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OMAD: Wer den ganzen Tag fastet, darf auch ruhig mal zu Burger und Co. greifen!
OMAD: Wer den ganzen Tag fastet, darf auch ruhig mal zu Burger und Co. greifen!
Philipp Sitter

Diät-Trend 2018: One Meal A Day

17.02.2018 um 11:23, Philipps Fitness-Blog
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One meal a day - kurz OMAD. Warte mal - nur eine Mahlzeit pro Tag? Das klingt schwer nach klösterlicher Selbstkasteiung. Nach (freiwillig) gelebter Gefängniskultur. Nach ohrenbetäubendem Magenknurren. Nach einer ziemlich bescheuerten Idee! Warum die OMAD-Diät dennoch immer mehr Fans gewinnt und was meine neuen Laufschuhe mit der ganzen Sache zu tun haben.

​"One meal a day keeps the doctor away" … so oder so ähnlich könnte die Maxime der OMAD-Befürworter lauten. Die Spielregeln der OMAD-Diät sind dabei schnell erklärt und lassen sich mehr oder weniger bereits aus der Bezeichnung ableiten: 23 Stunden am Tag fasten, 1 Stunde lang möglichst nährstoffreich essen (23:1). Die OMAD-Diät ist also im Grunde genommen nichts anderes als eine Steigerungsform des klassischen Intermittent Fasting-Konzepts "IF advanced", das auf einem 16:8-Fasten-Rhythmus beruht und Thema meines allerersten Blog-Beitrages war (hier zum Nachlesen). Ich habe den wohl jetzt schon masochistischsten Diät-Trend im neuen Jahr zwei Wochen lang für euch getestet.

Doch alles der Reihe nach. Gemäß der Hamburger-Feedback-Methode (siehe Titelbild) zunächst die positiven Aspekte besagter Radikal-Diät (Brötchen 1), dann die Kritikpunkte (Patty) und schließlich ein möglichst versöhnliches Fazit (Brötchen 2). Also los geht's!

Die OMAD-Diät lässt nicht nur die Pfunde purzeln, sondern hat laut Experten auch unglaublich positive Auswirkungen auf unseren allgemeinen Gesundheitszustand. Von der Stärkung unseres Immunsystems und der Senkung des Blutzuckers über die Entlastung des Verdauungssystems und die Zellenerneuerung (einschließlich der heißbegehrten Anti-Aging-Effekte), bis hin zur Prävention gegen typische Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Adipositas - der medizinische Grundtonus lautet ganz klar: Der kulinarische Verzicht lohnt sich!

Doch seien wir ehrlich: Wir nehmen besagte kulinarische Abstriche nicht etwa in Kauf um unserem Immunsystem auf die Sprünge zu helfen. Nein, was Otto Normalverbraucher in erster Linie will, sind schnelle Abnehmresultate auf der Waage - und die gibt es mit der OMAD-Diät auch!

Der Grund: Durch das 23-stündige Fastenfenster wird unser Körper tagtäglich in den Zustand der sogenannten "Ketose" versetzt. Heißt: Während der ausgedehnten "Hungerphase" verbrennt unser Körper sämtliche Glukose-Vorräte (Zucker) und sieht sich anschließend gezwungen, in den Fettstoffwechsel (Ketose) umzuschalten, um dem Organismus genügend Energie bereitstellen zu können.

Bedeutet im Endeffekt nichts anderes als: Im Ketose-Zustand verbrennt unser Körper zur Energiegewinnung effektiv Körperfett – und das mehrere Stunden jeden Tag! Genauer gesagt: Bis zu der erneuten Aufnahme von Kohlenhydraten - im Falle der OMAD-Diät also bis zum Verzehr der ersten und einzigen Mahlzeit pro Tag.

Ebenfalls erfreulich: Studien haben gezeigt, dass lange Fastenperioden die HGH-Produktion (Wachstumshormone) ankurbeln und unsere Testosteronwerte in die Höhe schnellen lassen. Somit eignet sich die OMAD-Diät auch für alle Leserinnen unter euch, die nicht nur am Fettabbau, sondern insbesondere auch am Muskelaufbau interessiert sind.

Zu meiner Freude bestätigte der kritische Blick in den Badezimmerspiegel diese Theorie umgehend. Der zweiwöchige Selbstversuch ließ nicht nur meinen Körperfettanteil deutlich sinken, sondern auch meine Muskelmasse unberührt (kein Muskelabbau). Wir halten also fest: Die OMAD-Diät tut sowohl unserer Gesundheit als auch unserem optischen Erscheinungsbild gut.

Abseits dessen gibt es noch ein paar weitere Vorteile, die zwar nicht Hauptmotivation für eine Ernährungsumstellung sein sollten, die wir aber gerne mitnehmen, wenn sie im Diät-Package "eh schon" inklusive sind.

Ganz oben auf dieser Liste: Die OMAD-Diät spart Geld, Zeit und Nerven. Klar: Wer weniger kocht, benötigt weniger Lebensmittel plus weniger Zeit, diese zuzubereiten. Und wer weniger Lebensmittel benötigt, muss auch weniger Geld ausgeben.

