50 Shades of Schmäh
Was war die größte Herausforderung, als Sie beruflich in die Unterhaltungsbranche eingestiegen sind?
Nicht den Glauben daran zu verlieren, dass sich meine Entscheidung, Sicherheit gegen Freiheit einzutauschen, am Ende als richtig herausstellen wird.
Gibt es Menschen oder Stimmen, die Sie besonders inspirieren?
Ich denke, dass es berufsimmanent ist, eigentlich permanent im Empfangsmodus zu sein. Also ich versuche eigentlich immer, gewisse Situationen des Alltags oder auch gehörte oder gelesene Skurrilitäten dahin gehend zu prüfen, ob sich daraus ein Gag oder eine Nummer fürs Programm ergeben könnte. Außer wenn ich auf Urlaub bin, dann bin ich komplett offline.
Wie entwickeln Sie daraus Ihre Figuren und Stimmen?
Bei Parodien prüfe ich erst mal, ob es überhaupt die Basis dafür gibt, also der Bekanntheitsgrad der Person groß genug ist bzw. gibt es da Besonderheiten in der Stimme, der Gestik oder Mimik, die eine Parodie überhaupt ermöglichen und erst dann kommt der handwerkliche Teil der stimmlichen Annäherung. Bei meinen Kunstfiguren in meinen Programmen gibt‘s gar keine Entwicklungsarbeit, die poppen einfach aus mir raus und sind dann da. Da gibt’s keine Probe und Regie oder dergleichen. Das passiert intuitiv.
Was macht Ihnen am meisten Freude bei der Arbeit und was könnte gerne weniger sein?
Die größte Freude bereitet mir, nach einer Vorstellung lachende Gesichter zu sehen und die vielen wertschätzenden Feedbacks meines Publikums. Gerne weniger sein könnten die zigtausend gefahrenen Kilometer während eines Jahres auf Tour.
Wie gehen Sie mit Lampenfieber oder Kritik um?
Lampenfieber hab ich Gott sei Dank eigentlich nur vor Vorpremieren oder der eigentlichen Premiere, ansonsten plagt mich das nicht. Im Gegenteil, ich bin vor einer Vorstellung eher wie ein Rennpferd auf der Koppel, das unbedingt schon raus will und je mehr Menschen in der Halle sind, umso größer ist die Vorfreude, endlich rauszukönnen. Kritik ist immer willkommen und natürlich völlig legitim, sofern sie konstruktiv ist. Ich maße mir nicht an, jeden Geschmack zu treffen und möchte das auch gar nicht. Und wer sich zeigt, wird gesehen, also respektvolle Kritik muss immer Raum haben. Auf dümmliche Kommentare oder dumpfe Beleidigungen reagiere ich nicht, was aber ohnehin eher selten vorkommt.
Ihr Humor spiegelt das Leben der Menschen wider. Was ist Ihr Geheimnis, um humorvoll, aber dennoch respektvoll zu bleiben?
Humor ist immer ein dünnes Eis. Wer Sicherheit sucht, ist beim Humor an der falschen Adresse. Ich persönlich bin der Meinung, dass es die Aufgabe der Satire ist, die Unzulänglichkeiten der Spezies Mensch humorvoll darzustellen, aber natürlich auch Missstände aufzuzeigen. Womit ich allerdings nichts anfangen kann, ist der Satz „Satire darf alles“. Das ist mir zu pauschal, das klingt mir zu sehr nach Generalvollmacht oder Deutungshoheit. Da macht man es sich ein bissl gar einfach. Satire muss viel dürfen, aber auch sie hat Grenzen. Respekt in einer sich immer stärker radikalisierenden und auch dünnhäutiger werdenden Gesellschaft ist wichtiger als je zuvor.
Haben Sie jemals damit gerechnet, so erfolgreich zu werden?
Gerechnet hab ich mit gar nichts. Ich habe 2002 die Entscheidung getroffen, ein offenbar vorhandenes Talent beruflich umsetzen zu wollen und habe gehofft, irgendwann mal davon leben zu können. Mir war aber von Anfang an klar, dass Talent allein zu wenig sein wird, um das zu schaffen. Erfolg setzt auch immer ein hohes Maß an Bereitschaft voraus, sich seiner Sache mit Hingabe, Leidenschaft und Disziplin zu widmen, und der allerwichtigste Indikator für Erfolg sind meiner Ansicht nach Spaß an der Freude und Liebe zu seinem Tun. Ich glaube nicht, dass Erfolg zufällig passiert. Ich glaube eher, es fällt einem das zu, was fällig ist, weil Erfolge immer eine Folge von etwas sind.
Wie wichtig ist Ihnen der direkte Kontakt mit Ihren Fans?
Sehr wichtig, weil meine Fans nichts weniger als die Basis sind, auf der alles aufbaut. Ohne mein Publikum wäre all das, was ich erleben darf, schlicht und einfach nicht möglich. Ich glaube, um von Menschen ge-mocht zu werden, muss man selbst Menschen mögen und das tue ich.