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Sebastian Kurz und Sultan Ahmed El Jaber.
Ex-Kanzler Kurz und Sultan El Jaber bei einem Treffen 2019 in Abu Dhabi.
Ex-Kanzler Kurz und Sultan El Jaber bei einem Treffen 2019 in Abu Dhabi.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Kurz: Geheimjob bei Staatsunternehmen in Abu Dhabi

05.04.2024 um 08:25, Stefanie Hermann
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Wie Recherchen des Standard ergeben haben, ist Ex-Kanzler Kurz Direktor eines Staatsunternehmens in Abu Dhabi. Als Kanzler war er um Deals mit dem Land bemüht.

Der Abschied von der Polit-Bühne war für viele eine Überraschung: 2021 hatte Sebastian Kurz (ÖVP) genug. Bereut haben dürfte er seinen Abtritt zumindest wirtschaftlich bis heute nicht. Der 37-Jährige hat unternehmerisch rasch Fuß gefasst. Seine Tätigkeiten umfassen zahlreiche Gründungen, Beratungen und Investments. Wie der Standard in gemeinsamen Recherchen mit der niederländischen Investigativplattform "Follow the Money" herausgefunden hat, soll Kurz eine bislang unbekannte Position bei einem arabischen Energiekonzern innehaben.

Direktor bei Staatsunternehmen

Konkret handelt es sich um Masdar, ein 2006 gegründetes, staatseigenes Unternehmen in Abu Dhabi. Geleitet wird die Tochter des staatlichen Ölkonzern Adnoc von Sultan Ahmed Al Jaber, seines Zeichens auch Chef von Adnoc sowie Industrie- und Technologieminister der Emirate. Und just mit ihm hat Kurz während seiner Kanzlerschaft Verhandlungen geführt. Damals hat Österreich mit den Emiraten eine strategische Partnerschaft zur engeren Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff geschlossen – ein Feld, für das Masdar zuständig ist. Acht Monate nach seinem Ausscheiden aus der Politik soll Kurz bei der Europa-Tochter des Staatsbetriebs angeheuert haben. Dort scheint er laut Standard-Recherche als einer von sieben Direktoren im Firmenbuch auf.

Statements von Kurz und dem Energieunternehmen zur Beschäftigung bei der Masdar Solar & Wind Coöpertief liegen noch nicht vor. Fix ist aber: Der Posten scheint nicht auf Kurz' Website auf, bislang war seine Tätigkeit für den Energiekonzern mit Sitz in Amsterdam gänzlich unbekannt.

Umtriebiger Unternehmer

Dabei ist um die wirtschaftlichen Tätigkeiten des Ex-ÖVP-Chefs sonst einiges bekannt. So weiß man etwa, dass Kurz' Beratungs- und Beteiligungsunternehmen SK Management GmbH bereits im ersten Jahr einen Bilanzgewinn von knapp zwei Millionen Euro ausgewiesen hat. Als Investor ist Kurz in der österreichischen Start-up-Szene in Erscheinung getreten (z.B. bei der Grazer medaia GmbH oder der Wiener Pflege-Plattform Start-up HeldYn). Als Mitbegründer des Cyber-Sicherheits-Unternehmens Dream Security mit Sitz in Tel Aviv hat Kurz Beteiligungen in Israel.

Sebastian Kurz und René Benko dicht Schulter an Schulter im Anzug mit Krawatte. Im Hintergrund Palmen
2019 besuchen Kurz und Benko gemeinsam Abu Dhabi.

Kontroverse Engagements

Auch kontroverse Posten waren bislang kein Geheimnis: Im ersten Quartal 2022 sorgte Kurz mit seiner Beschäftigung in den USA für Schlagzeilen. Der Studienabbrecher heuerte als globaler Stratege bei Thiel Capital an, einem von Peter Thiel gegründeten US-Unternehmen. Kurz und Thiel kannten sich mindestens seit der Sicherheitskonferenz in München 2017. Der PayPal-Gründer und Multimilliardär hat sich als einer der prominentesten Unterstützer Trumps im Silicon Valley hervorgetan. Allein 2016 hat er den Wahlkampf des Republikaners mit stolzen 1,25 Millionen Dollar gesponsert. Zuletzt geriet Kurz als Investor bei Signa ins Gerede. Im Zuge der Signa-Pleite stand der Ex-Kanzler erneut in der Kritik, sich während seiner Kanzlerschaft um Investoren für den Konzern bemüht zu haben. Der Einstieg des Staatsfonds aus Abu Dhabi war sogar erklärtes Ziel einer Delegation 2018, wie der Standard berichtet.

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