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Spieler der österreichischen Nationalmannschaft jubeln am Dienstag, 09. September 2025, nach Ende des Spiels zur WM-Qualifikation, Gruppe H, 6. Runde, zwischen Bosnien-Herzegowina und Österreich in Zenica.
Österreihc hat sich gegen Bosnien in der WM-Qualifikation mit 2:1 durchgesetzt.
Österreihc hat sich gegen Bosnien in der WM-Qualifikation mit 2:1 durchgesetzt.
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Rangnick nach Bosnien-Duell: "Wir haben geflachst"

10.09.2025 um 10:49, Marcel Toifl & APA, Red
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Österreich besiegt Bosnien auswärts mit 2:1 und steht in der WM-Quali perfekt da. Bayern-Legionär Konrad Laimer avanciert zum Matchwinner mit einem Tor.

Inhaltsverzeichnis:

Österreichs Fußball-Nationalteam ist dem Ticket für die WM 2026 einen großen Schritt nähergekommen. Die ÖFB-Auswahl gewann am Dienstag in Zenica gegen Bosnien-Herzegowina 2:1, holte den vierten Sieg im vierten Quali-Spiel und liegt in Gruppe H bei einem Match in der Hinterhand nur aufgrund der um einen Treffer schlechteren Tordifferenz hinter den Bosniern auf Rang zwei. Marcel Sabitzer (49.) und Konrad Laimer (65.) trafen für Österreich, Edin Dzeko erzielte das 1:1 (50.).

Heiße Szenen im ausverkauften Stadion

13.600 Zuschauer sorgten im ausverkauften Stadion Bilino Polje für eine stimmungsvolle Kulisse und bekamen schon nach wenigen Sekunden den ersten Abschluss von Dzeko zu sehen. Der Versuch des Altstars ging aber deutlich am Tor vorbei.

Die Bosnier setzten im Spiel nach vorne auf ihr 39-jähriges Aushängeschild und überließen ansonsten zumeist den Gästen die Initiative, die mit dem Ballbesitz anfangs jedoch wenig bis gar nichts anzufangen wussten. Wie schon gegen Zypern taten sich die ÖFB-Kicker gegen einen gut gestaffelten Gegner schwer. Die Quote an technischen Patzern und Fehlpässen war zu hoch, um den Gegner in Bedrängnis zu bringen.

Sabitzer und Dzeko mit Blitztreffern

Wirklich gefährlich wurde es vor der Pause nur in der 24. Minute: Nach einem Freistoß-Chip von David Alaba brachte der für Marko Arnautovic in die Startelf gekommene Michael Gregoritsch den Ball zur Mitte, Bosnien-Goalie Nikola Vasilj wehrte nach vorne vor die Füße von Philipp Lienhart ab, doch der Innenverteidiger schoss vom Fünfer weit über die Latte. Die zweite vielversprechende Offensivszene gelang in der 41. Minute. Christoph Baumgartner bediente Gregoritsch, dessen Schuss jedoch klar das Ziel verfehlte.

Bald nach Wiederanpfiff nahm die Partie zumindest vorerst die aus österreichischer Sicht gewünschte Wendung. Der für Patrick Wimmer zum Zug gekommene Schmid, neben Gregoritsch der zweite Neue in der Startformation, setzte Gregoritsch ein. Der Steirer spielte zur Mitte, und der missglückte Abwehrversuch von Nihad Mujakic landete vor den Füßen von Sabitzer, der per Volley die Führung der Truppe von Ralf Rangnick besorgte. Sabitzer hatte schon das Goldtor gegen Zypern erzielt, damals in der 54. Minute aus einem Elfmeter.

Das Momentum war schon etwa 20 Sekunden nach dem Anstoß wieder dahin. Gregoritsch leistete sich einen Ballverlust, Alaba konnte den Pass von Ermedin Demirovic nicht verhindern, Lienhart war schlecht postiert und Dzeko stellte auf 1:1. Rangnick, der die weiten Wege im Stadion aufgrund seiner Fußprobleme auf einem Fahrrad zurücklegte, reagierte und brachte nach einer Stunde Wimmer, Florian Grillitsch und Arnautovic.

Arnautovic und Laimer machen den Unterschied

Letzterer sollte bei der Entstehung des entscheidenden Treffers eine wichtige Rolle spielen, denn Arnautovics abgefälschter Schuss wurde zur optimalen Vorlage für Laimer. Der Bayern-Profi sorgte mit einem trockenen Linksschuss für das 2:1 des ÖFB-Teams. Das Abseits aufgehoben hatte Tarik Muharemovic, der in Kärnten aufwuchs und früher bei Austria Klagenfurt und beim WAC engagiert war. Für die Wolfsberger absolvierte der 22-Jährige sogar fünf Bundesligapartien.

In der letzten Viertelstunde wurden die Bosnier notgedrungen offensiver, schafften es allerdings nicht, eine zwingende Chance herauszuspielen. Wimmer sah im Finish für ein Foul an den eingewechselten Salzburg-Youngster Kerim Alajbegovic noch Gelb-Rot (95.), die ÖFB-Auswahl brachte den Vorsprung aber ohne gröbere Probleme über die Zeit. Das Rangnick-Team hat nun im Rennen um den Gruppensieg, der den fixen Startplatz für die Endrunde in Nordamerika bedeutet, alle Trümpfe in der Hand.

