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Weekend/Steinberger-Weiß

Tech-Blog: Samsung Galaxy Watch 3 Titan im Test

12.10.2020 um 09:58, Lukas Steinberger-Weiß
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"Alter Wein in neuen, schöneren, Schläuchen" - dieser Satz beschreibt die Galaxy Watch 3 aus meiner Sicht perfekt. Unter der Haube sind die Änderungen marginal, das Design wurde verbessert. Mehr Infos im ausführlichen Test.

Samsung geht bei seinen Smartwatches und Wearables seit einigen Jahren einen eigenen Weg und setzt auf das hauseigene Tizen-Betriebsystem. Dieses harmoniert vor allem mit den eigenen Smartphones perfekt, ist jedoch mit allen Android (ab Version 5.0) und auch iOS Geräten (ab Version 9.0) kompatibel. Die neueste Generation von Smartwatches hört auf den Namen "Galaxy Watch 3" und kommt in mehreren Versionen auf den Markt. Samsung hat mir das Topmodell - die Galaxy Watch 3 45mm Titan" als Testobjekt zur Verfügung gestellt. Die Uhr ist wirklich sehr edel, allerdings ist nicht alles "Titan" was glänzt. Ich werde die Uhr vor allem mit der Galaxy Watch vergleichen, also Generation 1. Warum die eigentlich zweite Generation der Galaxy Watch nun Galaxy Watch 3 heißt, das wissen anscheinend nur die Koreaner.

Technik und Design - altbekannt mit leichten Adaptierungen!

Das Design ist äußerst gelungen. Die Uhr hat zwar ein größeres Display, wirkt aber um einiges dezenter als die groß auftragende Galaxy Watch. Vor allem die Titan-Version ist mit dem metallischen Gliederarmband sehr edel und wirkt wie aus einem Guß. Wer das Metallarmband nicht mag kann problemlos zu anderen Materialien wechseln, die Auswahl ist hier unendlich groß. Mit 43 Gramm Gewicht ist die Galaxy Watch 3 Titan auch um 20 Gramm leichter als die Galaxy Watch (63 Gramm).

Unter der Haube treffe ich beim Blick aufs Datenblatt einen bekannten Prozessor. Der hauseigene Exynos 9110 war bereits bei der Galaxy Watch (2018) und den beiden Galaxy Watch Active Generationen (2019) im Einsatz. Bei der Galaxy Watch 3 stehen ihm 1GB RAM und 8GB Speicher zur Seite. Der Speicher wurde somit verdoppelt und auch bei den RAM wurde aufgestockt (Galaxy Watch: 768 MB RAM, 4GB Speicher). Das OLED-Display ist auf 1,4-Zoll Größe angewachsen (Galaxy Watch: 1,3-Zoll), die Auflösung ist mit 360x360 Pixel jedoch nicht gestiegen. Die Akkukapazität wurde bei der neuen Galaxy Watch verringert. 340 mAh stehen am Datenblatt (Galaxy Watch: 472 mAh). Die Bluetooth Version ist jetzt mit 5.0 stromsparender (Galaxy Watch: 4.2) und die Sensoren für Herzfrequenz und andere Gesundheitsparameter nun optisch und elektrisch (Galaxy Watch: rein optisch). Diese neuen Sensoren werden aber derzeit nicht voll ausgenutzt! Mehr dazu im Fazit. Ein Highlight gegenüber den beiden Galaxy Watch Active Generationen ist die Rückkehr der drehbaren Lünette, die es auch bei der Galaxy Watch gab. 

  

Software - gut ausbalanciert mit einem Manko!

Die Tizen-Software auf der Galaxy Watch 3 ist ebenso nichts Neues. Wer die Samsung Smartwatches seit Jahren kennt wird sich sofort zurechtfinden und dank drehbarer physischer Lünette ist die Navigation sehr einfach und intuitiv. Das größte Manko bleibt auch in dieser Generation: es fehlen viele Apps. Spotify ist als Platzhirsch bei Musik-Streaming-Apps zwar vorhanden aber wer seine Musik bei anderen Diensten bucht, hat das Nachsehen. Auch Drittanbieter-Apps wie Runtastic und Co. sind auf dem Tizen Betriebssystem nicht zu finden. Immerhin lässt sich der Speicher der Uhr über die Galaxy Wear App mit MP3-Dateien füllen. 

