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Eine Mutter sitzt mit ihrem Baby vor der Kamera und filmt sich.
Experten raten dazu, das Gesicht der eigenen Kinder nicht im Internet zu zeigen.
Experten raten dazu, das Gesicht der eigenen Kinder nicht im Internet zu zeigen.
iStock.com/Lacheev

Insta-Moms: Familienglück per Knopfdruck

06.05.2024 um 09:25, Nina Dam
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Immer mehr "Insta-Moms" präsentieren ihr Familienleben auf Instagram und Co. – oftmals stehen dabei die Kinder im Mittelpunkt. Was es damit auf sich hat.

Man könnte es fast schon als Trend bezeichnen, den man in den letzten Jahren auf etlichen Social-Media-Plattformen verfolgen kann: Immer mehr Blogger kehren Beauty- und Lifestylethemen den Rücken zu und entscheiden sich für unterhaltsamen Familiencontent, in dem der Alltag der Familie in den Fokus rückt. Dieser Schritt passiert oftmals nicht bewusst, sondern geht für viele mit einer lebensverändernden Situation einher: Beispielsweise mit der Geburt des ersten Kindes. So beschreibt es auch Content-Creatorin Ines Danner aus der Steiermark. Sie hat rund 12.000 Follower auf Instagram und auch sie passte den Inhalt ihres Accounts an ihre jetzige Lebenssituation an. „Da ich zurzeit noch in Karenz bin und sich mein Leben aktuell fast ausschließlich um meine Familie, Haushalt, Kochen und ein bisschen Mode und Landwirtschaft dreht, passt der Content momentan am besten zu mir“, beschreibt die Mutter von zwei Söhnen.

Erfolgreiche Familienaccounts

Influencer scheint das aber nicht zu stören, denn in Österreich erreichen besonders erfolgreiche Familienaccounts täglich rund 100.000 bis 500.000 Menschen. Die Blogger unterhalten auf ihren Kanälen mit privaten Einblicken in ihr tägliches Leben rund um Familie, Kinder sowie Haushalt. Aber auch Themen wie Umzug, Hausbau oder Auswandern werden oft mit eingebunden. Danner ist der Meinung, dass genau das die Menschen anspricht. „Ich glaube, Familienblogger sind beliebt, da sie den meisten Unterhaltungswert bieten. Denn die Instagram-Welt ist voll mit gefilterten Bildern und den perfekten Mode- und Reisebloggern. Keine Familie ist perfekt und ich glaube, damit kann man manche Follower aufmuntern, wenn sie sehen, dass schlechte Nächte oder Streitereien auch andere Familien betrifft und völlig normal sind.“

Eine Mutter und ihr Kind schminken sich gemeinsam und filmen sich dabei.
Jeder Mensch hat ein recht auf Privatsphäre und Anonymität – auch wenn Kinder das noch nicht klar kommunizieren können.

Austausch mit Gleichgesinnten

Dieser Austausch mit Gleichgesinnten war noch nie so einfach wie in der heutigen Zeit. Rund um die Uhr kann man sich über die sozialen Medien mit Menschen aus aller Welt connecten. Durch Familienblogs haben vor allem Eltern die Möglichkeit, sich mit anderen Müttern oder Vätern über die komplexe Welt der Kindererziehung auszutauschen, sich gegenseitig weiterzuhelfen und sich so von eventuellen Unsicherheiten zu befreien. Auch Danner mag dieses Miteinander: „Ich bekomme häufig Nachrichten von Müttern, die sich für meine Ehrlichkeit bedanken. Wir Eltern sitzen alle im selben Boot, da gibt’s nichts schönzureden.“ Diesen positiven Aspekt des Internets möchte heutzutage keiner mehr missen, doch es gibt auch eine Kehrseite. Betrachtet man „Insta-Moms“ aus einem anderen Blickwinkel, so erscheint die Welt der glücklichen Familie nicht mehr ganz so rosig.

