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Vilimsky redet sich in Rage, Screenshot aus dem Report-Video
Vilimsky hat ein Interview mit dem ORF-Report abgebrochen.
Vilimsky hat ein Interview mit dem ORF-Report abgebrochen.
Screenshot: ORF Kontext/youtube

Vilimsky rastet aus: ORF veröffentlicht vollen Clip

03.06.2024 um 13:11, Stefanie Hermann
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FPÖ-Spitzenkandidat Vilimsky hat am Samstag ein Interview mit dem ORF zornig abgebrochen. Grund: die Frage des Reporters. Seitdem gehen die Wogen hoch.

Eine Woche vor der Wahl zeigt sich der sonst so hartgesottene FPÖ-Spitzenkandidat auffallend dünnhäutig – zumindest wenn es um unliebsame Medienfragen geht. Am Wochenende hat Harald Vilimsky ein Interview mit dem ORF wutentbrannt abgebrochen. Damit nicht genug, hat er per Social Media und Aussendung nachgelegt. Der ORF wiederum lässt sich das nicht gefallen. 

"Wer ist rechtsextrem?"

Es war ein Interview, wie Politiker sie tausendfach führen: Am Rande eines Straßenfests in Wien-Simmering wird Vilimsky zur anstehenden EU-Wahl befragt. Die gestellte Frage echauffiert ihn aber dermaßen, dass er das Gespräch kurzerhand abbricht. Wenig später postet er einen Ausschnitt des Interviews auf seinem X-Account (vormals Twitter). "Mir platzt der Kragen. Wen meinen Sie mit rechtsextrem? Meinen Sie mich, meinen Sie meine Partei? Wer ist rechtsextrem? Bitte erklären Sie das mir", wettert Vilimsky, sich sichtlich in Rage redend, in Richtung des ORF-Reporters. Spannend: Just jene Frage, die ihn so geärgert hat, ist auf dem kurzen Smartphone-Clip nicht zu sehen. Ob sie weggeschnitten wurde oder die Aufnahme tatsächlich zu spät begonnen hat, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen.

Politisches Kalkül

In der FPÖ lässt man sich die Gelegenheit jedenfalls nicht entgegen, gegen einen der Lieblingsfeinde ins Feld zu ziehen. FPÖ-Chef Herbert Kickl, verschwendetet keine Zeit, den ORF scharf zu veurteilen. "Von linken Aktivisten" und "übelster Propaganda" ist die Rede. "Was in diesem ORF abgeht, ist nur mehr jenseitig. Hier wird übelste linke Propaganda betrieben, und die FPÖ pauschal verunglimpft. Das hat nichts mehr mit einer objektiven Berichterstattung eines öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu tun", schießt Vilimsky via Aussendung nach und trommelt mit einer Forderung für das blaue ORF-Programm: "Es braucht eine Erneuerung des ORF an Haupt und Gliedern und ein Ende der ORF-Zwangsgebühren. Wir werden uns diese Vorgangsweise nicht mehr länger gefallen lassen. Das muss und wird Thema im Stiftungsrat werden."

ORF stellt sich hinter Reporter

Der ORF seinerseits lässt sich das nicht gefallen und kontert. Bereits am Wochenende ist Dieter Bornemann, Sprecher der ORF-Journalisten, ausgerückt, um den journalistischen Anspruch und die Korrektheit besagter Frage zu verteidigen. Die Frage des „Report“-Kollegen war journalistisch korrekt formuliert: "Die Rechtspopulisten und Rechtsextremen im europäischen Parlament sind sehr zerstritten. Wie überzeugen sie die Wähler, dass es nicht eine verlorene Stimme ist?", stellt Bornemann klar. "Wer daraus eine pauschale Unterstellung des Rechtsextremismus macht, will die Empörungsmaschine der FPÖ befeuern. Im Video wurde die Frage von der FPÖ wohl aus gutem Grund weggeschnitten." Die Frage sei angesichts aktueller Entwicklungen durchaus legitim.

Wer daraus eine pauschale Unterstellung des Rechtsextremismus macht, will die Empörungsmaschine der FPÖ befeuern. Im Video wurde die Frage von der FPÖ wohl aus gutem Grund weggeschnitten.

— Dieter Bornemann (@DieterBornemann) June 1, 2024

Hintergrund für die Frage: Die FPÖ gehört wie die italienische Lega Nord, die französische Rassemblement National (ehemals Front National) und die deutsche AfD zur rechten ID-Fraktion (Identität und Demokratie) im Europäischen Parlament. Die AfD war nach kritischen Äußerungen ihres EU-Spitzenkandidaten Maximilian Krah zur SS aus der ID-Fraktion im EU-Parlament ausgeschlossen worden. Die FPÖ hatte, anders als die italienischen und französischen Kollegen, gegen den Ausschluss der gesamten Partei gestimmt. Sie hält weiter an der Zusammenarbeit mit der AfD fest.

ORF veröffentlicht vollen Ausschnitt

Zu Wochenbeginn hat der ORF jetzt noch einmal nachgelegt. Üblicherweise wird die Polit-Sendung "Report" am Dienstagabend ausgestrahlt. Anders als üblich hat man aber bereits Montagmittag einen Ausschnitt des besagten Interviews online gestellt. Darauf zu sehen ist die vollständige Frage, die den FPÖ-Mann so sehr in Rage gebracht hat.

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