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Mann setzt die Segel | Credit: iStock.com/boggy22
Im Einklang mit Wind und Wellen
Im Einklang mit Wind und Wellen
iStock.com/boggy22

Segeln am Meer: Tipps für den Einstieg

18.08.2023 um 14:18, Ute Daniela Rossbacher
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Um auf eigene Faust zu segeln, dazu braucht es einige Voraussetzungen – vor allem auf dem offenen Meer. Wie man diesem Traum Schritt für Schritt näher kommt.

Segeln am Meer – für viele der Inbegriff von Freiheit und Unabhängigkeit. Rod Stewart hat sie in seinem Hit "Sailing" besungen, der "Einhandsegler" in Reinhard Meys gleichnamigem Song setzt sich auf offener See dem Spiel von Wind und Wetter aus und stellt sich mutig seinem Schicksal - zu Wasser und zu Land.

Wie wird man zum guten Segler?

Allein die zahlreichen Filmklassiker und Evergreens zeigen: Wer seine Liebe zum Segeln am Meer erst einmal entdeckt hat, kommt von dieser Leidenschaft in der Regel nicht mehr los. Bis es soweit ist, dass man auf Kurs bleibt und sein angepeiltes Ziel ohne Umwege erreicht, braucht es seine Zeit. Mit der nötigen Ausbildung, viel Erfahrung und noch mehr Geduld ist die beliebte Freizeitbeschäftigung nicht nur jungen Menschen vorbehalten. Schritt für Schritt zum guten Segler – so funktioniert es.

Schritt 1: Bootsführerschein

Die Lizenz zum Segeln am Meer erwirbt man über einen Bootsführerschein. Man sollte ihn immer bei sich haben – vor allem, wenn man ein Boot chartern will. Im Ausland wird üblicherweise das Dokument des Heimatlandes anerkannt. Voraussetzung ist es üblicherweise auch aus versicherungstechnischen Gründen.

In Österreich gibt es aufeinander aufbauend vier Befähigungsausweise (BFA):

  1. Fahrtenbereich 1: Watt- oder Tagesfahrt (3 Seemeilen)
  2. Fahrtenbereich 2: Küstenfahrt (20 Seemeilen)
  3. Fahrtenbereich 3: Küstennahe Fahrt (200 Seemeilen)
  4. Fahrtenbereich 4: Weltweite Fahrt

Fahrtenbereich 1

Um den Befähigungsausweis für den Fahrtenbereich 1 in Österreich absolvieren beziehungsweise zur Prüfung antreten zu können, muss man mindestens 16 Jahre sein, die österreichische Staatsbürgerschaft und seinen Hauptwohnsitz in Österreich haben sowie ein Attest darüber, dass keine Farb-Sehschwäche vorliegt. Für den Praxisteil sind 50 Seemeilen auf einer Segelyacht und eine Nachtfahrt erforderlich.

Fahrtenbereich 2

Ab 18 Jahren ist es dann möglich, den Befähigungsausweis Fahrtenbereich 2 zu erwerben. Für die erforderliche Praxis muss man 500 Seemeilen auf einer Segelyacht, 18 Bordtage und drei Nachtfahrten vorweisen. Mit dem Fahrtenbereich 2 in der Tasche kann man das International Certificate für Motor- und Segelfahrzeuge beantragen. Dieses Dokument berechtigt einen, weltweit Schiffe zu segeln.

Fahrtenbereich 3

Voraussetzung für den Fahrtenbereich 3 sind 1.500 Seemeilen auf einer Segelyacht (davon 500 Seemeilen als Skipper), 48 Bordtage, fünf Nachtfahrten und eine Überfahrt von mindestens 50 Stunden.

Fahrtenbereich 4

Wer auf 5.000 Seemeilen (davon mindestens 2.000 Seemeilen als Skipper), 70 Bordtage, 15 Nachtfahrten, die Ansteuerung von vier unterschiedlichen Häfen und eine durchgehende Fahrt von 500 Seemeilen (davon 100 Seemeilen außerhalb des Fahrtenbereichs 3) verweisen kann, erfüllt die Voraussetzungen für den Segelschein Fahrtenbereich 4.

Segelboot auf dem Meer bei Sonnenuntergang | Credit: iStock.com/mihtiander
Ideal für Freigeister - Segeln

Schritt 2: Segel-Erfahrung sammeln

Die Zertifikate und erforderlichen Praxis-Einheiten sind das eine, die nötige Sicherheit bei wechselnden Wetterverhältnissen und in unterschiedlichen Gewässern zu sammeln, eine andere. Der Saisonbeginn im April beziehungsweise Mai ist die perfekte Zeit für Segeltörns vor der mallorquinischen Küste beziehungsweise in der Adria.

Für den Anfang ist ein kompaktes Boot ideal – nicht zuletzt bei Hafenmanövern. Wer sich allein noch unsicher fühlt, kann bei Bedarf tageweise einen Skipper mieten, der einem an Bord tatkräftig zur Seite steht.

Gerade, wenn man erst seit kurzem den Segelschein hat, sollte man keine Gelegenheit zum Segeln verpassen. Nur auf diese Weise lernt man, das erworbene Theoriewissen über die physikalischen Kräfte, die auf das Schiff bei unterschiedlichen Wetterlagen einwirken, die verschiedenen Knoten, das richtige Verhalten im Notfall, sowie die voneinander abweichenden Bestimmungen für Segel-Fans in den verschiedenen Ländern mit der Bordpraxis zu verbinden. Gleichzeitig festigt man seine Sicherheit bei den verschiedenen Manövern.