Der Döner in der Mittagspause, der Kuchen zum Nachmittagskaffee, die Chipstüte vor dem Fernsehgerät – all das (und teilweise noch vieles mehr) fällt bei einer Mahlzeit pro Tag weg. Und die Rechnung geht auf: Nach Ablauf meines Selbstexperiments hatte ich sogar so viel Geld über, dass ich in ein neues Paar Laufschuhe investieren konnte – danke dafür, liebe OMAD-Diät!

Erstes Zwischenfazit: kein lästiges Kalorienzählen, kein komplexer Ernährungsplan und auch keine "Verteufelung" bestimmter Nahrungsmittel – man könnte durchaus behaupten - die OMAD ist DIE Diät für alle Diät-Hasser unter euch!

Das klingt alles gar nicht so schlecht in euren Ohren? Ist es auch nicht. Man muss nur wissen "wie". Und genau das führt mich nun auch zu meinem Haupt-Kritikpunkt. Insbesondere OMAD-Anfänger neigen leider oftmals stark dazu – euphorisiert durch die soeben überstandene Fastenperiode - sich in den 60 Minuten der erlaubten Nahrungsaufnahme regelrecht und regelmäßig zu "überfressen". Und das nicht etwa mit Rote-Bete-Salat, sondern natürlich mit Junk Food.

Nicht falsch verstehen: Es ist nicht nur völlig legitim, sondern geradezu ein Charakteristikum der OMAD-Diät, dass man seinem Gusto auch mal nachgibt – man hat ja schließlich auch lange genug danach getrachtet.

Jetzt kommt das große ABER: Viele vergessen dabei, dass unser Körper auf die aus der Nahrung gewonnen Makro- und Mikronährstoffe (Vitamine, Minerale, Ballaststoffe etc.) angewiesen ist, um optimal funktionieren zu können. Unnötig zu erwähnen, dass der Nährstoffgehalt von Burger, Pizza und Co. gegen null tendiert. Wer sich nun also in dem ohnehin schon äußerst eng gesteckten Essens-Zeitrahmen ausschließlich seinen kulinarischen Gelüsten hingibt, tut seiner Gesundheit langfristig gesehen keinen Gefallen.

Meine Empfehlung lautet daher ganz klar: Versucht die einzige Mahlzeit des Tages möglichst sinnvoll zu nutzen, indem ihr ganz bewusst Lebensmittel aus jeder Sparte der Ernährungspyramide in euren Speiseplan integriert. Wenn ihr diesen Rat befolgt und es nicht jeden Tag erneut unverblümt auf die (Kalorien-)Spitze treibt, spricht eigentlich nichts gegen die OMAD-Diät – natürlich nur, sofern ihr euch wohl dabei fühlt!

Ich weiß schon, ich weiß schon - nur eine Mahlzeit pro Tag essen zu dürfen klingt für viele von euch beinahe zu apokalyptisch und ist auch bestimmt nicht jedermanns bzw. jederfraus Sache.

Nichtsdestotrotz führt uns die OMAD-Diät wieder etwas vor Augen, das in unserer modernen Gesellschaft längst in Vergessenheit geraten zu sein scheint: Wir brauchen nicht viel, um gut und gesund zu leben!

Die OMAD-Diät stellt somit eine Art Gegenpol zu unserer Überfluss-Gesellschaft dar und führt die Anwender ganz nebenbei mit ihrem "weniger ist mehr"-Ansatz zu ihrem genetischen Ursprung zurück – und zwar in die Steinzeit.

Tatsächlich geht das OMAD-Ernährungskonzept mit jenem Essverhalten der Jäger und Sammler von vor circa 10.000 Jahren konform. Damals war tägliches Fasten keine Besonderheit, sondern viel mehr die Norm. Unsere Vorfahren mussten tagsüber oft ohne Nahrung auskommen, da sich ein Jagderfolg nicht immer gleich bei Tagesanbruch einstellte. Wenn es schließlich gelang, ein Tier zu erlegen, aß man sich in einer (!) Sitzung satt, da es keine Konservierungsmöglichkeiten gab. Na, erkennt ihr die Parallelen?

Vermutlich ist es gerade dieser "Zurück zum Ursprung"-Charme, der den heutigen Zeitgeist wieder trifft und der dem Fasten im Allgemeinen, aber der OMAD-Diät ganz im Speziellen eine derart große Popularität verschafft.

Auch ich bereue meinen zweiwöchigen Selbstversuch keineswegs. Im Gegenteil: Ich kann mir auch in Zukunft durchaus vorstellen, den einen oder anderen OMAD-Tag in meine Woche zu integrieren. Meinen an Intermittent Fasting interessierten LeserInnen empfehle ich daher ganz klar: Probiert es einfach selbst aus – was kann schon großartig passieren? Im besten Fall springt dabei ein neues Paar Laufschuhe für euch heraus.

Und für all diejenigen unter euch, die der Respekt vor dem anfänglich verstärkt auftretenden Hungergefühl noch ein wenig ausbremst, habe ich nun noch einen siebensilbrigen Abschlusstipp parat, der mir in den letzten beiden Wochen geholfen hat, so manches Magenknurren im Handumdrehen verstummen zu lassen: Wasser mit Kohlensäure!

Weekend-Blogger Philipp Sitter liebt Herausforderungen - vor allem, wenn es um körperliche Fitness geht. Der Grazer Student testet Diäten und Trainings und lässt die Leser an seinen Erfahrungen, Tipps und Erkenntnissen teilhaben.

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