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Jeder Blick aufs Handy reißt Jugendliche aus dem Lernfluss.
Jeder Blick aufs Handy reißt Jugendliche aus dem Lernfluss.
Jeder Blick aufs Handy reißt Jugendliche aus dem Lernfluss.
istock.com/halfpoint

Aufmerksamkeits-Booster: So bleiben Schüler im Fokus

16.10.2025 um 13:02, Yunus Emre Kurt
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Jugendliche lassen sich beim Lernen leicht ablenken. Mentaltrainer Martin Koller aus Salzburg erklärt, wie Konzentration wirklich gelingt

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Das Gehirn von Jugendlichen befindet sich noch im Umbau. Der präfrontale Cortex – zuständig für Planung, Impulskontrolle und Konzentration – ist noch nicht vollständig entwickelt. „Das macht Jugendliche impulsiver und anfälliger für Ablenkungen“, erklärt Martin Koller, Mentaltrainer aus Salzburg. Gleichzeitig spielt das Bedürfnis nach schneller Belohnung eine entscheidende Rolle: Likes in sozialen Medien oder ein Level im Computerspiel setzen Dopamin frei – ein Glücksgefühl, das schwer zu ignorieren ist. Hinzu kommt fehlende Erfahrung mit Selbstdisziplin. Viele Jugendliche haben noch nicht gelernt, längere Phasen konzentriert durchzuhalten. Langeweile, fehlende Motivation und die ständige Verfügbarkeit digitaler Reize verstärken diese Tendenz. „Die Aufmerksamkeit wird besonders schnell von Reizen eingefangen, die Anerkennung oder Zugehörigkeit versprechen“, so Koller.

Erste Hilfe für den Kopf

Eine einfache Übung, die Ruhe und Konzentration fördert, ist die „1:2-Atemtechnik“. Dabei wird die Ausatmung doppelt so lange gestaltet wie die Einatmung. „Dieses verlängerte Ausatmen beruhigt das Nervensystem und schafft sofort mehr Klarheit“, erklärt Koller. Schon wenige Wiederholungen genügen, um Stress zu reduzieren – ideal vor Lernphasen oder Prüfungen.

Handy als größter Konzentrationskiller

Kaum eine Ablenkung ist so verlockend wie das Smartphone. Doch jeder Blick aufs Display unterbricht den Lernfluss. „Im Grunde startet man jedes Mal wieder bei Null“, warnt Koller. Sein Rat: Das Handy konsequent in einem anderen Raum aufbewahren und fixe Zeiten für die Nutzung einplanen – etwa während Pausen. So bleibt der Fokus beim Lernen. Auch Eltern können hier eine wichtige Rolle spielen. Wenn Handyzeiten gemeinsam festgelegt und konsequent eingehalten werden, entsteht ein klarer Rahmen. „Jugendliche brauchen manchmal einen sanften Schubs, um zu erkennen, wie viel produktiver sie ohne ständige Unterbrechungen arbeiten können“, sagt Koller. Zudem sei es sinnvoll, das Handy nicht als Belohnung, sondern bewusst als Erholungsinstrument einzusetzen – nach einer erledigten Aufgabe oder einer abgeschlossenen Lerneinheit. Wer diese Gewohnheit trainiert, merkt schnell, dass Lernen weniger anstrengend wirkt und die freie Zeit danach entspannter genutzt werden kann.

„Jeder Blick aufs Handy reißt Jugendliche aus dem Lernfluss – im Grunde starten sie jedes Mal wieder bei Null.“

Martin Koller, Dipl. Mentaltrainer aus Salzburg

Lernzeit in Portionen

Statt stunden langem Pauken empfiehlt Koller kurze, konzentrierte Einheiten: 25 Minuten arbeiten, 5 Minuten Pause. Diese Pomodoro-Technik steigert die Motivation, beugt Überlastung vor und sorgt für bessere Ergebnisse. Wichtig ist, die Pausen aktiv zu nutzen – durch Bewegung oder frische Luft, nicht durch Scrollen am Handy.

Feynman-Technik statt sturem Auswendiglernen

Wer ein Thema wirklich verstehen will, sollte es möglichst einfach erklären können – so, als würde man es einem Freund erzählen. „Die Feynman-Technik deckt Wissenslücken auf und zwingt dazu, Inhalte klar zu strukturieren“, sagt Koller. Mindmaps und Diagramme verstärken den Effekt. „Je mehr eigene Bezüge wir herstellen, desto tiefer prägen sich Inhalte ein.“ Wer Stoff in Geschichten verpackt oder mit Alltagsbeispielen verknüpft, lernt nach haltiger.

DIE BESTEN KONZENTRATIONSTIPPS

  • 1) Kurze Lerneinheiten: 25–30 Minuten konzentriert arbeiten, dann kurze Pausen.
  • 2) Der richtige Lernort: ruhig, ordentlich, ohne Handy und Ablenkungen.
  • 3) Aktives Lernen: Notizen, Fragen, Diskussionen – statt passivem Lesen.
  • 4) Struktur durch Lernplan: feste Zeiten, klare Ziele, kleine Belohnungen.
  • 5) Bewegungspausen: kurze Dehnübungen oder ein Sprint im Stiegenhaus erfrischen den Kopf.

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