480-PS-Monstrum: BMW M2 Coupé Performance im Test
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Ein herkömmlicher 2er BMW kommt mit 122 PS gut über die Runden. Dem gegenüber steht ein 480-PS-Monstrum mit der Bezeichnung M2 Performance als Coupé. Kompaktes Auto trifft auf Heckantrieb und ein Gaspedal, das einem das Fürchten lehrt. Von null auf 100 km/h geht es mit dem Dreiliter-Sechszylinder (wird in Steyr im BMW-Motorenwerk produziert!) in vier Sekunden. Und das, ohne dabei die Reifen komplett mit einer ordentlichen Glatze zu versehen. Zwar drehen die Reifen beim besonders beherzten Tritt aufs Gaspedal leicht durch, aber nur ganz leicht. Das System – wir reden hier übrigens von einem Spurt im Normalmodus – regelt ganz fein den Wahnsinn so weit ab, dass nichts schiefgeht.
Sportmodus: Wozu?
Ob man überhaupt in den Sportmodus gehen muss, bleibt eine Glaubensfrage. Jedenfalls ein sehr fein justiertes Antischleuderprogramm. Wer möchte, kann natürlich seine Vorlieben individuell einstellen und dann über die rote M-Taste am Lenkrad abrufen. Überhaupt empfiehlt es sich nicht unbedingt, das Antischleudersystem abzuschalten – außer man fährt auf einer Rennstrecke und jagt Tausendstelsekunden, was aber in der Regel wohl nicht der Fall sein wird. Heißt: Viel Dynamik und trotzdem eine gewisse Restsicherheit. Kein Auto, das man massenhaft in unserem Land sehen wird – die Performance-Variante des M2 ist schon eine leicht wahnwitzige Art eines Automobils. Und hier meinen wir nicht nur die knall-gelb-grüne Farbe des Bayern. Kein Auto für den alltäglichen Einkauf und zum „Kinderverbringen“. Nicht nur ziemlich straff-sportlich gefedert, sondern auch giftig …
Schalten per Hand
Im Testauto war die optional verbaute Handschaltung zu finden. Interessantes Detail: Trotz Handschaltung gibt das Auto beim Runterschalten Zwischengas, damit man die angesprochenen Tausendstelsekunden nicht verliert. Die Schaltung selbst schaltet präzise, will aber auch richtig rangenommen werden. Also nix mit locker zwei Fingern bedienen. Schaltung, Getriebe und Technik fordern beispielsweise beim Schalten vom ersten auf den zweiten Gang Kraft und Pferdestärken. Man wird quasi aufgefordert, mit wenig Zugunterbrechung zu schalten. Vorsicht ist geboten bei Schlaglöchern und größeren Unebenheiten – der Bayer hat nicht viel Bodenfreiheit mit auf den Weg bekommen. Kleine Randsteinchen können da die Verkleidung verunschönern.
Die Optik
Dezent ist hier gar nichts, und unauffällig ist dieser M2 sowieso nicht. Allein das knallrote Abschleppschlauferl wird von Passanten beäugt, als hätte man die 480 Pferde nicht im Motor, sondern auf der Motorhaube sitzen. Dicke, fette Lufteinlässe machen Sinn, sind aber ebenfalls ein Eyecatcher. Besonders auffällig sind auch die pyramidenartig angeordneten Endrohre. So etwas kennt man am ehesten von Supersportwagen. Aber viel fehlt da eh nicht, und dann hätte der M2 diese Bezeichnung verdient. Und dann hätten wir noch den riesigen Heckspoiler. Ja, er trägt schon ziemlich auf! Allerdings sind wir in der Motorredaktion jenseits der Midlife-Crisis und damit auch nicht Zielpublikum. Allerdings: Wie schon angesprochen, spielt die giftige Farbe hier eine große Rolle. Wer den M2 Performance in Grau ordert, wirkt im Vergleich mit dem Testauto schon fast brav. Zudem sieht der M2 ohne diverse Carbon-Teile und Mini-Spoiler um einiges normaler aus.
Ausstattung: Was uns noch überraschte
Bei diesem Auto hat uns viel überrascht – manches hat aber nichts mit Kraft und Power zu tun. So bietet der Deutsche im Kofferraum erstaunlich viel Platz. Dann wären da die Sportsitze. Die geben sehr, sehr guten Halt, sind aber auf Langstrecken eine Herausforderung. Unterm Strich hat uns aber das Zusammenspiel von Motor, Lenkung, Dämpfersystem und Fahrwerk überrascht – vor allem im Grenzbereich ist so ein M2 schon etwas ganz Besonderes. Ein Beschleunigen, ohne dass dabei die Hälfte des Gummis auf der Straße zerbröselt, ist schon beeindruckend. Bis 6.130 Umdrehungen darf gedreht werden und 550 Newtonmeter sind schon eine Ansage – so beeindruckend wie der Preis. Der startet bei 93.160,- Euro. Mit diversen Zusatz-Nettigkeiten und dem M Race Track Paket landet man bei 119.000 Euro! Letzteres Paket kostet alleine 11.765,- Euro. Dafür bekommt man ein Carbondach, Carbon-Schalensitze, diverse Interieurleisten und das M Driver’s Package. Ob so etwas Wildes zeitgemäß ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Zumindest ist der M2 ein Auto, das technisch aufzeigt, was die Bayern können. Im Grunde gehört dieser M2 ohnehin auf eine Rennstrecke und nicht auf den Supermarktparkplatz für den Wochenendeinkauf. Ach ja, den BMW 2er gibt es auch vernünftiger – um 43.512,- Euro mit 156 PS.