Die Navigation durch die Menüs ist größtenteils flüssig, manchmal zeigen sich jedoch kleine Verzögerungen und Ruckler, die meiner Meinung nach der doch etwas älteren Hardware geschuldet sind. Denn diese "Hickups" hatte ich schon bei der Galaxy Watch. In der Android-Welt ist diese manchmal nicht ganz flüssige Bedienung bei Smartwatches leider eher Regel statt Ausnahme. Auch Google Wear OS  und Huawei LiteOS Geräte leiden darunter. GPS-Tracking, Benachrichtigungen und andere Funktionen die man sich von einer Smartwatch erwartet funktionieren jedoch ohne Probleme. Die Uhr ist außerdem wasserdicht und kann zum Schwimmtracking verwendet werden!

 

Fazit - eine Investition in die Zukunft?

Irgendwie hat mich die Galaxy Watch 3 Smartwatch ratlos zurückgelassen. Sie ist eine wunderschön designte Uhr mit altbekannter Technik ABER sie kommt, wie schon die Galaxy Watch Active 2, mit unvollständigen Funktionen auf den Markt. Denn in Europa ist die EKG und Blutdruckmessfunktion nicht freigeschalten! Das war schon bei der Watch Active 2 so, da wurde das Update für Anfang 2020 versprochen, es ist bei uns (Stand 12.10.2020) noch immer nicht da! Dasselbe gilt für die Galaxy Watch 3. Wieso es der weltgrößte Technikkonzern es nicht auf die Reihe bekommt zeitnah zu liefern ist mir ein Rätsel. Viele Fans der Galaxy Watch Active 2 sind nach einem Jahr der Versprechungen verärgert, wurde doch EKG und Blutdruckmessung damals für Marketingzwecke verwendet. Und ein Jahr später ist noch nichts davon zu sehen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: In den USA wurde das versprochene Update für Watch Active 2 und Watch 3 vor kurzem ausgerollt. Vielleicht ist es auch bei uns bald soweit. 

Ein Thema hat mir auch etwas sauer aufgestoßen: der Preis! Die günstigste Version der Galaxy Watch 3 startete bei 429 Euro UVP (40mm, WiFi). Bei der 45mm WiFi Version wurde ein Preis von mindestens 459 Euro aufgerufen. Und mein Testgerät, die Titan, kostet als 45mm WiFi Version 649  Euro! Das ist etwas schwer zu verdauen, wenn die Hardware doch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und es einige Funktionen der Uhr nicht von Start weg gibt. Noch dazu ist die Akkulaufzeit, gegenüber der Galaxy Watch, geringer. Maximal 2 Tage sind drin, bei der Galaxy Watch aus 2018 waren es bis zu 5 Tage! Der kleinere Akku in der Galaxy Watch 3 und die neuen Sensoren machen sich bemerkbar.

Für alle, die dennoch mit der Galaxy Watch 3 liebäugeln sei gesagt: Die Preise sind seit dem Marktstart im August 2020 kräftig gefallen. Die 45mm Wifi Version wird derzeit auf einem Vergleichsportal mit rund 350 Euro gelistet, also rund 110 Euro unter OVP! Wer auf die drehbare Lünette verzichten kann ist mit der Galaxy Watch Active 2 auch noch immer gut bedient. Technisch sind sich die Uhren sehr ähnlich, allerdings gibt es die Active 2 bereits für unter 200 Euro zu kaufen. Wer lieber eine längere Akkulaufzeit hat und die drehbare Lünette liebt, bekommt mit der Galaxy Watch aus 2018 (R800) noch immer ein gutes Angebot, auch unter 200 Euro auf Vergleichsportalen.

Die Galaxy Watch 3 Titan bekommt von mir 5 von 10 Bewertungspunkten. Einerseits ist sie eine wunderschöne und moderne Uhr, aber die technischen Daten und die unvollständigen Funktionen lassen mich derzeit keine generelle Verkaufsempfehlung abgeben. Schade, denn irgendwie habe ich mir für heuer einen größeren Fortschritt bei den Samsung Wearables gewünscht. Aber nur ein neues Design ist eben leider nicht alles!

Weitere Bilder der Smartwatch:

 

Hinweis: Das Testgerät wurde mir für einen begrenzten Zeitraum von Samsung Austria zur Verfügung gestellt. Samsung erhält diesen Test nicht vorab und erteilt keine Freigabe. 

Weekend-Redakteur Lukas Steinberger-Weiß ist ein Technik-Freak sondergleichen. Wobei ihn die Bezeichnung „Nerd“ nicht beleidigt, sondern ehrt. Er saugt alle Neuheiten in sich auf und ist immer am neuesten Stand, liebt Computerspiele, beschäftigt sich ausführlich mit den neuesten Smartphones und den dazugehörigen Gadgets und ist ein Experte für Unterhaltungselektronik. In seinem Blog testet er Spiele, Konsolen, Smartphones, Gadgets und vieles mehr und lässt die Leser an seiner Faszination für die spannende Technik-Welt teilhaben.

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