Niki Glattauer ist verstorben: Das waren seine letzten Worte
Inhaltsverzeichnis
- Vom Journalisten zum Lehrer
- Ein streitbarer Publizist
- Krebsdiagnose und Abschied
- Letzter Abend und letzte Worte
- Begräbnis und Erinnerung
Nikolaus „Niki“ Glattauer ist am Donnerstag, dem 4. September 2025, im Alter von 66 Jahren nach schwerer Krankheit in seiner Wohnung in Wien-Favoriten verstorben. Glattauer war an Gallengangkrebs erkrankt, eine der aggressivsten Krebsarten, die im fortgeschrittenen Stadium kaum behandelbar ist. Von Beginn an war für ihn klar, dass er nicht in einem Spital unter Schmerzen und Abhängigkeit sterben wollte. „Ich bin kein Mensch, der um jeden Preis leben will“, hat er in einem letzten Interview betont. Er hat sich für einen begleiteten Suizid entschieden, der seit 2022 in Österreich gesetzlich möglich ist.
Vom Journalisten zum Lehrer
Glattauer wurde am 1. Jänner 1959 in Zürich geboren, als Sohn des Journalisten Herbert O. Glattauer und einer Kärntner Slowenin. Aufgewachsen ist er im Gemeindebau in Wien-Favoriten. Wie sein Vater schlug er zunächst den Weg in den Journalismus ein, arbeitete für die „Presse“, den „Kurier“, die „Kronen Zeitung“, die „Arbeiter-Zeitung“ und das Wochenmagazin „News“, wo er es bis zum stellvertretenden Chefredakteur brachte. Später war er Chefredakteur der „Krone Online“. „Ich war nie gern Journalist", bekannte er in seinem letzten Interview.
Mit fast 40 wechselte er in den Schuldienst, zunächst als Lehrer an einer Hauptschule, später als Sonderpädagoge und ab 2017 als Direktor einer Sonderschule in Wien-Meidling. Dort hat er sich besonders für Kinder eingesetzt, die im System schnell verloren gehen. Seine Beobachtungen über den Schulalltag hat er in Kolumnen und Büchern verarbeitet; scharf in der Kritik, pointiert im Ton. Werke wie "Die Pisa-Lüge", "Mitteilungsheft" oder "Best of Schule" wurden zu Bestsellern.
Ein streitbarer Publizist
Überhaupt blieb Glattauer dem Publizieren zeit seines Lebens treu, ganz hat er den Absprung von den Medien nie geschafft. Erst schrieb er Kolumnen für den „Kurier“, später für „Heute“ und zuletzt für „Newsflix“. Für ihn war es eine Möglichkeit, seinen Herzensthemen Plattform zu verschaffen: Schule, Integration, Sprache, Gerechtigkeit im Bildungssystem.
Kollegen an der Schule hat er stets Mut zugesprochen. „Man braucht Haltung, wenn man Lehrerin oder Lehrer ist“, so Glattauer. Gleichzeitig hat er Schülern, die am Rand standen, Aufmerksamkeit verschafft und den Blick auf sie gelenkt.
Glattauer war scharfzüngig, aber humorvoll, jemand, der unbequeme Wahrheiten aussprach. Auch in seinem letzten Interview hat er den Finger noch einmal in offene Wunden gelegt. Und ein neues Thema ins Licht der Öffentlichkeit gerückt: die Frage, wie ein Mensch am Ende seines Lebens Würde bewahren kann.
Krebsdiagnose und Abschied
Im Frühsommer dieses Jahres hat Glattauer die Diagnose erhalten: Gallengangkrebs. Operation und Chemotherapie hat er abgelehnt, weil sie sein Leben nicht verlängert, sondern nur verschlechtert hätten. „Man könnte den Krebs rausschneiden, aber dann wird die Hälfte meiner Gedärme mitgeschnitten. Dann kann ich nicht mehr essen, nicht mehr trinken, nicht mehr leben, wie ich will.“ Er habe gesehen, wie Verwandte qualvoll gestorben sind, und für sich ausgeschlossen, dasselbe Schicksal zu erleiden. „Ich habe mein Konzert zu Ende gespielt.“ Glattauer hat sich für einen assistierten Suizid entschieden. Die letzten Tage hat er im Kreis seiner Liebsten verbracht.
Letzter Abend und letzte Worte
Am 4. September ist Niki Glattauer selbstbestimmt, wie es sein Wunsch war, aus dem Leben geschieden. Das hat sein Bruder Daniel Glattauer gegenüber der APA bestätigt. „Ich möchte all jenen, die am Schicksal meines Bruders Niki Anteil genommen haben, danken und mitteilen: Wir haben im Kreis der Familie einen schönen letzten Abend miteinander verbracht. Wir haben Karten gespielt, gegessen, getrunken, gelacht und geweint“, so Daniel Glattauer zur APA. Am Donnerstagvormittag ist Niki Glattauer friedlich, entspannt, ohne Ängste und ohne Schmerzen im Kreise seiner Familie eingeschlafen. Seine letzten Worte waren: „Schön. Wow!“
Begräbnis und Erinnerung
Niki Glattauer hat festgelegt, dass er eingeäschert wird. Seine Urne soll am Zentralfriedhof unter einem Ginkgobaum beigesetzt werden. „Ich finde, das ist ein schöner Gedanke.“ Er hat gewünscht, dass man ihn so erinnert: „Als lustig und aufrichtig.“