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Leere Ränge prägten das Bild in Tokio
Leere Ränge prägten das Bild in Tokio
Antonin Thuillier / AFP / picturedesk.com

Leere Ränge, Kontroversen, Medaillen und mehr: Das war Olympia

08.08.2021 um 12:49, Philipp Eitzinger
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Die Olympischen Spiele von Tokio sind zu Ende. Was wird uns von den zwei Wochen in Japan in Erinnerung bleiben? Leere Ränge, kaum Flair - aber auch viele österreichische Medaillen und Edelmetall von USA bis San Marino. Wir fassen zusammen!

Österreichischer Medaillenregen

Sieben Medaillen - mehr gab es zuletzt 1936 für Österreich. Und das, nachdem es 2008, 2012 und 2016 insgesamt nur viermal Edelmetall gegeben hatte. Woran lag der plötzliche Medaillenregen? Es ist eine Mischung aus Können, Glück und Gelegenheit.

Einige Sportler waren echte Medaillenkandidaten und sie haben geliefert: Lukas Weißhaidinger, Jakob Schubert, Michaela Polleres, Magdalena Lobnig. Andere - wie Rad-Siegerin Anna Kiesenhofer - nützten es aus, von Gegnern unterschätzt bzw. gar übersehen zu werden. Shamil Borchashvili hatte im Judo den Wettkampf seines Lebens. Bettina Plank kämpfte im Karate gut, aber sie brauchte auch Schützenhilfe von Konkurrentinnen.

Siebenmal gab es eine Medaille für Österreich

Jessica Pilz und Felix Auböck verpassten Medaillen zudem hauchdünn. Vor allem in London und Rio gingen aber viel mehr dieser knappen Entscheidungen gegen Österreicher aus: Dinko Jukic fehlten 14 Hundertstel auf Bronze, den Seglern Delle Karth/Resch nur wenige Sekunden. Im Judo ging 2016 der Bronze-Kampf von Bernadette Graf knapp verloren, Schützin Olivia Hofmann schoss Millimeter an einer Medaille vorbei.

Sterile Spiele

Der Nippon Budokan, das Mekka fernöstlichen Kampfsports, versprühte ohne Zuseher kein Flair

Rio hatte Beachvolleyball an der Copacabana und Rudern am Fuße des Zuckerhuts, London Zieleinläufe vor dem Buckingham Palace und Tennis in Wimbledon, Peking hatte Marathon vor der Verbotenen Stadt und Radrennen an der Chinesischen Mauer. Tokio hatte leere Ränge und null Flair.

Selbst der Nippon Budokan, das Mekka fernöstlichen Kampfsports, wirkte ohne kundige japanische Zuseher wie eine x-beliebige Judo-Halle.

Als gigantisches Moloch ohne wirklich bekannte Sehenswürdigkeiten kann Japans Hauptstadt nur über den generellen Flair zwischen traditionellem Fernost und modernem High-Tech kommen. Das war aber ohne Zuseher völlig unmöglich. Die Bewerbe hätten genauso in Johannesburg, Toronto oder Kiew stattfinden können, man hätte keinen Unterschied bemerkt.

Kontroversen und Politik

Sprinterin Kristina Timanovskaja flüchtete vor den Schergen von Belarus-Diktator Lukaschenko. Diese sollten sie nach ihrer Kritik an ihren Trainern "auf Befehl von ganz oben", wie es hieß, aus Tokio verschwinden lassen. Das sorgte für Schlagzeilen und wirft einmal mehr ein schlechtes Licht auf das IOC, das sich von Gestalten wie Lukaschenko nur allzu gerne hofieren ließ und lässt.

Aber auch deutsche Trainer, die algerische Konkurrenten vor TV-Kameras als "Kameltreiber" bezeichnen oder ihre Athleten anweisen, auf ihr scheuendes Pferd einzuprügeln, hinterließen keinen guten Eindruck.

Apropos Deutsche: Dass sich IOC-Präsident Thomas Bach zunehmend wie ein diktatorischer Sonnenkönig aufführt, der sich nach Drehbuch abfeiern lässt und interne Kritiker verstößt, soll nicht unerwähnt bleiben.

Mentale Gesundheit im Fokus

Ausnahme-Turnerin Simone Biles: "Twisties"

Zwei Monate, nachdem sich Naomi Osaka aus den French Open zurückgezogen hatte und dafür Sorgen um ihre psychische Gesundheit anführte, tat Ausnahme-Turnierin Simone Biles bei Olympia das gleiche. Der Druck auf sie war so groß, dass sie nicht mehr frei im Kopf war, und "Twisties" bekam, wie es in der Turnersprache heißt: Sie verlor während ihrer Saltos und Drehungen die Orientierung.

Die Wirkung darf man nicht unterschätzen: Hierzulande ist Biles kaum bekannt, in den USA ist die berühmt wie in Österreich Marcel Hirscher.

Wie bei Osaka - die in Tokio bei der Eröffnung die Flamme entzüdet hat - schlugen Biles überschwängliches Lob ebenso wie derbe Beschimpfungen entgegen. Klar ist: Das Thema "Mental Health" wird nicht nur bleiben, sondern in den kommenden Monaten und Jahren immer mehr in den Fokus rücken.

Medaillen von USA bis San Marino

NBA-Star Kevin Durant: Mühevolles Gold für die USA

Die US-Basketballer um Superstar Kevin Durant schleppten sich mühevoll zur erwarteten Goldmedaille. Sie sind ein Sinnbild ihres Landes: Die Athleten der USA sicherten sich erwartungsgemäß die meisten Siege (39), aber es war hauchdünn und erst am allerletzten Wettkampftag zogen die US-Sportler an China (38) vorbei.

Insgesamt gab es Medaillengewinner aus 93 Ländern, erstmals auch aus San Marino (2x im Schießen, 1x im Ringen), Burkina Faso (Bronze im Dreisprung) und Turkmenistan (Silber im Gewichtheben). Das erste Gold gab es für Bermuda (Frauen-Triathlon), die Philippinen (Boxen) und Katar (Hochsprung).

Kurios: Das kleine San Marino war damit sogar erfolgreicher wie das große Finnland (2x Bronze)...

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