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Franz Oss

Exklusivinterview: Johannes Lamparter

09.11.2021 um 10:53, Alexandra Nagiller
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WM-Gold bei den Junioren und den Erwachsenen innerhalb weniger Wochen, Gold im Teamsprint und Bronze im Teambewerb in der vergangenen Saison. Und jetzt? Nordischer Kombinierer Johannes Lamparter über Olympia, Bodenhaftung und die Saisonvorbereitung.

Bis zum Weltcup-Auftakt in Ruka (Finnland) ist es nicht mehr lange (26. – 28. 11. 2021). Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wir haben Johannes Lamparter beim Training in Seefeld besucht.

Wie laufen Deine  Saisonvorbereitungen?
Leider noch nicht ganz optimal. Ich hatte Ende Juli eine Blind-
darmoperation und musste daher rund ein Monat pausieren. Aber bis zum ersten Wettkampf auf Schnee sollte ich in Form sein. Optimale Vorbereitung schaut aber natürlich anders aus.

Wie schaut Dein Alltag aktuell aus?
Wir trainieren zweimal am Tag, wenn möglich dreimal pro Woche Springen. An den restlichen Tagen gibt es vormittags eine Cardioeinheit und nachmittags Regenerations-, Kraft- oder Gymnastikeinheiten. Ich mag das gemeinsame Training. Wenn ich zu Hause alleine trainiere, suche ich mir gerne einen Traingspartner, wie z.B. Florian (Kolb, Anm.d.Red.). Er ist fünf Jahre mit mir in Stams Schule gegangen und wir haben uns ein Zimmer geteilt. Da passt die Chemie (lacht).

 

Was ist für Dich die größte Challenge in der Vorbereitung?
An Nordischer Kombination ist der Reiz, die goldene Mitte zu finden, also nicht zu viel ins Skispringen oder zu viel ins Langlaufen zu investieren. Beide Disziplinen sind so unterschiedlich, da ist es leicht, den Fokus zu verlieren.

Was sind denn Deine Stärken?     
Dass ich im Wettkampf fokussiert meinen Plan verfolge und wenig nach links und rechts schaue. Beim Springen ist es so: Je mehr man mit Gewalt will, desto eher geht der Schuss nach hinten los. Wenn man nach einer Verletzung zurückkommt, dann springt man oft am besten, weil man Null Erwartungen hat. Ich versuche also, einfach Spaß beim Springen zu haben. Beim Laufen ist es genau umgekehrt – da braucht es den Biss im Wettkampf. Dieses Umschalten klappt bei mir ganz gut.

Dieser entspannte Fokus wird heuer dennoch schwieriger – immerhin bist Du nicht der Verfolger, sondern der Gejagte.
Ich möchte die Saison genauso starten wie letztes Jahr. Natürlich weiß ich, was ich erreicht habe. Aber ich möchte die Saison dennoch genießen – und vielleicht davon profitieren, dass ich mir in meinem ersten Jahr Respekt erarbeitet habe. Ich mache mir keinen Druck. Den Weltmeistertitel habe ich ja schon. Was heuer sicher anders sein wird: Bislang hab immer ich die anderen genau beobachtet, jetzt werden sicher ein paar Athleten bei mir genau hinschauen.

Was sind Deine Erwartungen an diese Saison?
Junioren-WM hab ich heuer keine mehr (lacht). Bei Olympia möchte ich natürlich dabei sein und eine Top Leistung abrufen. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wer zu Olympia mitkommt, ist noch nicht fix, sondern wird je nach Leistung dieser Saison entschieden. Die besten fünf Athleten kommen mit. Ich freue mich aber auch auf den letzten Bewerb vor Peking, hier in Seefeld. Ich hoffe, dass Fans zugelassen werden – so nah bei meinem Wohnort sind immer viele Freunde und die Familie dabei, das ist etwas ganz Besonderes.

Warum glaubst Du, läuft es aktuell so gut bei Dir?
Für mich ist Leistung wichtig, aber auch der Spaß am Sport. Sonst stellt man sich irgendwann die Frage, warum man das überhaupt alles macht. Ich bin immer mit einem großen Grinser beim Training und so möchte ich das auch weiterhin haben.

So große Erfolge – mancher Sportler ist da schon abgehoben.
Nach meinen Weltmeistertiteln musste ich für die Matura lernen. Und in der neuen Saison startet sowieso alles von Null. Klar muss ich jetzt manchmal Autogrammkarten schreiben und ich genieße diese Popularität als Sportler. Daheim bei meinen Freunden bin ich aber einfach Johannes und kann mit ihnen etwas unternehmen und abschalten.

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