Totenkult weltweit: Kerzenmeer und Knochentanz
Inhalt
- Wenn Laternen die Seelen leiten
- Wenn Geld verbrannt wird
- Wenn Tote tanzen
- Wenn Kerzen Wärme schenken
- Philippinen
- China
- Nepal
- Japan
- Österreich
- Wussten Sie, dass ...
Übergroße Skelett-Figuren, kunstvoll geschminkte Gesichter, prächtige Kostüme und jede Menge bunte Totenköpfe – kaum ein Land zelebriert den „Tag der Toten“ so spektakulär wie Mexiko. Gleich drei Tage lang – von 31. Oktober bis 2. November – prägen geschmückte Altäre (ofrendas), ausgelassene Umzüge, Musik und Tanz das Land. Während in unseren Breitengraden oft Trauer und Stille dominieren, feiern Millionen Lateinamerikaner beim „Día de los Muertos“ laut, bunt und fröhlich die Rückkehr der Ahnen. Kein Wunder, dass die UNESCO das Ritual zum immateriellen Kulturerbe erklärt hat.
Wenn Laternen die Seelen leiten
Auch in Japan glaubt man, dass die Geister der Verstorbenen zurückkommen. Beim buddhistischen Obon-Fest im Sommer entzünden Familien Laternen vor ihren Häusern, um die Ahnen willkommen zu heißen. Höhepunkt sind die Bon-Odori-Tänze: Menschen tanzen auf Straßen und Plätzen im Kreis, begleitet von Trommeln und Musik. Zum Abschied setzen sie Papierlaternen auf Flüsse oder lassen sie ins Meer treiben – leuchtende Botschaften, die die Seelen sanft zurück ins Jenseits geleiten sollen.
Wenn Geld verbrannt wird
Beim Qingming-Fest im April gedenken Millionen Chinesen ihrer Verstorbenen, indem sie Gräber säubern, Blumen und Speisen niederlegen und „Geistergeld“ aus Papier verbrennen, damit es den Ahnen in der anderen Welt an nichts fehlt. Doch der Tag ist mehr als nur Trauer: Familien picknicken, Kinder lassen bunte Drachen steigen – und verwandeln das Gedenken in ein fröhliches Frühlingsfest.
Wenn Tote tanzen
In Madagaskar spielen Musik und Tanz ebenfalls eine zentrale Rolle – allerdings in einer Tradition, die für europäische Augen fast unglaublich wirkt: Bei der „Famadihana“, der „Drehung der Knochen“, holen Familien die Gebeine ihrer Ahnen alle paar Jahre aus den Gräbern, hüllen sie in frische Tücher und tanzen mit ihnen durch die Straßen. Was nach makabrem Scherz klingt, ist für die Madagassen ein Fest der Liebe und Gemeinschaft sowie eine Möglichkeit, die Verbindung zu den Verstorbenen niemals abreißen zu lassen.
Wenn Kerzen Wärme schenken
In Europa zeigt sich das Totengedenken anders, aber nicht weniger eindrucksvoll. In Polen strömen am 1. November Millionen Menschen auf die Friedhöfe. Wenn die Dunkelheit hereinbricht, verwandeln Tausende Kerzen die Grabfelder in ein funkelndes Lichtermeer – ein überwältigendes Symbol der Hoffnung und Verbundenheit. Auch in Österreich sind Allerheiligen und Allerseelen fest in der Tradition verankert. Familien treffen sich an den Gräbern, schmücken sie mit Gestecken und Kerzen und machen die Friedhöfe zu Orten der Begegnung, an denen Erinnerung und Nähe im Mittelpunkt stehen. So verschieden die Rituale auf dieser Welt auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Unsere Liebsten bleiben damit lebendig in unseren Herzen.
Philippinen
Auf den Philippinen werden an Allerheiligen und Allerseelen nicht nur die Gräber besucht, teils übernachtet man auch dort. Neben Blumen und Kerzen ehrt man die Seelen der Verstorbenen, indem ihre Lieblingsgerichte zubereitet werden.
China
Im Zuge des Qingming-Fests ehrt man in China Anfang April die Toten, zelebriert aber auch das Leben. Gräber werden gesäubert, mit Blumen und Lieblingsspeisen der Verstorbenen geschmückt, traditionell wird auch Papiergeld verbrannt. Gleichzeitig nutzen Familien den Tag für ein gemeinsames Picknick im Park und Kinder lassen Drachen steigen.
Nepal
Beim Fest Gai Jatra im August/September verkleiden sich viele als Kühe und ziehen in bunten Prozessionen durch die Straßen. Obwohl es dem Gedenken dient, sind Musik, Tanz und satirische Darbietungen üblich.
Japan
Das Obon-Fest wird von 13. bis 15. August gefeiert, mancherorts auch im Juli. Familien schmücken Gräber, tanzen Bon Odori und hängen Laternen vor den Häusern auf, um die Geister willkommen zu heißen. Das Ende bildet ein Lichtermeer, bei dem Papierlaternen auf Flüssen die Ahnen zurück ins Jenseits begleiten sollen.
Österreich
Traditionell werden hierzulande am 1. und 2. November die Gräber besucht und mit Kerzen und Blumen geschmückt. Zudem wird gerne der Allerheiligenstriezel als Symbol der Verbundenheit verschenkt.
Wussten Sie, dass ...
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Ob Tier, Flugzeug, Obst oder Alltagsgegenstände - die "Coffins" spiegeln das Leben, den Beruf oder die Träume der Verstorbenen wider.