorgt zu den eigenen Gunsten für zahlreiche unvorhergesehene Zufälle, Begegnungen und materielle Hilfen, die sich kein Mensch vorher je so erträumt haben könnte. Was immer Du kannst, beginne es. Kühnheit trägt Genius, Macht und Magie. Beginne jetzt.

Es geht gemäß "Eine neue Wirtschaft" darum, den Sinn des eigenen Lebens, den inneren Auftrag, der jedem Menschen in dieses Leben mitgegeben wird, zu entdecken und zu erfüllen. Wer das tue, werde nicht nur eins mit sich selbst und damit erfolgreicher und glücklicher sein, so das Versprechen, sondern auch eins mit seiner Umgebung und mit dem Planeten. Wenn viele ihren inneren Auftrag entdecken und erfüllen, entstehe ganz von selbst eine neue Wirtschaft, die ihrem ursprünglichen Sinn gerecht werde. Den Weg zur Entdeckung dieses Auftrages weist das Buch ebenfalls.

Abstand zum Hintergrundrauschen

Gutmann, Rogner und Zotter erzählen spannend und inspirierend, wie sie selbst ihren Lebenssinn gefunden haben. Dabei geht es um Konzentration auf das Wesentliche und zu diesem Zweck um den Rückzug von der Oberfläche und damit um Askese. „Askese hat sich über Jahrhunderte hinweg als Erfolgsrezept vieler religiöser und spiritueller Bewegungen bewährt, doch in unserer Monsterwirtschaft ist ihr Ruf schlecht“, heißt es im Buch. „Asketen werden als Spinner diskreditiert, die sich ihrer eigenen Potentiale berauben. Aber wer es einmal geschafft hat, ein wenig Abstand zum Hintergrundrauschen der Konsumwelt zu nehmen, weiß, wie gut sich das anfühlt. Die Askese ermöglicht uns eine Begegnung mit uns selbst. Sie ist die schönste und wichtigste aller Begegnungen, zu denen wir in der Lage sind.“

Forderung

Das Buch gipfelt in der Forderung nach einer „spirituellen Revolution.“ Im Wortlaut heißt es da:

Unternehmer, Manager, Mitarbeiter und alle, die Wirtschaft machen, sollten deshalb beten, in dem Sinne, dass sie den Blick nach innen richten auf den Sinn ihres Lebens. Es geht nicht um Religiosität oder um Religionen. Es geht vielmehr um das Entdecken des individuellen Göttlichen, das jedem Menschen innewohnt, und das ihn, wenn er ihm folgt, erfolgreich, zufrieden und eins mit dem Planeten macht. Was wir in der Wirtschaft am dringendsten brauchen, ist eine spirituelle Revolution.

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