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Shane Horan in Nordkorea | Credit: Rocky Road Travel
Firmengründer Shane Horan (re.) hofft auf eine baldige Öffnung Nordkoreas für Touristen.
Firmengründer Shane Horan (re.) hofft auf eine baldige Öffnung Nordkoreas für Touristen.
Rocky Road Travel

Urlaub mit dem gewissen Etwas

04.03.2022 um 09:00, Gert Damberger
min read
Ein Berliner Reiseunternehmen hat sich auf Krisenländer, Diktaturen
und touristisch unberührte Regionen spezialisiert.

Aus Syrien wollen eigentlich alle weg. Nicht so die Kunden von „Rocky Road Travel“, die wollen dort hin. „Rocky Road Travel“ ist ein Berliner Reiseveranstalter, der seit 2018 Urlaubsreisen in gefährliche bzw. schwer zugängliche Länder anbietet. Das sind Länder, vor deren Besuch aus den verschiedensten Gründen gewarnt wird. Diese können sein: Bürgerkriege, hohe Kriminalität, extreme soziale Spannungen, Entführungsgefahr oder auch fehlende Infrastruktur und Verkehrsverbindungen. 

In Kim il Sungs Reich

Zum Beispiel Nordkorea. Der Gründer von „Rocky Road Travel“ heißt Shane Horan, stammt aus Irland und darf sich mit Recht als Nordkoreaspezialist bezeichnen. Bevor er sich mit seiner Berliner Firma selbstständig machte, hatte er nämlich den abgeschotteten Staat mehr als 50 mal bereist – als Tourguide  für „Young Pioneer Tours“ in Peking, ein auf extravagante Destinationen spezialisierter Reiseveranstalter. Dort hat er sich auch das Geschäftsmodell abgeschaut.

Papua Neuguinea | Credit: Getty Images
Vor dem Besuch von Papua Neuguinea wird derzeit abgeraten. Rocky Road Travel bringt dennoch Touristen hin.

Sicherheit wird großgeschrieben

„Rocky Road Travel“ (Deutsch: „auf steinigen Wegen reisen“) hat normalerweise folgende Länder im Programm: Afghanistan, Eritrea, Irak, Nordkorea, Mauretanien, Pakistan, Papua Neuguinea, Somalia (vor allem die abgespaltene Republik Somaliland), Südsudan, Syrien, Turkmenistan und Jemen (gemeint ist die Halbinsel Sokotra, die de facto jetzt von den Vereinigten Arabischen Emiraten beherrscht wird). Der aktuelle Jahresplan für die Trips nach Nordkorea steht zwar fest, aber momentan ist das Land noch aus Pandemiegründen komplett für Touristen gesperrt. Auch Afghanistan ist vorerst aus dem Katalog raus – seit der Machtübernahme der Taliban kann die Company nicht mehr für die Sicherheit der Reisenden garantieren. Dass die Kundschaft heil wieder zurückkommt, ist oberster Grundsatz bei Rocky Road Travel.

„Visit Mogadischu“

Bei Reisen in Krisenländern arbeitet man eng mit lokalen Partnern zusammen, die am besten die Lage einschätzen können und schon mal bewaffnete Bodyguards organisieren. Zum Beispiel wird der Stadtrundgang in der somalischen Hauptstadt Mogadischu (eine aus dem Film „Black Hawk Down“ bekannte Location) nur in einer Kleingruppe von vier Personen durchgeführt, die von zwei Fahrzeugen mit Sicherheitsleuten begleitet werden.

Pakistan, Hunza-Tal
Auch das Hunza-Tal in Pakistan hat Shane Horan im Programm.

„Off the beaten track“

Dass man Nordkorea besuchen möchte, mag verständlich sein, aber was in aller Welt ist für Touristen in explosiven Gegenden wie Syrien oder Irak interessant? In einem Interview mit dem New Yorker Online-Magazin „Maisonneuve“ sagte Shane Horan, er wolle Reiseerlebnisse jenseits ausgetretener Pfade ermöglichen. „Der Reiz dieser Regionen besteht darin, dass sie außerhalb der touristischen Komfortzonen liegen. Es sind kulturell reiche Länder, die noch nicht (oder nicht mehr) vom Massentourismus geprägt sind“.

Syrien
Damaskus: in den vom Assad-Regime kontrollierten Landesteilen ist Tourismus (eingeschränkt) wieder möglich.

Kein Kriegstourismus

„Rocky Road Travel“ biete auf gar keinen Fall Kriegstourismus, heißt es auf der Homepage der Firma. Man mache vielmehr einen großen Bogen um Kampfzonen. Es gehe auch nicht darum, autoritäre Regimes gut darzustellen, sondern um Begegnungen mit der Bevölkerung zu suchen. Es sei moralisch vollkommen in Ordnung, diese Länder zu besuchen, wenn dies in einer „respektvollen und verantwortungsvollen Weise“ geschehe.

 

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