Direkt zum Inhalt
Roman Mählich, heute ORF-Experte, 1998 beim 2:2 gegen Frankreich am Platz.
Roman Mählich, heute ORF-Experte, 1998 beim 2:2 gegen Frankreich am Platz.
Hans Techt / APA / picturedesk.com

Die legendärsten Spiele Österreichs gegen den Weltmeister

09.06.2022 um 09:42, Philipp Eitzinger
min read
Zum 23. Mal in seiner Geschichte tritt das ÖFB-Nationalteam am Freitag gegen einen amtierenden Weltmeister an. Das Nations-League-Match gegen Frankreich ist dabei das erste Bewerbsspiel gegen den jeweils aktuellen Titelträger seit Córdoba!

Es ist 24 Jahre her, als Österrich den damals frischgebackenen Weltmeister Frankreich in Wien empfing, vor ausverkauftem Haus wurden Toni Polster und Michi Konsel verabschiedet; Roman Mählich und Co. trotzen der Truppe um Zinedine Zidane ein achtbaren 2:2 ab. Nun kommt es in der Nations League, wieder im ausverkauften Happel-Stadion, erneut zum Duell mit einem amtierenden Weltmeister Frankreich.

5 Siege, 8 Unentschieden und 9 Niederlagen – so lautet die Bilanz Österreichs, wenn das Nationalteam gegen den jeweils amtierenden Weltmeister antritt. In Bewerbsspielen lautet die Bilanz drei Siege, zwei Niederlagen – das letzte Pflichspiel liegt aber 44 Jahre zurück (das war jenes in Córdoba), seither gab es nur Freundschaftsspiele.

Hier die legendärsten Spiele Österreichs gegen den jeweils amtierenden Weltmeister.

1978 - 3:2 gegen Deutschland in Córdoba

Für Österreich war schon das erstmalige Erreichen einer WM nach zwanzig Jahren Durststrecke ein riesiger Erfolg. Dass man durch Siege über Spanien und Schweden sogar die erste Gruppenphase überstand, machte Krankl, Schachner, Prohaska und Co. schon zu Volkshelden. Dass man in der zweiten Gruppenphase an die Grenzen stieß und nach Niederlagen gegen Holland und Italien schon vor dem abschließenden Match gegen die Bundesrepublik als Gruppenletzter feststand, tat dem keinen Abbruch. Umso weniger, weil man Deutschland noch das Weiterkommen verhageln konnte: Ein deutlicher DFB-Sieg hätte den Weltmeister von 1974 wieder ins Finale gebracht, ein "normaler" Sieg oder - dank des Resultats im Parallelspiel - ein Remis zumindest ins Spiel um Platz drei. Aber Hickersberger und Co. kamen zum legendären 3:2-Sieg, bei dem Krankls später Siegtreffer Edi Finger senior am Radio-Mikrofon das berühmte "I werd' narrisch!" entlockte. Dass Robert Seeger das Match im TV kommentierte, ist heute beinahe vergessen.

1978: Josef Hickersberger (re.) ist vor Berti Vogts (li.) am Ball.

2018 - 2:1 gegen Deutschland in Klagenfurt

Für den 2014er-Champion Deutschland war das Aufeinandertreffen in Klagenfurt ein Probegalopp für die WM 2018 in Russland, für Österreich - und Teamchef Franco Foda im Speziellen - war es das Spiel des Jahres. Ein Unwetter sorgte für die Verschiebung des Anpfiffes um 1:40 Stunden, als es aber losging war Österreich fokussiert und griffig, das mit nur fünf Stammspielern angetretene B-Team des Weltmeisters aber schlampig und und behäbig. Martin Hinteregger und Alessandro Schöpf drehten das Spiel nach Mesut Özils frühem Treffer um, das ÖFB-Team gewann mit 2:1 und bescherte Franco Foda einen der prestigeträchtigsten Siege seiner Trainerkarriere.

2018: Sebastian Prödl düpiert Mesut Özil

1971-74: Drei Remis gegen Brasilien

Mit einer wahren Zaubershow krönte sich Brasilien 1970 zum Champion, in den kommenden Jahren ging es dreimal gegen jenes österreichische Team, das von Leopold Stastny gerade aufgebaut wurde und 1978 seine Krönung erleben sollte. Kurz vor der WM 1970 hatte sie Selecao Österreich noch 1:0 besiegt, danach sollte das ÖFB-Team dem Champion aber stark Paroli bieten. Vor 130.000 Zusehern in Sao Paulo brachte Superstar Pelé die Brasilianer im Juni 1971 in Führung, aber Kurt Jara sichete das 1:1. Zwei Jahre später in Wien lief es umgekehrt: Willy Kreuz brachte Österreich früh in Front, Jairzinho glich zum 1:1-Endstand aus. Und im Jahr 1974 schließlich, als die ÖFB-Delegation wieder vor über 120.000 Fans in Sao Paulo antrat, trotzten der damals 21-jährige Hans Krankl und seine Mitstreiter dem Favoriten ein 0:0 ab.

