Direkt zum Inhalt
igorr1 / istock / Getty images plus

Hier geht´s um die Wurst

26.11.2025 um 00:00, Friederike Ploechl
min read
Genuss im Advent. Wenn die Bratwürstel brutzeln, wird aus einfacher Hausmannskost ein ­traditionelles Statement – bodenständig und regional.

Inhalt

Advent gehört für viele Menschen zu den schönsten Wochen im Jahr. In Oberösterreich hat der erste Sonntag im Advent eine besondere Bedeutung und ist als „Bratwürstelsonntag“ ein traditionsreicher Feiertag. Fest verankert in der bäuerlichen Geschichte, regio­nal geprägt und heute wieder ein Symbol für bewussten, nachhaltigen Genuss. Früher, als die Selbstversorgung auf den Höfen selbstverständlich war, gehörte der Spätherbst zur wichtigsten Zeit des Jahres: Nach der Ernte wurde geschlachtet. Das Vieh hatte den Sommer auf der Weide verbracht, und ehe der Winter begann, wurden Vorräte geschaffen: Fleisch gepökelt, Wurstwaren gefüllt, Fett eingeschmolzen. Die erste Verkostung der frischen Bratwürste war ein Höhepunkt dieser Arbeit. Oft fand sie am ersten Sonntag nach Allerheiligen statt, wenn der ­Alltag nach der intensiven Erntezeit langsam zur Ruhe kam. Aus der bäuer­lichen Notwendigkeit wurde ein fester Termin: der Bratwürstelsonntag. 
 

Klassisch. Bratwürstel, Sauerkraut, ein Hauch Kümmel – mehr braucht es nicht für ein Stück oberösterreichische Tradition.

Tradition.

Der Ursprung des Bratwürstelsonntags reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Unabhängig von der genauen Herkunft hat sich dieser Tag über die Jahrhunderte gehalten und zeigt, wie stark kulinarische Traditionen in Oberösterreich mit Alltag und Jahreslauf verbunden sind. 
 

Schmackhafte Varianten.

Die klassische Zubereitung ist simpel und verlangt doch Aufmerksamkeit. Die rohen Würste werden in etwas Schmalz oder Öl bei mittlerer Hitze gebraten, langsam und gleichmäßig, bis sie außen goldbraun und innen saftig sind. Geduld ist entscheidend – wer es zu heiß angeht, riskiert ein Aufplatzen, wer zu kalt brät, verliert den typischen Biss. Früher wurde am Holzherd gebraten, heute meist in der Pfanne oder auf dem Grill. Manche Gasthäuser bieten eigene „Bratwürstelsonntags-Menüs“ an, in denen die Würste mit geschmortem Sauerkraut und Bauernbrot serviert werden. Andere pflegen die Familientradition als gemeinsames Mittagessen zu Hause – schlicht, ehrlich, unverfälscht. In der modernen Küche entstehen in­zwischen neue Varianten – etwa mit Lamm oder Wild, vegetarische Alternativen mit Pilzen oder Linsen oder biologisch zertifizierte Bratwürste aus hofeigener Produktion. Doch das Grundprinzip bleibt gleich: Es geht um regionale Zutaten, handwerkliche Herstellung und den besonderen Moment des Zusammenseins. 
 

Bratwürstel mit cremigem Erdäpfel­püree – so, wie man es in Ober­österreich liebt.

Schmackhafte Varianten.

Die klassische Zubereitung ist simpel und verlangt doch Aufmerksamkeit. Die rohen Würste werden in etwas Schmalz oder Öl bei mittlerer Hitze gebraten, langsam und gleichmäßig, bis sie außen goldbraun und innen saftig sind. Geduld ist entscheidend – wer es zu heiß angeht, riskiert ein Aufplatzen, wer zu kalt brät, verliert den typischen Biss. Früher wurde am Holzherd gebraten, heute meist in der Pfanne oder auf dem Grill. Manche Gasthäuser bieten eigene „Bratwürstelsonntags-Menüs“ an, in denen die Würste mit geschmortem Sauerkraut und Bauernbrot serviert werden. Andere pflegen die Familientradition als gemeinsames Mittagessen zu Hause – schlicht, ehrlich, unverfälscht. In der modernen Küche entstehen in­zwischen neue Varianten – etwa mit Lamm oder Wild, vegetarische Alternativen mit Pilzen oder Linsen oder biologisch zertifizierte Bratwürste aus hofeigener Produktion. Doch das Grundprinzip bleibt gleich: Es geht um regionale Zutaten, handwerkliche Herstellung und den besonderen Moment des Zusammenseins. 
 

35.901 Tonnen Kraut wurden 2024 in Österreich geerntet.

Der klassische Begleiter.

Kein Bratwürstel ohne Sauerkraut – das ist fast ein Gesetz. Das milde, leicht ­säuerliche Kraut harmoniert mit der Würze der Wurst und bringt Frische auf den Teller. In vielen Haushalten wird das Kraut noch selbst ein­gemacht: fein gehobelt, mit Salz, Kümmel und Apfel fermentiert, manchmal mit Wacholder oder einem Spritzer Apfelessig verfeinert. Dazu gehört Bauernbrot – mit dunkler Kruste und kräftigem Geschmack, am besten vom regionalen Bäcker oder direkt vom Hof. Früher wurde es in großen Laiben im Holzofen gebacken, heute gibt es Varianten mit Sauerteig und Roggenanteil, die perfekt zu Bratwürsteln passen. Und natürlich das Bier! In Oberösterreich, wo Braukunst Tradition hat, wird der Bratwürstelsonntag gern mit einem ­regio­nalen Festbier gefeiert. Ob hell, bern­steinfarben oder naturtrüb – entscheidend ist, dass es zur Wurst passt. Viele Brauereien bieten in dieser ­Jahreszeit kräftige Sorten mit malziger Tiefe und feinem Hopfen-Aroma, die das deftige Gericht abrunden.
 

Bodenständig.

In den vergangenen Jahren erlebt der Bratwürstelsonntag eine kleine Renaissance. Junge Menschen entdecken den Wert von Ritualen, Gasthäuser und Märkte greifen den Termin auf, und im Netz wird der Hashtag #Bratwürstelsonntag mit Begeisterung geteilt. Es geht längst nicht mehr nur um Nostalgie. Der Tag steht sinnbildlich für das, wonach viele wieder suchen: Echtheit, Regionalität, Gemeinschaft und Qualität. Der Bratwürstelsonntag ist kein verordnetes Fest, sondern ein selbstverständlicher Teil der Kultur – unverkrampft, nahbar und bodenständig. In einer Welt, die sich ständig verändert, wirken so kleine Rituale wie der Bratwürstelsonntag fast trotzig. Doch gerade das macht ihre Stärke aus. 

more