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Corona-Nachsorge: Was raten Ärzte? | Credit: iStock.com/DragonImages
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Corona-SOS: Muss ich nach Covid-19 zum Arzt?

31.03.2022 um 10:09, Simone Reitmeier
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Wir haben mit Sportmediziner und Kardiologe Prim. Univ.-Prof. Dr. Dr. Josef Niebauer MBA vom Uniklinikum Salzburg darüber gesprochen, was nach einer Covid-19-Infektion aus medizinischer Sicht notwendig ist – und was nicht.

Macht ein vorsorglicher Check nach einer überstandenen Corona-Infektion Sinn oder sind spezielle Nachsorgeuntersuchungen anzuraten?

Die Omikron-Variante konzentriert sich hauptsächlich auf den Bereich oberhalb des Schlüsselbeins – bei einem harmlosen Verlauf sollte nach zehn Tagen eine spürbare Besserung eintreten, bei vielen ist die Infektion bereits ausgeheilt. In solch einem Fall ist weder ein vorsorglicher Check noch eine spezielle Nachsorge notwendig. Am besten macht man einen kleinen Selbst-Check: Wie geht es mir beim Stufensteigen oder Spazieren, spielt das Kreislaufsystem bei der Belastung mit? Wenn das gut funktioniert, kann man auch probieren, eine lockerer Runde zu joggen. Spürt man jedoch, dass der Körper der Belastung nicht standhält, sollte man ein paar Tage abwarten. Tritt auch dann keine Besserung ein, ist ein Gesundheitscheck nötig.

Gibt es bestimmte Personengruppen, die in jedem Fall einen Arzt zur Nachsorgeuntersuchung konsultieren sollten?

Nein, die gibt es bei nicht-stationären Patienten nicht. Weder Übergewichtige noch Diabetiker oder Asthmatiker brauchen von vornherein eine Nachsorgeuntersuchung. Ein Check ist aber dann nötig, wenn man unter Herz-Rhythmusstörungen, Schwindel oder Atemnot leidet.

Sport nach Covid-Infektion | Credit: iStock.com/Ivanko_Brnjakovic

Auf welche Warnsignale sollte man nach einer Covid-19-Infektion bewusst achten?

Jeder Mensch kennt sich selbst und weiß, welche Reaktionen für seinen Körper im Normalbereich liegen. Treten nach einer Corona-Infektion zum Beispiel plötzlich vermehrt Kopfschmerzen auf, die man vorher nicht hatte, ist das ein Warnsignal. Das sollte man abklären lassen, genauso wie alles, das mit der Herzfrequenz zu tun hat.

Ab wann kann man wieder Sport treiben?

Wenn man sich gesund fühlt und es bei alltäglichen Belastungen keine Probleme gibt, kann man mit Sport starten und schauen, wie der Körper darauf reagiert. Funktioniert das gut und ist die Herzfrequenz – der "Puls" – im Normalbereich, spricht nichts gegen eine Runde Laufen oder Radfahren. Man sollte es zu Beginn aber nicht übertreiben.

Wenn der Verlauf asymptomatisch war, muss man sich überhaupt keine Sorgen machen und kann ohne weiteres zunächst locker und dann auch wieder intensiver Sport treiben.

Sollte man ein Routine-Belastungs-EKG durchführen lassen?

Von Haus aus muss man keines machen, Hobbysportler brauchen das in der Regel auch nicht. Werden Symptome wie Atemprobleme und eine zu hohe Herzfrequenz bei Belastungen aber nicht besser, sollten ein Lungenfunktionstest, ein Ruhe- und Belastungs-EKG sowie ein Herzultraschall durchgeführt werden. So kann beispielsweise festgestellt werden, ob eine Mitbeteiligung der Lunge oder eine Herzmuskelentzündung vorliegt.

Belastungs-EKG: Ist das nötig? | Credit: iStock.com/Malkovstock

Gibt es etwas, auf das man insbesondere in den ersten Wochen nach einer Corona-Erkrankung verzichten sollte?

Das Rauchen sollte man unterlassen, allerdings für immer und nicht nur in den ersten Wochen. Auch ist jetzt der richtige Moment für einen gesunden, körperlich aktiven Lebensstil.

Ab wann spricht man von Long-Covid?

Halten die Beschwerden nach der Quarantäne an, spricht man von Long-Covid. Allerspätestens nach zwölf Wochen ist so gut wie jede Infektion ausgeheilt. Kämpft man dann aber immer noch mit Problemen, nennt man das Post-Covid. In diesem Fall leidet man meist nicht mehr unter Corona, sondern an dessen Folgeerkrankungen, die man behandeln sollte. In Salzburg gibt es zum Beispiel am Institut für Sportmedizin ein Post-COVID-Training für genesene COVID-Patienten, an dem jeder teilnehmen kann. Bei einer Untersuchung wird der Ist-Zustand festgestellt (Kosten: 108,- Euro), darauf basierend wird ein Trainingsplan erstellt, der unter medizinischer Überwachung in der Gruppe absolviert wird (125,-/10 Einheiten). Am Reha Zentrum des Uniklinikums werden ambulante Rehabilitationen durchgeführt, unter anderem für Patienten mit Fatigue, dem Erschöpftheitszustand. Nach Bewilligung des Antrags werden die Kosten von den Sozialversicherern übernommen.

Kann man Langzeitfolgen in irgendeiner Form vorbeugen?

In erster Linie durch eine Impfung, aber auch durch körperliche Fitness. Zahlreiche Studien haben wiederholt ergeben, dass Bewegung sowohl für die Vorbeugung als auch in der Therapie wichtig ist.

Sollte man sich trotz überstandener Corona-Infektion impfen lassen?

Definitiv, das gilt auch für die Booster-Impfung.

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