Direkt zum Inhalt
Wie viele Länderspiele folgen der Nr. 97, dem Match in Wales?
Wie viele Länderspiele folgen der Nr. 97, dem Match in Wales?
Darren Staples / PA / picturedesk.com

Wie lange spielt Marko Arnautovic noch im ÖFB-Team?

29.03.2022 um 09:53, Philipp Eitzinger
min read
Das Verpassen der WM hat die Ära Foda beendet. Aber auch bei einigen Spielern stellt sich die Frage, ob sie die in einem Jahr startende EM-Quali noch angehen. So wie bei Marko Arnautovic – 15 Jahre nach seinem ersten EM-Auftritt im ÖFB-Trikot!

Zu seinem Debüt im A-Nationalteam kam Arnautovic im Herbst 2008 bei einem dünnen 1:1 in der WM-Quali auf den Färöern, bei dem ORF-Kommentator Thomas König als Radio-Mann fungieren musste, weil die Bildleitung zusammengebrochen war. Den ersten großen Aufritt im ÖFB-Trikot hatte Arnautovic, damals in der Jugend-Abteilung beim FC Twente Enschede in Holland, aber schon eineinhalb Jahre zuvor – bei der U-19-EM in Oberösterreich. Im zweiten Gruppenspiel gegen Griechenland flog er mit Gelb-Rot vom Platz.

Knapp 15 Jahre und diverse Besuche beim Tätowierer später war das 1:2 in Wales Länderspiel Nummer 97 für Arnautovic. Der Hunderter wird sich schon noch ausgehen. Aber wenn in fast genau einem Jahr die Qualifikation für die EM 2024 in Deutschland beginnt – ist Arnautovic dann noch dabei?

Gelb-Rot gegen Griechenland bei der U-19-EM im Jahr 2007

Arnautovic wirkt zunehmend alt

Tatsache ist: In den letzten Jahren häuften sich die Wehwehchen, vor allem im Oberschenkel. Schon in seiner Zeit bei West Ham fiel er einen Monat mit einer Muskelblessur aus, im letzten Sommer fehlte er Shanghai wochenlang mit einer rätselhaften Oberschenkelverletzung, die ihn auch im Herbst bei Bologna immer wieder beschäftigte und die zwischendurch zu einem kräftigen Formtief führte. Die Spritzigkeit, mit der er in den Koller-Jahren im Pressing agierte und Gegner narrte, ist altersbedingt verschwunden. Und mit Sasa Kalajdzic steht ein junger, technisch versierter Nachfolger schon bereit, der noch dazu torgefährlicher als Arnautovic ist und mehr Spielübersicht mitbringt.

Es ist schwer vorstellbar, dass der dann 34-Jährige in einem Jahr als Stürmer Nummer eins in die EM-Quali geht. Und ob die Joker-Rolle etwas für ihn ist, wenn er die magische Marke von 100 Länderspielen schon geknackt hat? Das wird auch davon abhängen, wer neuer Teamchef wird und wie Arnautovic mit ihm menschlich zurecht kommt...

Vom Problemkind zum Publikumsliebling

Lange haftete Arnautovic das Image eines schwer kontrollierbaren, spätpubertären Problemfalls an. Legendär sein Aufeinandertreffen mit einem Verkehrspolizisten ("Ich verdiene so viel, ich kann dein Leben kaufen!") und seine wechselhaften Leistungen. Bremens Trainer-Vaterfigur Thomas Schaaf bekam ihn nie so richtig in den Griff, der damalige ÖFB-Teamchef Constantini verwirrte ihn mit seinem Zickzack-Kurs. Arnautovic wurde im März 2011 trotz ständiger Espakaden in Bremen berufen: „Bei uns trifft er regelmäßig und liefert gute Leistungen ab. Deshalb ist er dabei.“ Beim nächsten Spiel fehlte Arnautovic im Aufgebot. Constantini: „Um wieder einberufen zu werden, muss er sich normalerweise total ändern.“

Publikumsliebling in Stoke zwischen 2013 und 2017

Erst, als er 2013 in die Premier League zu Stoke City wechselte, Marcel Koller das ÖFB-Team stabilisierte und Marko 2012 seine Sarah heiratete und kurz danach zum ersten Mal Vater wurde, kam Ruhe und Kontinuität in seine Karriere. Bei Stoke, damals ein guter Mittelständler in England, avancierte Arnautovic zum absoluten Publikumsliebling, vier Jahre trug er das rot-weiß gestreifte Trikot der Potters. Österreich qualifizierte sich glazvoll für die EM, 2017 folgte der 25-Millionen-Transfer zu West Ham United. Dort lieferte er sportlich absolut ab, wurde aber mit Klub und Fans nie warm. Nach zwei Jahren bei West Ham nahm der zu diesem Zeitpunkt schon 30-Jährige das lukrative Angebot aus Shanghai an.

Längst ist er zurück in Europa, bei Bologna. Viele Stationen in Top-Ligen werden nicht mehr dazukommen.

more