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Abahachi (Michael Bully Herbig) und Ranger (Christian Tramitz) stehen in der Wüste. Abahachi hält eine Friedenspfeife, Ranger ein Streichholz.
Abahachi und Ranger sind mal wieder auf Friedensmission.
Abahachi und Ranger sind mal wieder auf Friedensmission.
herbX film/Constantin Film/Luis Zeno Kuhn

Anti-Woke-Rakete: "Das Kanu des Manitu"

13.08.2025 um 14:04, Anna Kirschbaum
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Der Klamauk-Klassiker kehrt zurück: „Das Kanu des Manitu“ setzt auf Nostalgie, bekannte Gags und schrille Figuren. Ein Film für Fans der ersten Stunde.

Fast ein Vierteljahrhundert ist vergangen, seit die Parodie „Der Schuh des Manitu“ erstmals mit locker-flockigen Karl-May-Sprüchen das Zwerchfell der Nation gekitzelt hat. Jetzt sind sie wieder da: Abahachi, Ranger, Dimitri und Winnetouch. In „Das Kanu des Manitu“ hält das Trio aus Christian Tramitz und Rick Kavania mit rosa Cocktails und Altherrenhumor mit Vollgas Kurs Richtung Nostalgie-Schiene. Funktioniert der Schmäh von damals noch oder sind die Gags nicht doch schon pensionsreif?

Der Plot: Chaos um ein Kanu

25 Jahre nach dem ersten Teil sind wir zurück in der Prärie: Abahachi (Michael Bully Herbig) und sein Blutsbruder Ranger (Christian Tramitz) geraten wieder einmal in ein Abenteuer, das so beginnt, wie es lehrbuchmäßig beginnen muss: mit einer Verschwörung und einem Missverständnis. Eine rätselhafte Bande hat es auf das sagenumwobene „Kanu des Manitu“ abgesehen, das irgendwo zwischen spirituellem Kultobjekt und kitschiger Western-Ikone angesiedelt ist. Es dauert nicht lange, bis die beiden Helden – selbstverständlich völlig zu Unrecht – auf dem Galgenholz stehen.

Gerettet werden sie in letzter Sekunde von Altfreund Dimitri (Rick Kavanian), der nicht nur in gewohnt schräger Tonlage auftritt, sondern gleich seine neue Assistentin Mary (Jasmin Schwiers) mitbringt. Diese wiederum ist niemand Geringeres als Rangers mittlerweile erwachsene Tochter. Dass sie im Showdown mehr Grips zeigt als alle anderen zusammen, versteht sich von selbst.

Das ist aber tatsächlich nur der Anfang: Was folgt, ist eine klassische Bully-Story voller falscher Fährten, überdrehten Schurken, Verwechslungen und einer albernen musikalischen Einlage (featuring Stefan Raab), die irgendwo zwischen Disco, E-Bike und Bio-Snack liegt. Fans dürfen sich außerdem über ein Wiedersehen mit Erzschurken Sky du Mont freuen.

Kein Woke-Film, aber „Bitte sag nicht Indianer!“

Mit seinem Film zündet Bully (ganz vorsichtig) eine kleine Anti-Woke-Rakete. Denn bereits im Vorfeld wurde heiß diskutiert: Darf man das heute überhaupt noch? Witze über amerikanische Ureinwohner? Und ist die pink-quietschige Figur des Winnetouch nicht einfach nur klischeemäßig queerfeindlich?

Doch, das geht alles, ist Bully überzeugt – wenn man es richtig macht. Also sagt Abahachi jetzt halt mehrmals im Film: „Bitte sag nicht Indianer!“, ein wohlplatzierter sachter Seitenhieb auf die Debatten um kulturelle Aneignung. Statt sich komplett in Selbstironie zu verheddern, bleibt der Film trotzig entspannt: Abahachis Zwillingsbruder Winnetouch hat beruflich von der Beauty auf die Rumba Ranch umgesattelt, ist aber sonst noch immer genauso schrill, überdreht und queer wie früher, ohne jeglichen Zwang zur Rechtfertigung. Dimitri darf nach wie vor seinen absurd-deutschen Griechisch-Singsang sprechen, der in anderen Produktionen längst aus dem Drehbuch geflogen wäre.

Bully macht keinen Hehl daraus, dass er keine „Woke-Komödie“ drehen wollte, aber er hetzt auch nicht dagegen. Vielmehr wirkt der Film wie ein: „Wir haben’s verstanden – und machen’s trotzdem. Mit Herz.“ Wer sich über den Griff in die Klischeekiste ärgert, soll’s tun, meinen die Filmemacher. "Eines war ihnen aber wichtig: Wir lachen miteinander, nicht übereinander", so Bully. Und wer Empörung sucht, wird sie tatsächlich eher in den Kommentarspalten als auf der Leinwand finden. Und das ist – bei aller Diskussion – vielleicht sogar ganz gesund.

Figur Winnetouch (Michael Bully Herbig) sitzt in einem rosa Salon und trinkt einen Cocktail mit Erdbeere und Papierschirmchen.
Winnetouch schlürft Cocktails und scheut auch in der Fortsetzun keine Klischees: schräg, schrill, völlig unapologetisch.

Gags mit Bart, aber Herz

Aber ist das jetzt überhaupt noch lustig? Zwei Blutsbrüder, ein gestohlenes Kanu, eine Falle, ein fast-Galgen und eine Rettung durch Dimitri und Rangers Tochter Mary. So weit, so trashig. Dazu kommt der übliche Wahnsinn aus Missverständnissen, Running Gags und Figuren, die wirken, als wären sie direkt aus dem Bullyversum 2001 geklont worden. Nichts ist neu – aber hey, alles ist herrlich vertraut und genau das macht den Charme der Fortsetzung aus; eben wie es sich für gute Sequels so gehört.

Das Reiten auf der Nostalgie-Welle funktioniert erstaunlich gut, denn eines muss man dem Film lassen: Er versucht nicht krampfhaft modern zu sein. Bei aller Rebellion gegen vermeintlichen Woke-Wahn übertreibt es die Bully-Produktion aber auch nicht mit Seitenhieben.

Die Witze selbst sind oft so gestrig, dass sie schon wieder lustig sind. Manche Pointen zünden wie 2001, andere landen eher zwischen Niemandsland und „Haben wir das nicht schon mal gehört?“ Wer mit dem Humor der ersten Bully-Zeit aufgewachsen ist, wird sich jedenfalls gemütlich zurücklehnen und über altbewährte und wohlvertraute Running Gags grinsen; sei es über Dimitris schrägen Akzent, Winnetouchs pinke Exzesse oder Abahachis verwirrte Weltanschauung.

Die Figur Dimitri (Rick Kavanian) sitzt fröhlich auf einer Postkutsche in Westernkulisse und hält ein Schild mit der Aufschrift „Grand Re-Big-Opening“.
Dimitri ist zurück – mit Fliege, Lächeln und großem Comeback-Event im Gepäck.

Kultfaktor fraglich

Ob Zitate aus dem Film Einzug in WhatsApp-Gruppen und kollektives Gedächtnis finden könnten wie "Schau, schau, Schoschonen", "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden" oder "So, jetzt geht noch mal jeder aufs Klo und dann reiten wir los!" darf dann aber doch eher bezweifelt werden.

Nicht jeder Gag ist ein Treffer, das war erwartbar. Aber irgendwie tut’s gut, mal wieder in ein Kino zu gehen und nicht analysieren zu müssen, ob man gerade über das „Richtige“ lacht – sondern einfach, weil’s witzig ist. Oder zumindest nett bemüht.

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