Faszination Fliesen

Fliesen sind längst mehr als nur praktischer Boden­belag – sie prägen das individuelle Wohngefühl, setzen optische Akzente und verbinden Design mit absoluter Alltagstauglichkeit. Wer heute Räume gestaltet, denkt an Ästhetik, Funktionalität und Nachhaltigkeit. Warum ­Fliesen daher auch 2026 bei den Öster­reicher:innen hoch im Kurs stehen, weiß Anita Wolf, Geschäftsführerin des Österreichischen Fliesenverbands (ÖFV). Für die Expertin sind und bleiben Fliesen ein echtes Trend-­Material, das Schönheit mit Robustheit und natürlich Hygiene verbindet. Besonders spannend ist ihrer Meinung nach auch die Rückkehr kräftiger Farben sowie kleiner Formate, die jedem Raum in den eigenen vier Wänden das gewisse Etwas an Charakter verleihen.

Fliesen punkten bei den Konsument:innen zudem mit ihren fast grenzenlosen Einsatzmöglichkeiten. Im Wohnbereich lassen sich sty­lishe Ak­zentwände gestalten, in Küchen und Bädern fungieren sie als funktionale und dekorative Rückwände, im Außenbereich sorgen sie für langlebige, wetterfeste ­Terrassen oder ebensolche Wege. Auch ungewöhnliche Einsatzmöglichkeiten – wie Fliesen als Tischplatten, Kücheninseln oder sogar als Treppenstufen – gewinnen an Beliebtheit. So verschiebt sich der Blick auf Fliesen von rein funktionalen Belägen zu gestalterischen Elementen, die das gesamte Wohnkonzept beeinflussen. Für die Geschäftsführerin des ÖFV müsste es aber gerade bei den jeweiligen Einsatz­möglichkeiten zu einem zeitgemäßen Umdenken kommen. „Bei den Fliesen ­denken die Österreicher:innen noch zu ­konservativ. In anderen Ländern – etwa in ­Italien – ist man durchaus offener“, so ­Anita Wolf, die gleichzeitig auch zu schwärmen beginnt: „Großformatige Motivfliesen – wie ‚Regenwald-Fliesen‘ – eignen sich als ­dekoratives Einzelstück an der Wand und erwecken den Eindruck eines Bildes.“

Vermehrt zum Einsatz kommen Fliesen im Außenbereich, wie Christoph Angermayer, Landes­innungsmeister der oberösterreichischen Hafner, Platten- und Fliesenleger und Keramiker, aus der Praxis berichtet: „Es ist erfreulich, dass Fliesen im Außenbereich verstärkt eingesetzt werden. Keramik erweist sich dabei als die beste Wahl für den Außenbereich, da sie nicht nur lang­lebig und pflegeleicht ist, sondern auch durch ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Witterungseinflüssen überzeugt.“ Dass Fliesen besonders strapazierfähig sind, hat für Angermayer folgenden Grund: „Viele vergessen, dass Fliesen aus natürlichen Mineralien entstehen, die von Haus aus eine enorme Härte besitzen. Ton, Quarz und Feldspat bilden die Basis und verleihen dem Material eine Robustheit, die kaum ein anderer Belag erreicht. Besonders Feinsteinzeug gilt hier als Paradebeispiel: extrem dicht, widerstandsfähig und gleichzeitig edel im Erscheinungsbild.“ Doch die eigentliche Widerstandskraft der Fliesen entsteht nicht allein durch ihre Zusammensetzung, sondern durch das Feuer, dem sie ausgesetzt werden. „Bei Temperaturen von über 1.200  Grad verschmilzt das Material fast zu einer kompakten Masse. Dieser Prozess, das sogenannte Sintern, ist der Schlüssel zu einer unglaublichen Stabi­lität. Das Resultat: eine Oberfläche, die selbst nach Jahrzehnten noch so widerstandsfähig ist wie am ersten Tag“, so der Landesinnungsmeister. Auch die Oberflächenveredelung trägt ihren Teil bei. „Viele Fliesen werden glasiert, sodass eine feine Glasur sie vor Kratzern, Schmutz und Feuchtigkeit schützt. Die Glasur ist wie ein unsichtbarer Schutzschild – elegant, aber hochwirksam. Damit werden Fliesen nicht nur zu einem ästhetischen Blickfang, sondern auch zu einem langlebigen Partner“ so Christoph Angermayer im Interview.
 

Die verwen­deten Ausgangsmaterialien und die Lang­lebigkeit sind auch die Hauptargumente für die Verwendung von Fliesen, wenn es um das Thema „Nachhaltigkeit“ geht. „Die Basis jeder Fliese sind Mineralien, die seit Jahrtausenden genutzt werden und deren Gewinnung im Vergleich zu vielen synthetischen Materialien deutlich ressourcenschonender ist“, sagt Wolf, die ebenso erklärt: „Entscheidend ist auch die Lebensdauer eines Produkts. Während Teppich-, Laminat- oder Vinylböden nach einigen Jahren ausgetauscht werden müssen, halten Fliesen problemlos mehrere Jahrzehnte – oft sogar über Generationen hinweg.“ 
 

Ein oft unterschätzter Aspekt beim Einsatz von Fliesen ist die Gesundheit der Bewohner:innen. „Fliesen setzen keinerlei Ausdünstungen frei, sie sind frei von Weichmachern, Lösungsmitteln oder anderen chemischen Zusätzen, die man in vielen modernen Bodenbelägen findet. Das macht sie besonders umwelt- und gesundheitsfreundlich“, erläutert Wolf, die betont: „Gerade in Innenräumen, in denen wir bis zu 90  Prozent unserer Zeit verbringen, ist es entscheidend, dass die verwendeten ­Materialien die Raumluft nicht belasten.   Fliesen leisten hier einen unsichtbaren, aber enorm wichtigen Beitrag.“