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Eltern sollten unterstützen, nicht drängen
Eltern sollten unterstützen, nicht drängen
Alina Kvaratskhelia/iStock/Getty Images

AHS, BHS, Lehre? So helfen Eltern ihren Kids am Besten

15.10.2020 um 14:13, Philipp Eitzinger
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Nach der 8. Schulstufe wartet die viele Jugendliche wohl schwerste Entscheidung: Wie geht es weiter? Eltern sollten vor allem der Versuchung widerstehen, Druck auszuüben.

Nach der sechsten Schulstufe kommt die siebente. Danach die achte – und dann...? Diese Entscheidung gilt als eine der wichtigsten in der Schul- bzw. Ausbildungskarriere. Polytechnikum und dann eine Lehre? Weitermachen in der AHS? Oder vielleicht in eine Berufsbildende Höhere Schule wie HTL oder HAK?

Eltern gegen Jugendliche

Groß ist die Gefahr, dass Eltern ihre Karrierewünsche den Kindern aufs Auge drücken. „Geh weiter in die Schule, dann hast du‘s mal besser“, heißt es. „Das ist leider kein Klischee, solche Eltern gibt es viele“, bestätigt Andreas Girzikovsky, Abteilungsleiter der Schulpsychologie bei der OÖ. Bildungsdirektion. Aber stimmt das? „Längst nicht mehr! Wenn man unsicher ist, ob man eine weiterführende Schule machen soll oder nicht, rate ich dazu, es eher nicht zu tun.“ Mit einer Lehre hat man eine abgeschlossene Berufsausbildung und sich einige womöglich unglückliche Jahre in der Schule erspart..

Unterstützung statt Forderung

Der Bildungsexperte rät Eltern dringend dazu, ihren Nachwuchs nicht mit sanftem Druck in eine bestimmte Richtung zu schieben, sondern darauf zu achten, was die Jugendlichen eigentlich interessiert – und zwar nicht nur in der Schule, sondern generell. Für Kinder mit Interesse an Technik bietet sich eine HTL an; wer sich gerne bewegt und erlebnisorientiert ist, wird mit einem Schreibtisch-Job keine Freude haben, und so weiter. Ganz wichtig ist, dass Eltern unterstützen und nicht drängen – denn auch Umwege sind wichtige Lernschritte auf dem Weg in die Selbstständigkeit und ins Berufsleben.

Schule soll auch Spaß machen

Der soziale Aspekt

Ist die Entscheidung für eine weiterführende Schule gefallen, bleibt die Frage, welcher Schultyp es wird. Auch hier plädiert der Bildungsexperte zu einem entspannten Zugang. „Es geht darum, dass man als Heranwachsender die Schule auch durchhält – nicht nur fachlich, sondern auch sozial. Wenn Freunde auch den gleichen Schultyp wählen, ist das hilfreich, denn der emotionale Aspekt ist sehr wichtig.“ Zumal lebenslanges Lernen ohnehin eine Realität des 21. Jahrhunderts ist, wie Andreas Girzikovsky weiß: „So gut wie jeder muss in seinem Leben ein-, zweimal umlernen.“

Was man stets im Auge behalten sollte: Die Dinge, die man im Unterricht lernt, sind nur ein Teil der Ausbildung. Eine große Bedeutung haben aber auch die „Soft Skills“: Teamfähigkeit und Kontaktfreudigkeit sind in sehr vielen Berufen von großer Bedeutung, auch Flexibilität und eine schnelle Auffassungsgabe sind in so gut wie jeder weiteren Karriere wichtig. „Wer Interesse an Mitschülern hat, gerne liest und generell mit offenen Augen und einem wachen Geist durch das Leben geht, hat die besten Chancen, sich nach der Ausbildung auch im Job zu behaupten“, ist Bildungsexperte Andreas Girzikovsky überzeugt.

Irrwege und Umwege

Und wenn sich der eingeschlagene Weg nach ein, zwei Jahren als Sackgasse erweist? Auch das kann passieren! Es kann sogar eine wichtige Erfahrung sein, schließlich kann das auch im späteren Leben passieren. Das Umgehen mit dem Scheitern und auch daraus die positiven Aspekte für sich mitzunehmen, ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die man im Leben brauchen kann. Nicht umsonst lautet der wohl zentralste Satz, den Kinder und Jugendliche immer wieder hören: „Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben!“

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