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Tanken | Credit: Daniel Scharinger / picturedesk.com
Den Tankstellen kann man die hohen Kraftstoffpreise nicht anlasten.
Den Tankstellen kann man die hohen Kraftstoffpreise nicht anlasten.
Daniel Scharinger / picturedesk.com

Warum der Sprit so teuer wie noch nie ist

27.09.2022 um 09:49, Gert Damberger
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Benzin- und Dieselpreise bleiben hoch ungeachtet des fallenden Rohölpreises. Es sind die Raffinerien, die Kasse machen. Aber auch der Staat treibt den Preis in die Höhe.

Autofahren ist teuer geworden. Schlimm für alle, für die es mehr als ein Vergnügen ist. Sei es, weil sie Pendler sind, weil sie die Kinder damit in die Schule bringen oder ihre Brötchen damit verdienen. Wer ein KFZ als Betriebsmittel verwenden muss, ist besonders arm dran, weil er nur selten seine höheren Spritkosten auf den Produktpreis aufschlagen kann.

Im Juli die 2 Euro-Schallmauer erreicht

Derzeit zahlt man für den Liter Diesel in Österreich 1,93 Euro und für den Liter Eurosuper 1,75 Euro (Stand 19. 09. 2022, Quelle: BMK). Seit Juli, als für beide Kraftstoffsorten die 2 Euro-Schallmauer durchstoßen wurde, geht es auf hohem Niveau wieder leicht bergab. Wie drastisch der Preisanstieg aber insgesamt ist, verdeutlicht der Vergleich mit den Verhältnissen des Vorjahrs. Der Liter Diesel kostete 2021 im September-Durchschnitt 1,25 Euro und der Liter Eurosuper etwa 1,32 Euro.

Spritpreise | Credit: Grafik: APA Quelle: BWB/BMK
Der Höhenflug der Spritpreise begann schon Anfang 2021, als die Nachfrage enorm zu steigen begann.

Entkoppelung der Märkte

Im Bericht ist von einer „Entkoppelung von Rohöl- und Raffinieriemarkt“ die Rede und von stark gestiegenen „Bruttoraffineriemargen“, also erhöhten Gewinnen der Mineralölkonzerne. Diese Margen hätten sich seit dem russischen Überall auf die Ukraine verdreifacht. Den Ursachen der hohen Marktpreise für Endprodukte könnte man eine eigene Abhandlung widmen, die aber diesen Rahmen sprengen würde. Es ist eine komplizierte Gemengelage, in denen die Faktoren EU-Embargo gegen russisches Erdöl, technische Probleme bei der ÖMV in Schwechat, erhöhte Nachfrage, hohe Abhängigkeit des deutschen Raffineriemarkts von russischem Öl und Lieferkettenprobleme eine Rolle spielen.

Die Hälfte geht an den Fiskus

Dem Endkunden an der Tankstelle kann’s sowieso wurst sein, wem er die Taschen füllt. Nicht zu vergessen ist, dass er auch an den Staat gehörig abdrückt, und zwar über die Mineralölsteuer (MöSt) und die Mehrwertsteuer von 20 Prozent über den Nettopreis inklusive MöSt. Dazu heißt es in der Analyse der österreichischen Wettbewerbshüter: „Ein Teil der Preissteigerungen an den Tankstellen 2022 ist (wie bei jedem Nettopreisanstieg) indirekt auf Steuern zurückzuführen. Steuern machen in der Regel etwa die Hälfte der Benzin- und Dieselpreise an österreichischen Tankstellen aus.“

Und noch zwei Preisschübe

Zur traditionellen Steuerbelastung kommt ab Sonntag eine weitere dazu: die CO2-Abgabe, die als "Lenkungsmaßnahme" gedacht war - sie sollte die Autofahrer durch einen erhöhten Spritpreis zum Umsteigen auf die Öffis bewegen. Beschlossen, als der Spritpreis bei ungefähr 1,20 Euro lag, wird sie die aktuellen Preise nochmals mit einem Aufschlag von 8 Cent pro Liter über die 2-Euro-Marke schnellen lassen. Die Preiserhöhung bei Diesel könnte sogar noch heftiger ausfallen. Demnächst werden nämlich 60.000 Tonnen „Pflichtnotstandsreserve“ auf den Markt geworfen – zu einem Preis über dem aktuellen Marktpreis. Das könnte dann gut und gerne ein Plus von 15 Cent pro Liter Diesel ausmachen.

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