Schmidhofer: "Ich war nicht mehr bereit, alles zu geben"
Inhalt
- Schmidhofer: "Wenn es jetzt zu schnell wird, bremse ich einfach"
- Schmidhofer: "Heilmasseurin war immer mein Berufswunsch"
- Über Nici Schmidhofer
Du hast dich 2023 aus dem Skisport zurückgezogen. Wie fühlt sich der Ruhestand an?
Schmidhofer: Sehr leicht und befreiend. Mir war gar nicht bewusst, dass ich einen so schweren Rucksack trage und wie viel Druck ich mir selbst gemacht habe. Nicht nur während der Saison, sondern das ganze Jahr über. Schließlich wird im Sommer der Sportler des Winters gemacht. Jetzt starte ich ganz ohne Leistungsdruck in den Tag. Das Leben ist einfacher, wenn auch nicht zwingend schöner. Einfach anders.
Hattest du nie Angst, in ein Loch zu fallen?
Schmidhofer: Nein, ganz im Gegenteil denn ich wusste schon immer, was ich machen will. Ich habe mir nach dem Karriereende bewusst Zeit genommen, war viel unterwegs und habe neue Projekte gestartet. Ich bin ORF-Kamerafahrerin, habe gerade meine Ausbildung zur Heilmasseurin abgeschlossen und meine eigene Firma gegründet. Ich hatte nie Zeit für ein Loch, selbst bei Verletzungen während der Karriere.
Auch nicht nach deinem schweren Unfall 2020, als sogar eine Beinamputation im Raum stand?
Schmidhofer: Ich bin hinter dem Netz gelegen, hab in den Himmel geschaut und mir gedacht: "Scheiße, die WM in Cortina geht sich nicht aus." Und im gleichen Moment dachte ich mir: "Aber ich fliege im Jahr darauf zu Olympia." Damit war das Ziel eigentlich vorgegeben.
Leistungssport braucht die letzten Prozent – und die war ich nicht mehr bereit, zu geben.
Schmidhofer: "Wenn es jetzt zu schnell wird, bremse ich einfach"
Für die meisten Zuseher ist der Abfahrtssport der pure Wahnsinn. Blickst du heute anders auf dieses Risiko, das dein ständiger Begleiter war?
Schmidhofer: Wenn es mir jetzt als Kamerafahrerin zu schnell wird, bremse ich einfach (lacht). Spaß beiseite, als mir bei einem Rennen zum ersten Mal der Gedanke gekommen ist, was ich da eigentlich tue, wusste ich, dass sich mein Karriereende anbahnt. Insofern ist mir mein Rücktritt auch nicht schwer gefallen, weil ich mir zu 100 Prozent sicher war, kein Rennen mehr gewinnen zu werden. Ich wollte nicht auf Platz 10 oder 15 landen und nicht die Ältere sein, die den Jungen im Weg steht. Leistungssport braucht die letzten Prozente – und die war ich nicht mehr bereit zu geben.
Kannst du dann Kollegen wie Marcel Hirscher oder Lindsey Vonn verstehen, die ein Comeback wagen?
Schmidhofer: Absolut. Beim Marcel sieht man einfach, wie viel Spaß er hat. Der Druck ist weg. Bei Lindsey war das anders, sie musste wegen Schmerzen aufhören. Sie hat nicht aufgehört, weil sie wollte, sondern weil sie musste. Wenn es jetzt wieder ohne Schmerzen geht, dann sehe ich kein Problem darin. Jeder Athlet muss das für sich entscheiden.
Stehst du privat mit einem anderen Gefühl auf den Skiern?
Schmidhofer: Das war immer schon so. Privat war Skifahren für mich immer nur Spaß. Es ist auch egal, wie du fährst, niemand achtet auf deine Technik. Ich benutze in meiner Freizeit ja auch keine Rennski. Das wäre, als würde man einen Porsche im Stadtgebiet fahren (lacht).
Schmidhofer: "Heilmasseurin war immer mein Berufswunsch"
Du hast vorher deine Ausbildung zur Heilmasseurin erwähnt. War das immer schon der Plan?
Schmidhofer: Ja, das war immer mein Berufswunsch, noch bevor ich Skifahrerin wurde. Ich würde auch gerne die Ausbildung zum Reha-Coach absolvieren, um Menschen nach Verletzungen zu begleiten. Ich möchte all die Learnings aus meiner Sportkarriere weitergeben.
Das machst du ja bereits mit dem Verkauf der REG-Matten, die du schon seit Jahren zur Regeneration verwendest.
Schmidhofer: Genau, die habe ich schon während meiner Zeit beim ÖSV genutzt. Als ich dann zu massieren begonnen habe, habe ich die Matten empfohlen und alle waren begeistert. Sie haben einfach den großen Vorteil, dass man nichts tun muss, außer sich draufzulegen. Das passt gut in den Alltag und man kann ohne großen Aufwand seinem Körper etwas Gutes tun.
Last but not least: Was sind deine Tipps für ein gesundes und sportliches Leben?
Schmidhofer: Routinen aufbauen, Dinge machen, die einem Spaß machen und nicht unter Zwang. Spazierengehen, die Natur genießen, das Handy weglegen. Am besten in Gruppen, da entsteht Dynamik und gegenseitige Motivation.
Über Nici Schmidhofer
Nici Schmidhofer wurde am 15. März 1989 geboren und stammt aus Schönberg-Lachtal in der Steiermark. Zu ihren größten Erfolgen zählt der Super-G-Weltmeistertitel 2017 und der Sieg im Abfahrtsweltcup 2018/19. Gemeinsam mit Skirennläuferin Conny Hütter hat Nici Schmidhofer den Podcast "Wos dahinter steckt". Außerdem hat sie sich mit dem Vertrieb der REG-Matten selbstständig gemacht. Das Design der Matten samt Anzahl der Spitzen kommt von ihr selbst. Hier sind die Matten erhältlich.