Winnetou, Kurz, Schmid und das Heldentum
So manche konservative Kraft dieses Landes sah eben noch bei der die Republik erschütternden Winnetou-Debatte den Untergang des Abendlandes heraufdämmern. Furchtlos verteidigte man die Bilder des stolzen Apachen und seines weißen Freundes. Eine wahrlich große Geschichte. Und erst das Ende. Der rote wirft sich heldenhaft vor seinen weißen Bruder, um den von Bösewicht Santer abgefeuerten Schuss mit seinem vermeintlich unverwundbaren, weil selbstredend stählernen, Körper abzufangen. Das eigene Leben für das Leben des Freundes geben. Das ist wahres Heldentum. In der kürzlich noch türkis gewesenen ÖVP scheint man in der Praxis dem heldenhaften Sterben wenig abgewinnen zu können. Da ist es eher umgekehrt. Man wirft sich nicht in den Schuss, sondern benutzt den jeweils anderen als Schutzschild, um nicht selbst getroffen zu werden. Er war’s, nein er war’s lautet die Devise.
Verrat statt Heldentum
Würde es sich bei den handelnden Personen um irgendwelche einstigen Blutsbrüder handeln, könnte man dem bunten Treiben amüsiert zuschauen und die vorgeführte Peinlichkeit als Realityshow á la "Forsthaus Rampensau" abtun. Weil die Akteure aber eben noch die höchsten und allerhöchsten Ämter dieser Republik bekleideten und durch ihr Handeln nicht nur sich und die von ihnen repräsentierte Partei, sondern auch den von ihnen vertretenen Staat in den Dreck ziehen, erinnert die ganze Szenerie eher an ein Shakespeare-Drama als an Winnetou. Schnöder Verrat statt Heldentum. (Sorry für den Ausflug in die Kultur, ich will keinem Winnetou-Fan zu nahe treten.)
Der Lack ist ab, der Drops gelutscht., Mut kann man sich nicht kaufen. Ein wenig richtet sich diese Geschichte aber auch gegen uns selbst. Aber Hand aufs Herz: Wer konnte schon ahnen, dass sich hinter der schönen Kurz’schen Fassade kein tragfähiges Fundament befand? Das werden sich wohl manche Fans fragen und vielleicht auch sich selbst hinterfragen. Die Fassade allein trägt halt kein Gebäude. Und ein Wigwam ist im Winter kalt. Hugh.