Rangnick warnt vor vorschnellem Jubel

Teamchef Ralf Rangnick will nach dem 2:1 im ersten direkten Duell bei Hauptkonkurrent Bosnien den Tag aber nicht vor dem Abend loben. "Bis jetzt gibt es überhaupt keinen Grund, auf irgendetwas stolz zu sein", sagte Rangnick nach vier Siegen in vier Quali-Partien. "Es ist erst die Hälfte gespielt." Die nächsten Prüfungen warten am 9. Oktober gegen San Marino und drei Tage später in Rumänien.

Bosnien wittert noch Chancen

Mit dem Auswärtssieg in Zenica brachten sich die favorisierten Österreicher in Gruppe H in die Pole-Position. "Es war klar, wer auch immer das Spiel gewinnt, dass er durchaus einen Schritt Richtung WM macht", erklärte Rangnick. "Es war ein wichtiger Schritt. Wir haben alles selber in der Hand." Das gilt aber auch noch für die Bosnier. Wenn die Auswahl um Altstar Edin Dzeko ihre beiden nächsten Spiele gewinnt, kommt es am 18. November in Wien zu einem finalen Showdown um das WM-Ticket.

"Unser nächstes Ziel ist es jetzt, die zwei Spiele in der nächsten Abstellungsperiode zu gewinnen", erklärte Rangnick. Gegen San Marino soll im Ernst-Happel-Stadion im Idealfall auch etwas für das Torverhältnis getan werden. "Weil das kann am Ende auch entscheiden", erinnerte der ÖFB-Coach. Dann nämlich, wenn bei Punktegleichheit keine Mannschaft in den zuerst herangezogenen direkten Duellen mehr Tore erzielt hat - möglich etwa bei einem 1:0-Sieg der Bosnier in Österreich.

Entscheidung könnte in Zypern fallen

Bosniens Teamchef Sergej Barbarez wollte daher noch keinesfalls gratulieren. "Ich würde nicht sagen, dass dieses Spiel entscheidend war", meinte der frühere Deutschland-Legionär nach dem ersten Punkteverlust seines Teams. "Nichts ist zu Ende, wir haben noch viele Spiele vor uns. Da kann viel passieren." Die Bosnier gastieren am 9. Oktober auf Zypern und empfangen am 15. November Rumänien. Barbarez: "Wenn wir die nächsten beiden Spiele gewinnen, werden wir nach Wien kommen und versuchen, diesen Matchball zu nutzen."

Laimer überzeugt als bayerischer Verteidiger

Sollten die Bosnier vorher Federn lassen, könnte das ÖFB-Team sein herbeigesehntes Ticket für die WM 2026 in Nordamerika bereits am 15. November auf Zypern fixieren. "Zum Thema Zypern: So ganz blind sind die dort auch nicht", betonte Rangnick mit Verweis auf das 2:2 der Inselkicker am Dienstag gegen Rumänien. Drei Tage zuvor hatte der Außenseiter in Linz auch Österreich an den Rand eines Punkteverlusts gebracht, Marcel Sabitzer entschied die Partie aber mit einem glücklich zustande gekommenen Elfmeter.

Rangnick führte den bei vielen seiner Spieler so früh in der Saison noch nicht vorhandenen Spielrhythmus ins Treffen. "Mir war klar, dass das Spiel gegen Zypern ein schweres wird und hier sowieso", sagte der 67-Jährige in Zenica. "Beides hat sich bestätigt, trotzdem haben wir sechs Punkte geholt. Wenn wir solche Spiele jetzt auch ziehen, spricht das in erster Linie für die Mentalität und die Einstellung der Mannschaft." Drei ihrer vier Quali-Siege haben die Österreicher mit einem Tor Unterschied eingefahren.

In Bosnien avancierte Konrad Laimer zum Matchwinner. "Wir haben geflachst, was er als Rechtsverteidiger auf der Mittelstürmerposition zu suchen hat", berichtete Rangnick aus der Kabine. Der Salzburger scheint auch im Nationalteam - wenn keine anderen Schlüsselspieler fehlen - auf der Position angekommen, auf der er sich bei Bayern München einen Stammplatz erkämpft hat. Rangnick: "Wir werden sehen. Konni kann viele Positionen spielen."

In der aktuellen Konstellation sei es für ihn naheliegend gewesen, Laimer als Rechtsverteidiger aufzubieten. "Stefan Posch war gesperrt. Das ist schon auch ein Spieler, der diese Position spielen kann", meinte Rangnick. Das gelte auch für Patrick Wimmer, der nach Gelb-Rot nun gegen San Marino zuschauen muss. Links ist mittlerweile Phillipp Mwene gesetzt. Sie alle jubelten in Zenica vor den mehr als 400 mitgereisten Fans. Die nächste ÖFB-Zusammenkunft erfolgt bereits in dreieinhalb Wochen.

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