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Conchita Wurst und Andreas Gabalier
Conchita Wurst und Andreas Gabalier haben für Aufsehen gesorgt.
Conchita Wurst und Andreas Gabalier haben für Aufsehen gesorgt.
Andreas Tischler / picturedesk.com

Gabalier über Conchita-Eklat: "Wäre schön, wenn ..."

18.07.2025 um 11:10, Jovana Borojevic
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Jetzt spricht Andreas Gabalier offen über den Amadeus-Eklat mit Conchita Wurst, den berühmten „Manderl“-Spruch und seinen gefloppten Regenbogen-Song.

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Es war der Abend der Amadeus Austrian Music Awards im Jahr 2015. Andreas Gabalier, damals schon ein Superstar der deutschsprachigen Schlagerwelt, betritt die Bühne, nimmt seinen Preis entgegen und sagt: „Man hat’s nicht leicht auf derer Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht.“ Der Satz fiel mitten in eine Zeit, in der Conchita Wurst, frischgebackene ESC-Siegerin, zur Symbolfigur für Vielfalt und LGBTQ+-Sichtbarkeit avanciert war. Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: lautes Buhen im Saal, öffentliche Empörung, Medienberichte voller Entrüstung. Gabalier selbst verschwand daraufhin jahrelang von der Amadeus-Bühne freiwillig. 

Ein Bier zu viel

Jahre später spricht Gabalier nun auch im Podcast über die umstrittene Szene. Rückblickend erklärt er: „Wir haben damals ein Bier zu viel gehabt.“ Sein süffisanter Spruch richtete sich laut eigener Aussage nicht gegen Conchita Wurst persönlich, sondern sei ein Ausdruck seiner Enttäuschung darüber gewesen, in mehreren Kategorien gegen sie unterlegen zu sein. „Es wäre schön, wenn Leistung auch ein bisschen zählen würde,“ sagt Gabalier heute. Er verweist darauf, dass er in jenem Jahr deutlich mehr Platten verkauft habe als die frisch gekrönte Queer-Ikone. Die Buh-Rufe im Saal und die anhaltenden Vorwürfe der Homophobie hätten ihn tief getroffen. „Homophobie? Nein! Ich habe drei schwule Pärchen in meinem Bekanntenkreis, mit denen ich das ganze Jahr über einen sehr, sehr lieben Draht habe.“ 

Die Klarstellung

Auch im Ö3-Wecker äußerte sich Gabalier 2021 ausführlich zu dem damaligen Vorfall. „Das war überhaupt nie eine Kampfansage. Ich hätte mich einfach nur gefreut, wenn man diesen Musikpreis auch ein bisserl mehr aufgrund von Fakten und Zahlen vergeben hätte.“ Er betonte erneut, dass es ihm nie darum gegangen sei, jemanden zu beleidigen oder anzugreifen. „Diese homophobe Ecke, in die ich gerückt worden bin – das tut mir leid. Ich wollte niemanden verletzen.“ 

Versuch, Brücken zu bauen

Um zu zeigen, wie ernst es ihm mit Toleranz sei, veröffentlichte Gabalier später den Song „Liebeleben“, eine Ballade, die die gleichgeschlechtliche Liebe feiert. Doch der Versuch, Brücken zu schlagen, endete in einem Fiasko. „Der größte Flop meiner Laufbahn,“ urteilt der Musiker heute schonungslos. Weder seine treue Fan-Community noch jene, die ihn einst kritisiert hatten, wollten den Song hören. „Auch bei denen, die sich selbst als tolerant sehen, ist der Horizont oft nur so groß wie das eigene Weltbild,“ sagt Gabalier bitter. Ihm sei klar geworden, dass es in der öffentlichen Wahrnehmung manchmal keinen Platz für Grautöne gibt, nur schwarz oder weiß, dafür oder dagegen. 

Man bedient seine Bubble

Die Erfahrung habe ihn verändert. Gabalier habe verstanden, dass man es nie allen recht machen könne und dass man das auch nicht müsse. „Man bedient seine Bubble und muss nicht jedem gefallen, und das versuche ich seitdem auch nicht mehr,“ erklärt er heute mit einer Mischung aus Resignation und Entschlossenheit. 

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