Die wichtigsten Segel-Grundlagen

Gut vorankommen und sicher und direkt an sein Ziel gelangen – darauf kommt es beim Segeln an. Am besten mit den folgenden Grundlagen:

  • Die kürzeste Route geradeaus ansteuern
  • Um möglichst schnell voranzukommen, das Boot aufrecht halten, geradeaus fahren und das Segel weder zu dicht und nicht zu locker trimmen
  • Das Gewicht an Bord nach Windstärke verlagern
  • Die Lage des Schwerts (bewegliche Platte unter dem Rumpf) an die Windverhältnisse anpassen
Junge Frau beim Segeln | Credit: iStock.com/satamedia
Mit konzentrierter Kraft über das Meer

Schritt 3: Die richtige Kleidung für Segler

Mit den richtigen Materialien ist man als Segler bestens für Wind und Wellen gerüstet. Funktionsunterwäsche aus Merinowolle schützt den Körper vor Feuchtigkeit und Kälte. Shirts und Jacken aus Fleece oder Softshell sind wasserabweisend und damit ideal, um sich warm zu halten, ohne zu überhitzen. Das gilt auch für Hosen, die außerdem strapazierfähig sein sollten. Rutschfeste Schuhe (am besten mit hellen Sohlen) sind das Um und Auf, vor allem bei stärkerem Seegang. Unerlässlich für diesen Fall ist eine Schwimmweste.

Junge Frau beim Segeln | Credit: iStock.com/nd3000
Segeln stärkt das Wir-Gefühl

Schritt 4: Die richtige Ausrüstung für den Segeltörn

Gute Vorbereitung ist beim Segeln alles. Mit der folgenden Checkliste ist man bestens für einen Törn auf dem offenen Meer gerüstet:

  • Arbeitshandschuhe
  • Akkus und Batterien
  • Fernglas
  • Gesichts- und Lippenpflege
  • Kompass
  • Logbuch
  • Mückenschutz
  • Personalpapiere (z.B. Reisepass, Impfpass, Auslandskrankenscheine etc.)
  • Reiseapotheke
  • Schwimmweste
  • Taschenlampe
  • Taschenmesser
  • Wasserdichte Kleidung und Tasche
Mann auf seinem Segelboot | Credit: iStock.com/Popartic
Wenn das Meer ruft

Schritt 5: Das richtige Segel-Workout

Beim Segeln werden bestimmte Muskelpartien besonders beansprucht, darunter die Beine, der Rücken, die Schultern, die Oberarme und die Hände. Um Problemen vorzubeugen, ist man beim Training mit einer Kombination von Kraft- und Ausdauer-Workout am besten beraten. Einseitiger körperlicher Belastung wirkt man effektiv mit Übungen, die Bauch- und Rückenmuskulatur stärken, entgegen. Radfahren und Laufen runden das Training bestens ab. Wer dazu beim Segeln selbst seinen Körper durch diverse Manöver beweglich hält, ist top-gerüstet für längere Törns.

Mann beim Segeln | Credit: iStock.com/Konrad Kmiec
Jeder Handgriff sitzt

Schritt 6: Die beliebtesten Reiseziele für Segel-Fans

Italien, Kroatien und Griechenland zählen im Sommer zu den beliebtesten Reisezielen unter Segel-Fans. Sie alle bieten abwechslungsreiche Routen, die an unzähligen idyllischen Inseln und einladenden Buchten entlangführen. Wer noch am Anfang seiner Segel-Laufbahn steht, findet vor allem in den Gewässern von Kroatien ideale Bedingungen, um bei kurzweiligen Törns seine Fertigkeiten zu vertiefen. Seglerinnen und Segler, die Italien lieben, lockt es bevorzugt an die Amalfiküste, nach Sizilien und Sardinien. Touren rund um die griechischen Inseln zwischen Mai und September sind vor allem bei Nordwind (Meltemi) - je nach Stärke - mitunter eine Herausforderung. Wer ohne Skipper reist, meistert sie mit entsprechender Erfahrung.

 

Glückliches junges Paar an Bord eines Segelbootes | Credit: iStock.com/FlamingoImages
Das Meer buchstäblich neu erfahren

Was erfahrene Segel-Fans ausmacht

Fundierte geografische und meteorologische Kenntnisse, handwerkliche Fertigkeiten und das Wissen, was im Notfall zu tun ist, macht erfahrene Segel-Fans zu handlungssicheren Allroundern. Die körperliche Fitness stärkt das Selbstbewusstsein, die Segel-Routine fördert Nervenstärke und Belastbarkeit. Mehr als andere Freizeitbeschäftigungen festigt Segeln die Persönlichkeit, indem man Verantwortungsgefühl und Teamgeist trainiert. Bei Wind und Wetter sich an Bord zu bewegen stählt obendrein das Immunsystem. Die Weite des Meeres tut dem Auge und der Seele gut. Kurzum: Segeln ist mehr als nur ein sportliches Abenteuer. Es bietet die Chance, über sich hinauszuwachsen - körperlich und mental.