Mehr Schein als Sein 

Viele Familienblogger teilen private Inhalte ihres Lebens mit der Öffentlichkeit, um ihre Authentizität zu wahren und, wie Danner beschreibt, um „unterhaltsamen Content“ zu liefern. Oft geraten dadurch automatisch die Kinder in den Mittelpunkt, da lustige Videos oder süße Bilder die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zudem neigt der Großteil der Menschen aber dazu, sich immer gut präsentieren zu wollen – im Internet geht nichts einfacher als das. Aus diesem Grund tendieren zahlreiche Familienblogger dazu, das idealisierte Bild der perfekten Familie zu präsentieren, was die unrealistischen Scheinwelten auf Instagram und Co. weiter verstärken kann. Content-Creators müssen also selbst abwiegen, was und wie viel sie veröffentlichen  wollen und vor allem für welchen Preis. Denn wer sich dazu entscheidet, sein (Familien-)Leben auf den sozialen Netzwerken mit Menschen aus aller Welt zu teilen, braucht ein dickes Fell – besonders Familienblogger werden oft für ihren Inhalt kritisiert. Das erlebte die steirische Influencerin schon selbst einige Male. „Hier und da wurden meine Storys schon einmal falsch aufgefasst oder Follower haben sich persönlich angesprochen gefühlt“, beschreibt sie. Doch Danner habe in solchen Situationen schon immer versucht, alles über private Nachrichten klarzustellen, was ihr glücklicherweise auch meistens gelungen ist. Dennoch betont die Creatorin: „Man muss aber schon wirklich sehr aufpassen, was und vor allem wie man etwas sagt! Ich wurde auch schon des Öfteren für meine Storys belächelt, aber das war mir schon immer völlig egal.“

Meine Kinder sind noch zu klein, um entscheiden zu können, eine Person des öffentlichen Lebens zu sein, deshalb werden sie nicht gezeigt.

Ines Danner (@whoisinesdanner), Content-Creatorin aus der Steiermark

Kinderfotos in der Kritik

In diesem Zusammenhang wird die Frage, ob Kinder ins Netz gehören, immer wieder kontrovers diskutiert. Vor allem „Insta-Moms“ und Familienblogger geraten dadurch oft ins Visier unterschiedlicher Parteien. Danner hat sich dazu entschieden, das Gesicht ihrer Kinder nicht zu zeigen. „Meine Kinder sind noch zu klein, um dies entscheiden zu können, deshalb werden sie nicht gezeigt“, erklärt die Mutter. Darüber hinaus betont sie: „Generell finde ich aber, dass jeder selbst entscheiden soll, ob die Gesichter der eigenen Kinder online gestellt werden sollen oder eben nicht. Bei einer gewissen Reichweite sollte man sich das schon gut überlegen, da man auch tausende Follower dabei hat, die man nicht persönlich kennt.“ Experten raten dringend dazu, Familienbilder oder generell Fotos von Kindern nicht im Netz zu veröffentlichen – auch wenn diese zunächst harmlos erscheinen. Denn in den unendlichen Weiten des Internets lauern zahlreiche Gefahren, die vielen Nutzern oft gar nicht richtig bewusst sind.

Experten warnen

Das zeigt auch eine neue Umfrage von ECPAT International, Eurochild und Terre des Hommes Niederlande, die im Auftrag der Down to Zero Alliance durchgeführt wurde. Im Zuge dessen wurden Kinder und Betreuer aus 15 Ländern, darunter auch Österreich, zum Thema digitale Sicherheit befragt. Denn die Realität zeigt leider, dass Kriminelle nur darauf warten, Aufnahmen von unschuldigen Kindern zu stehlen und  weiterzuverbreiten. Experten empfehlen deshalb, nie das Gesicht des Kindes zu zeigen und so wenig Informationen wie möglich zu veröffentlichen. In einer Welt, in der digitale Präsenz zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist es entscheidend, die potenziellen Risiken zu erkennen und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen, besonders wenn es um das Teilen von persönlichen Informationen im Internet geht. 

Sicherer Umgang  

Die österreichische Initiative SaferInternet unterstützt vor allem Kinder, Jugendliche, Eltern und auch Lehrende beim sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. 

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