Grand Crus der Urlaubsfreude: Die schönsten Luxus-Weinresorts
Urlaub mit dem viel zitierten Mehrwert steigt in der Beliebtheit von Reisenden. Während man mittlerweile daran gewöhnt ist, dass namhafte Weingüter ihre Kellertüren öffnen und zu Weindegustationen einladen, rückt ein neuer Trend vermehrt ins Bewusstsein der Individualtouristen: Royales Leben auf Zeit in den schönsten Weingebieten Europas. Eingecheckt wird in denkmalgeschützten Schlössern oder Klöstern. Mit dem alleinigen Ziel maximalen Genuss auszukosten und unter der Prämisse höchster Authentizität. In pittoresker Lage umgeben von fulminanten Landschaftspanoramen und Dörfern, in denen die Zeit still zu stehen scheint, erreicht Urlaub eine völlig neue Dimension.
Entschleunigung par excellence
Eine Fünf-Sterne-Augenweide ist beispielsweise „Le Domaine Abadia Retuerta“ im Nordwesten von Spanien. Umrahmt von Hügeln und einem Steinwurf vom Ufer des Duero entfernt trotzt das ehemalige Kloster seit 900 Jahren der Zeit. Weinkennern ist die Region als Ribero del Duero geläufig. Die Vorstellung, dass hier schon Mönche vor Jahrhunderten begannen, Wein zu keltern, beflügelt. Der italienische Architekt Marco Serra hat sich dem romanischen Bauwerk mit dem nötigen Respekt genähert. Der Kreuzgang ist heute Loungebereich. Die Klosterkirche ist für Feste reserviert, im Kapitelsaal findet sich die Bar. Der ehemalige Speisesaal der Mönche wird heute mit weit weniger spartanischen Menüs bespielt. Gourmetküche auf höchstem Niveau hat mit Pablo Montero Einzug gehalten. Gäste können bei Brotbackworkshops die Küche aus dem 12. Jahrhundert und beim anschließenden Lunch den Weinkeller inspizieren. Weiteres Freizeitvergnügen winkt mit Yoga, Helikopterflügen, Reitausflügen, Einblicke in die Falknerei und natürlich in die hohe Kunst der Weinverkostung.
Eines der ältesten Weingüter der Gegend La Rioja wurde durch den kanadischen Stararchitekt Frank O. Gehry zur spektakulären Sehenswürdigkeit, der einen nötig gewordenen Zubau mit einer Rüstung aus Titan und Edelstahl in Szene setzte. Auf Marqués de Riscal widmet man sich seit 1858 der Traubenernte. Im Herzen des Originalkellers, der „Kathedrale“, finden sich wertvolle Weine ab dem ersten Jahrgang aus dem Jahre 1862. In den beiden Restaurants „Bistro 1860“ und „Marqués de Riscal“ empfängt der mit einem Michelin-Stern dekorierte Chefkoch Francis Paniego seine Gäste. Wer mit dem Bestaunen seiner Unterkunft fertig ist, kann die Dörfer der Umgebung, wo die alten Rituale der Weinproduktion noch gelebt werden, auf sich wirken lassen oder einen Teil der Santiago-Pilgerroute für sich erobern.
Mitten in der Stadt
Ein luxuriöses Weinhotel im Stadtgebiet ist eine Seltenheit. „The Yeatman“ erlaubt den Blick auf Porto und den Fluss Douro aus Zimmern mit dem Esprit von klassischem Understatement samt angeschlossenen Privatterrassen. Absolutes Highlight sind die Mastersuiten, wo man in außergewöhnlichen Betten aus imposanten Artefakten der Winzerfamilie Taylors zu liegen kommt. Im Keller findet sich die weltweit bedeutendste Sammlung portugiesischer Weine. Manche macht „The Yeatman“ erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich, andere sind nur in kleinsten Limitierungen erhältlich. Die wöchentlichen Weindinner mit wechselnden Themen am Donnerstag werden von Winzern begleitet. Jederzeit bereits sind die Sommeliers des Hauses für Weinverkostungen in Dick’s Bar bereit.
Französisches Paradox
Seit 1992 ist es durch Dr. Serge Renaud amtlich: Die Franzosen leben trotz Alkoholkonsums länger und altern weniger sichtbar als andere Völker. Ob hohe Polyphenolgehalte im Rotwein oder gesundheitsförderndes französisches Savoir vivre – herrlich Urlauben lässt es sich in Frankreich auf jeden Fall. Seit 2013 beherbergt das in einem typisch französischen Garten gelegene denkmalgeschützte „Château de Bagnols“ aus dem 13. Jahrhundert ein charmantes Boutique-Hotel. Es kann zwischen Turmzimmer, Unterkünften in den ehemaligen Stallungen und Gemächern mit opulenten Himmelbetten gewählt werden. Die Zimmer tragen Namen historischer Persönlichkeiten, die mit der Geschichte des Hauses verwoben sind und ihren eigenen Stil hinterlassen haben. Getafelt wird im majestätischen „Salle des Gardes“, der vor allem mit dem größten gotischen Kamin Europas beeindruckt. Küchenchef ist Jean Alexandre Ouaratta (ehemaliger Bocuse- Schüler, Anm.). Der Gast schmeckt die Qualität und den Reichtum der regionalen Märkte. Vom hauseigenen Hubschrauberplatz kann man Richtung Courchevel starten, um Ski zu fahren. Golf- und Tennisanlagen sind in unmittelbarer Nähe. Fahrten mit dem Heißluftballon, Reitausflüge, Kutschenfahrten und Oldtimer-ausfahrten sind weitere Angebote. Wer es gemütlicher möchte, entspannt im Wellnessbereich, der mit großzügigen Pools und Hamam aufwartet. Ein Schloss neueren Datums (19. Jh.) schmiegt sich im Bordeaux-Gebiet in einen drei Hektar großen Park. Empfohlen sei im „Grand Barrail“ neben der Küche von Romain Gondras das dreieinhalbstündige Wellness-Verwöhnpaket „La Magie Saint-Emi-lionnaise“ mit stimulierenden Trauben- extrakten. Nicht verpassen sollte man einen Ausflug in das mittelalterliche Saint-Émilion. Die Stadt auf dem Felsvorsprung zählt seit 1999 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Zurück zu den Wurzeln
Rund um das Weingut Château Smith Haut Lafitte haben Alice und Jérôme Tourbier das Fünf-Sterne-Hotel „Les Sources de Caudalie“ in Martillac bestehend aus acht Häusern mit insgesamt 40 Zimmern und 21 Suiten aufgebaut, das Luxus in familiärer Atmosphäre offeriert. Pittoresk ist „Le Pigeonnier“, der Taubenschlag mit Duplex-Suite, der auf einer kleinen Insel in einem Teich steht. Perfekt designt die „L’Ile aux Oiseaux“ von Maxime Simoëns, einem französischen Vorzeigetalent, der seine Fähigkeiten bei Elie Saab, Dior und Balenciaga präzisiert hat. Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben. Architekt Yves Collet legte den Fokus auf wiederverwertete lokale Materialien und ein Höchstmaß an nachhaltiger Energie im laufenden Betrieb. Wer in kürzester Zeit betriebsamen Städten wie Paris oder Bordeaux entfliehen möchte, findet hier 1.200 kostbare Weinflaschen im Keller, ein Spa mit Cabernet-Peeling, Honigwein-Wickel oder Fassbäder. Der Pool mit beeindruckender Kunst auf dem Boden befindet sich im ehemaligen Gewächshaus. Das kulturelle Erbe wird in typischen Booten der Region („Pinasse“) oder per Fahrrad besichtigt.
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