Krankl und Co.: Dreimal ungeschlagen gegen Brasilien

1990 - 1:1 gegen Argentinien in Wien

Schon im Jahr 1980 kam Diego Maradona erstmals mit Argentinien nach Wien, da noch als Supertalent, beim Titel 1978 war er noch nicht dabei – Österreich ging 1:5 unter. Zehn Jahre später kam Maradona als größter Fußball-Star der Welt nach Österreich zurück, der Champion von 1986 kam zum Test-Kick für die WM von 1990, das Praterstadion war bummvoll und das etwas überraschend ebenso für die Endrunde qualifizierte ÖFB-Team lieferte eine Talentprobe ab: Nach dem 3:2 zuvor in Spanien kamen Maradona und Co. nach Zsaks schneller Führung nur noch zum 1:1-Ausgleich. Österreich gewann drei Wochen später auch gegen Europameister Holland und fuhr voller Eurphorie zur WM in Italien. Dort gab es aber das Vorrunden-Aus und drei Monate später die Blamage gegen die Färöer...

Maradona in Wien: 5:1-Sieg 1980, 1:1-Remis 1990

2008 - 2:2 gegen Italien in Nizza

Nach der wider Erwarten recht anständigen Heim-EM 2008 zauberte der ÖFB Karl Brückner als neuen Teamchef aus dem Hut. Der "Weiße Vater", der zuvor aus Tschechien ein Weltklasse-Team geformt hatte, feierte sein Debüt in einem Testspiel gegen Italien. Dort war die Leistung ganz okay, aber nicht überragend; aber Tore von Pogatetz (dank italienischem Abwehr-Tiefschlaf) und Janko (nach Zweikampf mit Pirlo) brachten Österreich 2:0 in Führung. Die Italiener, nicht von allzu großer Spiellaune beseelt, kamen in der zweiten Halbzeit noch zum Ausgleich, begünstigt durch einen Fehlgriff des ansonsten starken Torhüters Rambo Özcan. Österreich besiegte wenige Wochen später Frankreich zum Start in die WM-Quali mit 3:1, dann fielen die Räder aber schnell vom Wagen und ein halbes Jahr später hatte Didi Constantini bereits Brückner beerbt.

Marc Janko: Beinahe-Sieg gegen Italien 2008

1954 - 3:1 gegen Uruguay um WM-Platz 3

In den frühen Fünfzigern gehörte Österreich nicht zur absoluten, aber doch zur erweiteren Weltspitze. Der Einzug ins WM-Halbfinale 1954 war daher keine Sensation und mit Halbfinal-Gegner Deutschland war man bis dahin absolut auf Augenhöhe - zehn schwarze Minuten nach Wiederanpfiff mit vier Gegentoren führten aber zum 1:6-Debakel. Das Spiel um Platz drei gegen Titelverteidiger Uruguay interessierte niemanden so wirklich, die Urus aber noch weniger als Happel, Hanappi, Ocwirk und Co.: Österreich gewann 3:1 und trat als WM-Dritter die kurze Heimreise aus der Schweiz an. Was damals noch keiner ahnte: So gut sollte nie wieder eine WM für Österreich verlaufen.

Das Team um Gerhard Hanappi (re.) besiegt Carlos Borges (li.) und Uruguay in Zürich

Alle Spiele Österreichs gegen den amtierenden Weltmeister

0:2 in Wien gegen Italien (1935). 2:2 in Rom gegen Italien (1936). 2:0 in Wien gegen Italien (1937). 2:3 in Mailand gegen Italien (1946). 5:1 in Wien gegen Italien (1947). 1:3 in Florenz gegen Italien (1949). 3:1 in Zürich gegen Uruguay (1954). 2:3 in Wien gegen Deutschland (1957). 0:1 in Wien gegen England (1967). 1:1 in Sao Paulo gegen Brasilien (1971). 1:1 in Wien gegen Brasilien (1973). 0:0 in Sao Paulo gegen Brasilien (1974). 0:2 in Wien gegen Deutschland (1975). 3:2 in Córdoba gegen Deutschland (1978). 1:5 in Wien gegen Argentinien (1980). 1:2 in Udine gegen Italien (1986). 1:1 in Wien gegen Argentinien (1990). 0:0 in Nürnberg gegen Deutschland (1992). 1:5 in Wien gegen Deutschland (1994). 2:2 in Wien gegen Frankreich (1998). 2:2 in Nizza gegen Frankreich (2008). 2:1 in Klagenfurt gegen Deutschland (2018).

more