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Pilotenkabine eines Kleinflugzeugs | Credit: iStock.com/Bertl123
Ready to take off!
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iStock.com/Bertl123

So entschlüsselt man Funksprüche im Flugzeug

28.07.2021 um 13:57, Julia Deutschmann
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„Wer ist dieser Mike, und warum hat der so viele Meldepunkte?“ - Fragen über Fragen rund um das Thema Funkkommunikation, und was Funksprüche bedeuten.

Vermutlich ist jeder, der schon mal in einem Flieger gesessen hat, in den Genuss gekommen, einen Funkspruch des Piloten zum berüchtigten - alles im Blick habenden - Controller mitzuhören. Diejenigen, die das schon einmal erlebt haben, dürften nicht umhin gekommen sein, Worte wie Oscar, Foxtrott, Echo, Sierra oder auch Mike zu hören. Nein, es handelt sich hier nicht um einen Typen namens Mike, der so berühmt ist, dass die ganzen Meldepunkte auf der Ostroute seinen Namen tragen, und nein, es handelt sich im Falle von Juliette und Romeo nicht um die zwei Protagonisten aus William Shakespeares berühmtestem Werk, sondern ganz schlicht und einfach um die Wörter des sogenannten „ICAO-Alphabets.“

Was ist ICAO?

Die ICAO (International Civil Aviation Organisation) schuf ein eigenes Alphabet, das jedem der 26 Buchstaben des griechischen Alphabets ein Wort zuteilt, ganz einfach, um Verwechslungen im Sprechfunk zu vermeiden. Wenn beispielsweise das Kennzeichen der Maschine, mit der Sie fliegen, „OE-DEF“ lautet, steht das O für Österreich und wird mit Oscar ausgesprochen, das E mit ECHO für Südliches-Mittel Europa und DEF ist dann der Rest des Kennzeichens. Somit lautet der „Initial Call“, der Erstanruf, der beim Beginn einer jeden Funkkommunikationsschleife stets getätigt werden muss, in Innsbruck zum Beispiel „Innsbruck Tower - Oscar Echo Delta Echo Foxtrott“. Diese eigens geschaffene Sprache ist aber keineswegs den Airlinern vorbehalten, nein, auch wir kleinen Sportflieger in unseren Cessnas und Co. nutzen sie - bis hin zu Polizei- und Rettungshubschraubern, die sie ebenfalls benötigen.

"Juliette" - Woher kennt er meinen Namen?

Als ich also das erste Mal in der berüchtigten Cessna 152 am Pilotinnen-Platz, der sich wie beim Auto - sofern man sich nicht in Großbritannien oder einem der anderen Commonwealth-Staaten aufhält - auf der linken Seite befindet, war ich leicht bis mittelmäßig verwirrt, als ich den Herrn am anderen Ende der Leitung das Wort „Juliette" sagen hörte. Ich dachte nur: „Warum kennt der Typ jetzt meinen Namen?“. Heute bin ich um einiges schlauer und in meiner Ausbildung um einiges weiter und weiß, dass damit nicht mein Vorname, sondern wie gesagt lediglich das Wort für den Buchstaben „J“ gemeint ist.

Cockpit eines Flugzeugs | Credit: iStock.com/kanzilyou
Aufregend, selber am Steuer zu sitzen

Anweisungen und Warnungen verstehen

Wenn Sie das nächste Mal an Bord das besagte Worte "Mike, Oscar, Juliette" hören, können Sie mit diesem Wissen vielleicht sogar bei der einen oder anderen Reisebegleitung glänzen. Dazu achtet man am besten, wenn man in das Flugzeug steigt, vorher auf das Kennzeichen, das sich im Falle eines Jets stets oben am hinteren Rumpf befindet. Noch besser: Im Rahmen eines Rundflugs oder gar einer Flugstunde in einer Cessna die legendären Funksprüche hautnah und in Echtzeit miterleben.

Zu letzterem noch ein kleiner Tipp: Mithören, wann immer auf der aktuellen Frequenz, auf der sich in den allermeisten Fällen stets auch andere Luftfahrzeuge befinden und ebenfalls die Anweisungen des Controllers abwarten, das Kennzeichen der Maschine, in der Sie sitzen, fällt. Somit können Sie abschätzen, wann eine Frage oder ein kurzer Plausch mit dem Piloten angebracht ist, und wann Sie besser schweigen sollten, um die Anweisungen, Warnungen, Festlegungen oder ähnliches verstehen zu können. Schließlich ist es mit den Worten „Mike - Sierra - Foxtrot, Holding Point Runway 26, Ready for Take off“ nicht getan.

Grundsätzlich gilt beim Fliegen: Es gibt ein Leben nach dem Take off. Sowohl am Funk als auch in der notwendigen Konzentration des Piloten. Piloten werden Sie als angenehmen und taktvollen Passagier in Erinnerung behalten, wenn Sie diese Dinge beherzigen und verinnerlichen.

Zur Autorin

Als Philosophie-Absolventin weiß Passion Author Julia Deutschmann, wie es sich anfühlt, gedanklich abzuheben und die Welt von oben zu betrachten. Seit sie ihre Leidenschaft fürs Fliegen entdeckt hat, hat das Wort „abheben“ für sie eine neue Dimension erreicht. Auf www.weekend.at erzählt sie von ihren Flugabenteuern. Alles anschnallen bitte!

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