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Sepp Blatter gab 2010 bekannt: Die WM 2022 findet in Katar statt.
Sepp Blatter gab 2010 bekannt: Die WM 2022 findet in Katar statt.
Walter Bieri / EPA / picturedesk.com

Katars Vorgänger: Das waren die exotischsten Sport-Events

03.11.2022 um 13:30, Philipp Eitzinger
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Katar als Ausrichter für eine Fußball-WM ist die wohl umstrittenste Entscheidung der Sport-Geschichte. Es gab aber schon einige kuriose große Events – von der Ski-WM im Hochsommer bis zum Formel-1-Rennen am Casino-Parkplatz.

Ski-WM im August

Kein Witz: Die alpine Ski-WM 1966 ging im August über die Bühne - ein paar Wochen nach dem Finale der Fußball-WM. Sie fand in Portillo in den chilenischen Anden statt: Ein paar gottverlassene Pisten auf über 3.000 Meter Seehöhe und der "Ort" war exakt ein Hotel, in dem alle untergebracht waren und in dem es genau ein einziges Telefon gab. Die Titelkämpfe fanden praktisch unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Die Resonanz war so verheerend, dass nie wieder Titelkämpfe auf der Südhalbkugel veranstaltet wurden. Allerdings ist Portillo, heute viel besser erschlossen als damals, ein beliebter Ort für Sommer-Trainingslager geworden. Die ÖSV-Herren etwa waren in diesem Jahr wieder zur Saisonvorbereitung dort.

Winter-Olympia in Nevada

Sehr viel mehr als die halb-überdachte Eishalle (im Bild) und ein paar Hotels gab es bei Winter-Olympia 1960 nicht

Sehr verschnupft reagierte man in Österreich, als Innsbrucks Bewerbung für Winter-Olympia 1960 gegen Squaw Valley unterlag. Nicht nur, dass niemand jemals vom Ort über dem Lake Tahoe in Nevada gehört hatte, nein, es gab den Ort de facto noch gar nicht. Was es gab: Ein Hotel mit 50 Zimmern, ein Sessellift, zwei Schlepplifte - und aus. Auf den Bau eines Eiskanal wurde verzichtet, daher gab es 1960 keine Bob- und Rodelbewerbe. Die Vision von Squaw-Valley-Mastermind Wayne Poulsen ging aber auf: Das Gebiet, heute als "Palisades Tahoe" bekannt, ist eines der größten In-Resorts der USA und feiert in dieser Saison auch wieder ein Comeback im Ski-Weltcup.

Leichtathletik-WM in der Wüste

Hitzeschlacht um Mitternacht bei der Leichtathletik-WM in Doha 2019

Das Stadion konnte man mit riesigen Klima-Anlagen auf eine erträgliche Temperatur runterkühlen. Bei den Marathon- und Geher-Bewerben bei der Leichtathletik-WM in Katar 2019 war das aber nicht möglich. Sie wurden ob der Wüstenhitze zur gesundheitsgefährdenden Farce. Und das, obwohl die Rennen um Mitternacht (!!!) gestartet wurden.

Formel 1 auf dem Parkplatz

2023 kehrt die Formel 1 nach Las Vegas zurück – auf einem vernünftigen Stadtkurs durch die Häuserschluchten. 1981 und 1982 war die Königsklasse schon einmal im Spieler-Paradies zu Gast, allerdings – kein Scherz! - auf dem Parkplatz des Ceasar's Palace. Obwohl sich in beiden Rennen, es waren jeweils die letzten Saisonrennen, die WM entschied (zugunsten von Nelson Piquet 1981 und Keke Rosberg 1982), gilt die Veranstaltung weithin als eine der am schlechtesten durchdachten F1-Locations aller Zeiten.

Cricket-WM in der Karibik

Das Stadion Arnos Vale auf der Karibik-Insel St. Vincent

Nach Fußball- und Rugby-WM gelten die Welttitelkämpfe im Cricket als jene mit den drittmeisten Zusehern weltweit – vor allem in Großbritannien und Indien erfreut sich der Sport unglaublicher Beliebtheit. Darum wirkt eine WM auf Karibik-Inseln wie St. Lucia, St. Kitts-Nevis, Grenada und Barbados auf den ersten Blick sehr kurios. Aber das Team der "Westindischen Inseln" gehört tatsächlich zu den besseren Cricket-Teams und war 2007 Heimat der WM, der Zuschauerschnitt betrug 23.000 Menschen pro Match. Auch Prinz Harry und seine damalige Flamme Chelsy Davy waren da.

Historischer Boxkampf im Dschungel

Zaires Diktator Mobutu Sese Seko mit Box-Ikone Muhammad Ali

Der "Rumble In The Jungle" machte Muhammad Ali 1974 endgültig zur weltweiten Ikone, als er George Foreman in der 8. Runde auf die Bretter schickte. Bekannt ist der Kampf auch, weil er in Kinshasa stattfand, der Hauptstadt von Zaire (heute: D.R. Kongo). Diktator Mobutu Sese Seko hatte (mutmaßlich mit Hilfe von Muamer Gadafi) das nötige Geld aufgestellt, um Gastgeber zu sein und sich im Glanz der Box-Stars zu sonnen. Kurios: Der Kampf begann um 4 Uhr nachts Ortszeit, um im US-Fernsehen zur besten Sendezeit stattzufinden. Mit Erfolg – der Kampf wurde zur bis dahin meistgesehenen TV-Übertragung aller Zeiten.

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