Hans Krankl: "Das war der einzige Fehler"
Inhalt
Hans Krankl und Herbert Prohaska sind nicht nur zwei der schillerndsten Namen des österreichischen Fußballs. In ihrem mittlerweile dritten Buch "Die liebe Familie" besprechen die beiden Kultfiguren das Leben als Ehemänner, Väter und Großväter. Zu Wort kommen dabei auch die Menschen, die ihnen am nächsten sind: ihre Kinder. Für weekend.at haben sich "Schneckerl" und der "Goleador" Zeit für ein Gespräch genommen.
Prohaska und Krankls drittes Buch
Ihr habt beide versucht, eure Familie aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Warum redet man jetzt doch über Frauen und Kinder?
Krankl: Das Geld! (lacht) Nein, das war nur ein Spaß.
Prohaska: Wir zerren unsere Familie nicht in die Öffentlichkeit. Wir reden über sie, weil wir beide wissen, was wir ihr zu verdanken haben. Das heißt nicht, dass unsere Familienmitglieder überall mitmüssen, wo wir sind. Wir erzählen auch nichts, was irgendwem schaden könnte.
Familienleben im Ausland
Wie war das für die Familie, als ihr ins Ausland gegangen seid?
Krankl: Am Anfang gibt es immer kleine Probleme. Wir sind nach Spanien gegangen. Da hatte es 40 Grad im Schatten, den Kindern war heiß. Wir waren drei Wochen im Hotel, bis wir endlich eine Wohnung gefunden haben. Die Klimaanlage ist ausgefallen. Es war nicht auszuhalten! Aber wir haben das gemeistert.
Prohaska: Bei mir war es anders. Ich habe schon ein halbes Jahr vorher gewusst, dass ich zu Inter (Anm.: Inter Mailand) gehe. Da war alles vorbereitet. Aber unsere Tochter war ein Jahr alt, und meine Frau war viel allein. Das war schwer. Trotzdem: Sie ist immer hinter mir gestanden. Wenn sie gesagt hätte, sie geht nicht mit, wäre ich auch nicht gegangen.
Starke Partnerinnen
Wäre eure Karriere auch ohne Partnerinnen möglich gewesen?
Krankl: Sicher nicht. Ich wäre ohne meine Frau und die Kinder nie ins Ausland gegangen, nicht einmal nach Barcelona. Ohne sie hätte ich keine Leistung gebracht. Ich brauche das. Ohne Familie wäre das nichts geworden.
Prohaska: Ohne sie hätte ich die Karriere nicht so machen können.
Nach der Zeit in Barcelona gab es Kontakt mit dem AC Milan. Warum ist der Transfer nicht zustande gekommen?
Krankl: Das war der einzige Fehler in meiner Karriere. Ich hätte von Barcelona zu Milan wechseln können. Ich war stur und wollte heim nach Wien.
Hat sich diese Sturheit auch im Familienleben gezeigt?
Krankl: Je älter man wird, umso weicher wird man. Ich war immer ein sturer Hund und habe meinen Schädel durchgesetzt. Aber mit der Familie lernt man sogenannte „Kompromisse“. Die musst du eingehen, sonst funktioniert es nicht.
Prohaska: Stur bin ich eigentlich nicht. Ich bin eher nachtragend. Wenn mich jemand enttäuscht, dann ziehe ich mich zurück. Was ich bin, ist ungeduldig. Wenn ich was will, will ich es gleich.
Ist man in der Familie von der Ungeduld genervt?
Prohaska: Meine Tochter war mit ihrem Mann in New York. Ich habe ihr gesagt, sie soll mir ein New-York-Rangers-Leiberl mitbringen. Am nächsten Tag rufe ich an: „Hast du’s?“ – „Nein, noch nicht.“ Am übernächsten Tag rufe ich wieder an: „Hast’s jetzt?“ – „Papa, was rufst du mich in New York zweimal an wegen dem scheiß Leiberl?!“ Da war ich beleidigt. (lacht) Natürlich hat sie mir eins mitgebracht. Ich wäre nur ruhig gewesen, wenn sie gesagt hätte: „Papa, wir sind angekommen, wir waren im Fanshop. Das Leiberl ist gekauft.“ Aber das ist meine Ungeduld. Ich weiß eh, sie bringt mir eins.
Wer trifft bei euch in der Familie die Entscheidungen – zum Beispiel im Urlaub?
Krankl: Unsere Kinder sind erwachsen, die fahren dorthin, wohin sie wollen. Früher sind wir immer nach Jesolo gefahren, und jetzt kommen sie mit ihren eigenen Kindern wieder. Das ist das Schöne. Da vergeht die Zeit, und irgendwann sagen sie: „Papa, wir kommen zwei Wochen mit der ganzen Familie.“ Da sage ich nichts. Ich freue mich einfach.
Sind das die schönsten Momente, wenn die ganze Familie beisammen ist?
Prohaska: Absolut. Wir waren heuer in Irland, weil unsere Enkeltochter auf einer Pferderanch in Killarney ein Praktikum gemacht hat. Dieser Ort hat 18.000 Einwohner und 80 Pubs. Alle haben wir nicht geschafft, aber probiert haben wir es. (lacht) Fast überall gibt es Live-Musik, herrlich! Wir sind sogar reiten gegangen – ich war das erste Mal seit 30 Jahren. Davor waren wir in Griechenland mit den großen Enkeln. Einer davon hat seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht.
Werden noch weitere Bücher erscheinen?
Prohaska: Es ist auserzählt. Man könnte immer mehr machen. Uns würden sicher noch viele lustige Geschichten und Wuchteln einfallen. Ich glaube aber, man soll es nicht übertreiben.
Infos zum Buch
Krankls und Prohaskas Buch "Die liebe Familie" ist am 5. Oktober im "edition a" Verlag erschienen. Das Lesewerk gibt es in allen gängigen Buchhandlungen und im Online-Shop des Verlages um 25 Euro zu erwerben. Wie schon in den vergangenen Ausgaben wurde das Gespräch von ORF-Moderator Rainer Pariasek aufgezeichnet und von Autor Eric Sebach niedergeschrieben.