Mit Mut an die Spitze
Als erste Frau an der Spitze der Sparkasse Oberösterreich: Wie haben Sie diesen beeindruckenden Meilenstein erreicht und welche Erfahrungen prägten Sie?
Es wird jetzt leider etwas werblich klingen, aber es ist tatsächlich so: Glaub an Dich! Meine berufliche -Karriere begann unmittelbar nach dem Studium bei der Sparkasse Oberösterreich – damals, 1999, im Geldhandel. Anschließend erhielt ich Schritt für Schritt Führungsfunktionen und damit auch mehr Verantwortung bis hin zur Vorständin und nun eben Generaldirektorin der Sparkasse OÖ und Präsidentin des Österreichischen Sparkassenverbandes. Noch bevor ich mich um eine neue Position bewarb und bevor ich den nächsten Schritt tat, setzte ich mich mit mir selbst intensiv auseinander. Ich stellte mir immer die gleichen Fragen. Schaffe ich das? Habe ich die notwendigen Voraussetzungen dafür? Was brauche ich, um mich sicher zu fühlen? Ich hatte immer – egal, ob im beruflichen als auch im privaten Sinn – das Mindset „Du schaffst das!“. Wichtig aus meiner Sicht ist es, eine klare Entscheidung zu treffen und diese konsequent zu verfolgen. Es ist dabei in vielen Fällen notwendig, bewusst über sich hinauszuwachsen und die eigene Komfortzone zu verlassen. Das hat mich geprägt. Und gleichzeitig ist es natürlich auch sehr hilfreich, wenn andere Menschen an einen glauben, sowohl im beruflichen als auch im privaten Umfeld.
Welche Herausforderungen haben Sie als Frau in einer Führungsposition gemeistert, die Männer vielleicht seltener erleben?
Um ehrlich zu sein: Mir ist keine -Situation bewusst. Aber ich bin schon davon überzeugt, dass nach wie vor in einigen Bereichen und Situationen ein gesellschaftliches Ungleichgewicht herrscht. Das bereitet mir -Sorgen und zeigt, dass noch viel zu tun ist, um eine Chancengerechtigkeit und auch Gleichheit dauerhaft und nachhaltig zu verankern.
Wie wichtig ist Ihnen eine gezielte Förderung von Frauen in Führungspositionen und welche Maßnahmen setzt die Sparkasse OÖ allgemein zur Weiterentwicklung weiblicher Talente?
Sie können sich sicherlich vorstellen, dass es sich hierbei für mich um ein ganz wichtiges Thema handelt. Unser Ziel als Sparkasse OÖ war es, bis 2030 einen Frauenanteil von 30 Prozent in Leitungsfunktionen zu erreichen. Mit aktuell 33 Prozent haben wir dieses Ziel bereits übertroffen, worüber ich mich sehr freue. Um dies zu erreichen, braucht es nicht nur stärkende Worte, sondern auch eine aktive Gestaltung und Partizipation aller Beteiligten. Andernfalls bleibt es nur ein Lippenbekenntnis. Wir haben beispielsweise bereits einige Kolleginnen, die eine Führungsfunktion in Teilzeit ausüben – und ich wünsche mir, dass noch weitere folgen. Die wesentliche Frage hierbei ist: Unter welchen Bedingungen kann eine Führungsrolle ausgeübt werden? Ich versuche, so gut es geht, Frauen zu ermutigen, einen Schritt nach vorne zu wagen. Wenn wir Potenzial und Engagement erkennen, gehen wir
somit aktiv auf Kolleginnen zu. Wichtig bleibt, niemanden in eine Führungsposition zu drängen.
Welche Stolpersteine hindern Frauen oftmals an der Karriere?
Ich glaube, Frauen denken oft: „Das schaffe ich nicht“, während Männer sagen: „Das mache ich einfach!“ Ein überhöhter Anspruch, allen Erwartungen gerecht zu werden, schafft oft eine innere Barriere, Leitungspositionen anzustreben. Arbeitgeber:innen müssen Bedingungen schaffen, damit trotz familiärer Verantwortung Leitungsrollen möglich sind. Für mich ist klar: Berufstätige Mütter stärken durch das Jonglieren von Beruf und Familie entscheidende Kompetenzen, die für Führungsaufgaben wichtig sind. Ihre Sichtbarkeit muss weiter gefördert werden.
Wie schaffen moderne Ansätze Chancen für Frauen und verbinden Innovation mit Tradition?
Wir nutzen Digitalisierung und neue Arbeitsmodelle, um Kund:innenbedürfnisse zu erfüllen, Vielfalt zu fördern und als modernes Institut eine Vorreiterrolle einzunehmen. Weiterbildung, Autonomie, Flexibilität und Vertrauen sind hier zentral. Zudem achten wir darauf, unsere traditionellen Werte zu bewahren – eine Balance, die wir seit mehr als 175 Jahren erfolgreich leben. Wir wissen, woher wir kommen und haben eine klare Vision, wie wir uns weiterentwickeln.
Ihr Tipp, um weibliche Work-Life-Balance erfolgreich zu meistern?
Mein privates Umfeld ist meine Kraft-Tankstelle. Manchmal brauche ich einen offenen Austausch, eine zweite Meinung oder neue Perspektive – und oft suche ich einfach das Gespräch, um zur Ruhe zu kommen. In meiner Freizeit lege ich großen Wert darauf, nicht Generaldirektorin, sondern einfach ich zu sein. Entspannung finde ich in der Musik – ich musiziere selbst, leider viel zu selten, besuche aber gerne auch Konzerte oder Kulturveranstaltungen. Mein Tipp lautet daher: Pausen und Abstand vom Alltag sind wertvoll. Ob Sport, Lesen oder Musik – jeder tankt auf seine eigene Weise Kraft.
Wer inspiriert Sie?
Ich kann keine speziellen Namen nennen, weil jeder seinen eigenen Weg gehen sollte. Inspiration hole ich mir gerne, doch ist mir wichtig, authentisch zu bleiben und keine Kopie zu sein.
Welchen Rat würden Sie jungen Frauen zu Karrierebeginn geben?
Wie schon gesagt: Glaub an Dich! Verzeihen Sie die wiederholte Betonung, aber ich stehe voll und ganz dahinter!
Gab es Momente in Ihrem Leben, in denen Sie sich gefragt haben, ob Sie auf dem richtigen Weg sind?
Ja, die gab es. Selbstreflexion ist -meiner Meinung nach wichtig, um innere Klarheit zu finden und auch Ziele neu zu definieren. Mein Tipp: Gute Gesprächspartner:innen sind jene, die neue Perspektiven eröffnen und kritisch hinterfragen.
Was hat Sie zuletzt tief berührt?
Ich bin generell sehr emotional und kaum ein Tag vergeht, ohne dass mich etwas berührt. Kürzlich habe ich mich im Videocall bei meinen Kolleg:innen für ihr Engagement und Durchhaltevermögen bedankt – ein Moment, der mir ein paar Tränen bescherte. Zu Emotionen zu stehen ist mir wichtig und Ehrlichkeit macht uns authentisch, schließlich sind wir keine Maschinen.