Brennerautobahn: Slot-System für Lkw
Wer schon einmal über den Brenner in den Süden gefahren ist, kennt dieses Bild sicher: Eine kilometerlange Blechlawine bewegt sich schleppend über den Pass. Ein Lastkraftwagen reiht sich schier unendlich an den nächsten. Auto- und Lkw-Fahrer brauchen vor allem eines: Geduld und starke Nerven.
Lkw-Transitrekord auf dem Brenner
Knapp 2,5 Millionen Lkw über 3,5 Tonnen Gesamtgewicht (Transitverkehr) passierten im vergangenen Jahr laut ASFINAG den Brennerpass. So viele wurde noch nie zuvor registriert, insbesondere in der ersten Jahreshälfte waren die Zahlen besonders hoch. Zusätzlich rollten rund 11,2 Millionen Pkw durch die Mautstelle Schönberg – das sind um etwa 2 Millionen mehr als im Jahr davor. Die Folge: hohe Verkehrsfrequenz mit langen Staus.

Zeitbuchung für Lastwagen
Um das Verkehrsaufkommen zu entlasten, haben sich Tirol, Bayern und Südtirol nun auf ein gemeinsames Verkehrsmanagement geeinigt und eine Absichtserklärung unterzeichnet. Bei einem Slot-System sollen Lkw künftig Zeitfenster für ihre Fahrt über den Brenner buchen – unentgeltlich, aber verpflichtend. Somit könne man Verkehrsströme entzerren und besser verwalten. Über das System wurde bereits 2019 diskutiert, aufgrund diplomatischer Spannungen zwischen Bayern und Tirol wurde es aber nicht umgesetzt. Im Alleingang können die Länder das Slot-System nicht bestimmen, es braucht die Zustimmung aller Nationalstaaten. In diesem Fall von Österreich, Deutschland und Italien.

Nationalstaaten reagieren gemischt
Die Reaktionen auf das Lkw-Slot-System für die Brennerautobahn fallen unterschiedlich aus. Während die österreichische Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) Zustimmung signalisiert, zeigt sich Deutschlands Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) reserviert. Vereinbarungen, die eine Verbesserung bringen, begrüße man zwar, allerdings müsse die Warenverkehrsfreiheit nachhaltig verbessert werden. Die Blockabfertigung mit einem digitalen System durchzuführen, ändere am Grundsatz der Kontingentierung nichts, so Wissing. Von der italienischen Regierung gibt bislang gar keine Reaktion.