Vor Olympia: Ski Austria im Aufwind
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Nach den ersten Wochen des Olympia-Winters steht der Österreichische Skiverband (Ski Austria) über die schon gestarteten Sparten hinweg gut bis sehr gut da. Knapp zwei Monate vor Beginn der Olympischen Winterspiele in Mailand-Cortina zog Sportdirektor Mario Stecher im APA-Gespräch auch zufrieden eine erste Saisonzwischenbilanz. Unabhängig von den Disziplinen hob er die gute Stimmung hervor: "Wir wollten füreinander da sein, das ist für den Anfang wirklich ganz gut gelungen."
Für den ehemaligen Kombinierer sei es sehr wichtig, "dass ich Leute habe in einem Team, die einfach menschlich da sind, wo einfach auch der Ruck durchgehen kann". Beispielhaft nannte Stecher den im April als neuer Sportlicher Leiter Alpin bestellten Christian Mitter. "Das ist einer mit sehr, sehr kritischen Worten und sehr, sehr fordernden Methoden, aber sicherlich auch einer, der mit seiner richtig gutmütigen und coolen lässigen Art einfach auch den Funken überspringen lässt." Der vor dieser Saison neu installierte Gruppentrainer Martin Sprenger sei ein anderes Beispiel.
Julia Scheib profitiert sichtlich davon, kehrte als zweifache Riesentorlauf-Siegerin nach Europa zurück. "Sie hat ja schon im vorigen Jahr wirklich tolle Leistungen geboten. Es ist nur nicht ganz bis ins Ziel gegangen." "Stefan Brennsteiner", sprach Stecher einen weiteren Premierensieger an, "hat über die Jahre auch sehr, sehr gut performt." Nun hat der Salzburger in Copper Mountain sein erstes Weltcuprennen gewonnen, geht am Samstag in Val d'Isere gleichauf mit dem Schweizer Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt als Führender der Disziplinwertung in den nächsten Riesentorlauf.
"Glaube an einen erfolgreichen Winter"
Grundsätzlich habe man schon beim Saison-Auftakt Ende Oktober in Sölden gesehen, so Stecher, dass man wieder ein starkes Team habe. "Daraus schöpft man viel, viel Selbstvertrauen. Wir hoffen, dass wir das fortsetzen können und dann glaube ich, dass wir einen erfolgreichen Winter vor uns haben werden." Ausdruck des Aufschwungs ist der Stand im Nationencup, in dem die rot-weiß-rote Equipe an der Spitze mehr als 400 Punkte mehr als die Schweiz hat. Die vergangene Saison ging mit einem Rückstand von mehr als 2.700 Zählern auf die Eidgenossen zu Ende.
Auch im Skisprung der Männer liegen die Österreicher voran, allerdings haben die Slowenen bereits auf die Überholspur ausgeschert. Zuletzt gab es für die Truppe von Coach Andreas Widhölzl in Ruka und Wisla in Polen sogar je einen Bewerb ohne Top-Ten-Rang. Stecher sieht im Windspringen Ende November in Finnland einen Knackpunkt. "Das geht dann recht schnell und du haderst ein bisschen mit dir selber." Ein paar Trainingssprünge in Ruhe seien das Rezept, um wieder in die Spur zu kommen. Widhölzl werde das Team wieder in die richtige Richtung lenken.
Bei den Frauen habe nach den Karriereenden von Sara Marita Kramer und Jacqueline Seifriedsberger sowie der Verletzung von Eva Pinkelnig Lisa Eder die Führungsrolle sofort übernommen und mit sehr guten Ergebnissen aufgewartet. "Es dauert aber, bis man wieder ein starkes Team hat. Das ist kein einfacher Weg." Für Kombiniererin Lisa Hirner sei nach ihrem Falun-Antreten für Anfang Jänner in Villach ein weiterer Ausflug zu den Spezialspringerinnen geplant. Dies mache Richtung Olympia aber nur Sinn, wenn sie besser springt als derzeit - etwa nächste Woche in Ramsau.
Kombinierer mit der Riiber-Formel
Das aktuelle Sprungvermögen von Kombiniererin Katharina Gruber würde reichen. Die Oberösterreicherin feierte am Wochenende in Trondheim nach Platz vier ihren Weltcup-Premierensieg. "Das ist ein 'Rising Star'", meinte Stecher. "Aber mit der Form, die sie hat, passiert so etwas dann auch. Es kann dann schnell gehen." Bei den Männern dominierte der ÖSV mit drei Lamparter-Siegen und dem ersten Erfolg von Thomas Rettenegger. "Riiber ist weg und wir haben jetzt seinen Weg eingeschlagen, dass sie im Skispringen extrem gut sein sollten", wusste Stecher über die Gründe des Hochs.
Ihren ersten Weltcupsieg seit rund drei Jahren und damit auch für Österreichs Biathlon hat wiederum Lisa Hauser am Sonntag gelandet. "Sie geht ihren eigenen Weg (mit Trainerin Sandra Flunger, Anm.), das wird von uns mitgetragen, sie ist ins Team integriert". Stecher erwähnte auch Anna Gandler bzw. deren verbesserte Laufleistung. "Mit null Fehlern kann sie jederzeit die Top Ten erreichen. Sie ist auch gesund gewesen die letzten Wochen und Monate." Der Frauen-Staffel traut der 48-Jährige nach Rang fünf ebenso viel zu: "Wenn alles zusammenpasst auch ein Sieg."
Nicht unerwähnt lassen wollte Stecher die ÖSV-Langläufer. "Was Mika (Vermeulen) Woche für Woche abliefert!" Sprinter Benjamin Moser habe auch als 20. im 10-km-Rennen überzeugt. Teresa Stadlober bewege sich ebenfalls auf hohem Niveau, es fehle nur ein wenig das Sprintvermögen. Da wie in allen anderen Sparten gelte es, die Form bis zu den Winterspielen zu "halten und verwalten. Ich glaube, es ist einfach eine gute Basis da dafür. Die Athleten und Athletinnen können darauf vertrauen, dass das Know-how in Österreich gut genug ist, um an der Spitze mitzumischen."