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Ratgeber: Corona kinderleicht erklärt

01.02.2021 um 08:14, Teresa Frank
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Die angespannte Situation rund um Covid-19 geht auch an Kindern nicht spurlos vorbei. Psychologin Roswitha Wernig erzählt, wie man das Thema kindgerecht erklären kann und worauf man dabei achten sollte.

Von Masken verdeckte Gesichter, Mindestabstand beim Spielen und wochenlang keine Schule und kein Kindergarten: Die Auswirkungen der Corona-Krise sind auch für die Kleinsten unter uns enorm. In unsicheren Zeiten wie diesen ist es umso wichtiger, dass die Eltern mit dem schwierigen Thema verantwortungsbewusst umgehen und ihre Kleinen altersgerecht informieren.

Ein offenes Ohr.

„Die Situation ist momentan für alle unsicher, denn keiner weiß, wie es weitergeht und was noch alles passieren wird. Das gilt natürlich genauso für die Eltern, die sonst auf alle Fragen ihrer Kinder eine Antwort haben“, erzählt Roswitha Wernig. Sie arbeitet in der Kinderpsychologischen Praxis in Graz und hat tagtäglich mit Kindern verschiedenen Alters zu tun. „Trotzdem muss man als Elternteil versuchen, so gut wie möglich mit den Sorgen der Kinder umzugehen und immer ein offenes Ohr für sie zu haben“, ergänzt sie.

Eltern sollten für ihre Kinder immer ein offenes Ohr haben und versuchen, ihre Fragen so gut es geht zu beantworten. -Roswitha Wernig, Psychologin in der Kinderpsychologischen Praxis Graz

Erklärungsversuche.

Bei der Erklärung, was das Virus genau ist und wie es sich verbreitet, sollte vor allem auf eine kindgerechte Sprache geachtet werden. „Es kann ganz hilfreich sein, wenn man das Virus mit einer Grippe oder einem Schnupfen vergleicht. Darunter können sich die Kinder nämlich etwas vorstellen, da sie bestimmt selbst auch schon einmal krank waren. Das macht es für sie gleich viel greifbarer“, rät die Psychologin. Den Mindestabstand mit einem Babyelefanten zu messen, ist daher für die Kinder besonders praktisch. Auch bei der Veranschaulichung der Verbreitung des Virus kann man kreativ werden, wie Wernig ausführt: „Wenn man ein bisschen Glitzerstaub auf die Hände gibt und dann jemand anderen berührt, kann man richtig nachverfolgen, wie er sich verteilt und am anderen haften bleibt. Er wird dann quasi von Person zu Person weitergegeben, genauso wie das Virus.“ Ein praktischer und spielerischer Zugang ist bei der Erklärung also entscheidend.

Zusammenhalt.

Zusätzlich sollte man die Kinder regelmäßig darauf hinweisen, dass es momentan sehr wichtig ist, aufeinander aufzupassen und viel Rücksicht zu nehmen. „Die ganze Welt muss jetzt zusammenhalten. Es ist ganz wichtig, den Kindern klarzumachen, dass sie durch das regelmäßige Händewaschen und durch das Tragen der Maske ihren Beitrag dazu leisten können“, meint die Expertin. Dabei ist viel Mitgefühl und Verständnis von den Kindern gefordert, besonders, wenn es um das Besuchen von Freunden und Verwandten in der Risikogruppe geht.

Alles in Maßen.

Besonders schwierig kann es sein, das richtige Maß an Ernsthaftigkeit dem Thema gegenüber zu finden. Stellt man die Gesamtsituation zu drastisch und gefährlich dar, können die Kinder schnell Angst bekommen und sich extrem fürchten. Spielt man es herunter und nimmt es zu sehr auf die leichte Schulter, verstehen sie vielleicht die Wichtigkeit der Sicherheitsmaßnahmen nicht. Die Expertin rät dazu: „Es ist schon wichtig, ihnen den Ernst der Lage klarzumachen. Genauso wichtig ist aber, ihnen zu versichern, dass die aktuellen Maßnahmen dazu beitragen, dass die Lage nicht aus dem Ruder läuft.“ Auch wenn man als Elternteil selber unsicher ist, sollte man den Kindern gegenüber Sicherheit und Optimismus ausstrahlen, um für sie trotz allem als Ruhepol zu wirken und ein gutes Vorbild zu sein.

Langzeitfolgen.

Dass Kinder durch die Situation größerer psychischer Belastung ausgesetzt sind, ist bereits mehrfach durch wissenschaftliche Studien erwiesen. Welche langfristigen Folgen sie davontragen, weiß man zum aktuellen Zeitpunkt jedoch noch nicht. „Es wird sich erst zeigen, wie es sich besonders bei den ganz kleinen Kindern weiterhin auswirkt. Ich habe selbst einen vierjährigen Sohn, der bekommt das Ganze auch schon aktiv mit“, so die Psychologin. Besonders der Abstand, der fehlende körperliche Kontakt und die verdeckten Gesichter werden von Kindern noch intensiver empfunden. „Das merken wir auch bei uns in der Praxis. Bei den Gesprächen ist es für die Kinder wichtig, unsere Mimik zu sehen. Wenn wir lächeln, erzeugt das eine positive Atmosphäre. Leider sind die Visiere mittlerweile verboten und wir müssen wieder zu den Masken greifen, die die nonverbale Kommunikation sehr schwierig gestalten“, so Roswitha Wernig.

 

Kinder und auch Jugendliche finden sich eher mit den Neuerungen ab, sie folgen den Regeln und passen sich dementsprechend an. - Roswitha Wernig, Psychologin

Flexibilität.

Allgemein stellt die Psychologin aber fest, wie gut Kinder mit der ungewohnten Situation umgehen. Sie sind in den meisten Fällen sehr flexibel und anpassungsfähig, lernen schnell und gewöhnen sich rasch an neue Umstände. „Wenn wir an den Umgang mit Corona denken, sehen wir das alles natürlich immer aus der Perspektive eines Erwachsenen. Kinder und auch Jugendliche finden sich eher mit den Neuerungen ab, sie folgen den Regeln und passen sich dementsprechend an“, meint sie. Dass sich die Maßnahmen momentan jede Woche ändern, mag uns als Erwachsene aus dem Konzept bringen und Unverständnis hervorrufen. Kinder passen sich einfach dementsprechend an. Was das angeht, können wir doch noch das eine oder andere von den Kleinen lernen.

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