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Claudia Ortner

Die Kapuzinerkresse - eine Pflanze mit Mehrwert

17.09.2017 um 19:41, Claudias Natur-Blog
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Seit 1684 ist laut Wikipedia die Kultivierung der Großen Kapuzinerkresse in Mitteleuropa dokumentiert. Eine Pflanze, die nicht nur schön anzusehen ist, sondern in mehrfacher Hinsicht überaus nützlich für uns Menschen sein kann.

1928 entdeckte Alexander Fleming durch Zufall das Penicilin. Ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Menschheit, war doch damit eine effektive Hilfe gegen bakterielle Infektionskrankheiten gefunden worden. Aber auch vorher waren die Menschen gefährlichen Krankheitserregern nicht ganz hilflos gegenübergestanden. In allen Breitengraden finden sich Pflanzen, die schon seit Jahrhunderten/Jahrtausenden in der Heilkunde verwendet werden:

  • das Teebaumöl in Australien
  • der Ingwer in asiatischen Raum
  • die heute auch bei uns beworbene Kaloba aus Südafrika
  • Meerrettich, Zwiebel und Knoblauch in unseren Breiten

Eine Pflanze, die erst im 16. Jahrhundert zu uns kam, enthält ebenfalls antibiotische Stoffe und wird nicht umsonst im Volksmund als "Bauernpenicilin" bezeichnet. Es ist die Kapuzinerkresse, Tropaeolum majus.

Diese krautige Pflanze aus Südamerika können sich viele Gärtner gar nicht mehr aus ihrem grünen Reich wegdenken. Die Einen lieben sie, weil sie leicht zu kultivieren ist und relativ schnell große Flächen überziehen kann. Andere schätzen ihre mannigfaltige Blütenpracht. Wieder andere verwenden sie fleißig in der Küche. Und dann gibt es zahlreiche Menschen, die ihren Wert als Heilpflanze schon längst wiederentdeckt haben.

Noch dazu ist diese Pflanze sehr anspruchslos. Nun gut, sie ist einjährig. Das heißt man muss sie jeden Frühling neu anbauen. Aber das geht sehr unkompliziert vor sich. 2-3 Samen in einem Joghurtbecher ab April im Haus vorziehen oder nach den Spätfrösten direkt am gewünschten Standort. Und dabei kann man aus einer großen Fülle an Farben und Wuchsformen schöpfen. Die verschiedensten Gelb-, Orange- und Rottöne, manche einfärbig, andere mit Streifen und Flecken, diverse Züchtungen sogar mit gefüllten Blüten und einige Sorten mit panaschierten Blättern (weiße Streifen – weil dort aufgrund eines genetischen Defektes keine Chlorophyllbildung stattfinden kann) erfreuen des Gärtners Herz. Noch viel einfacher geht es, wenn man alte Pflanzen im Herbst nicht ausreißt. Die reifen Samen fallen zu Boden. Und mit etwas Glück keimen sie im nächsten Jahr an Ort und Stelle. Zwar etwas später, aber man hat mit Sicherheit das eine oder andere Kapuzinerl ganz ohne eigenes Zutun.

Allerdings sollte man bei dieser südamerikanischen Schönheit an eines denken: Sie mag keinen Dünger. Wer glaubt, ihr mit mehr Dünger mehr Blüten herauslocken zu wollen, wird eines besseren belehrt. Zu viel Dünger fördert zwar die Blattmasse, doch werden weniger Blüten gebildet, und diese verschwinden dann meist auch unter der wuchernden grünen Pracht. Weniger ist eben mehr, auch wenn dies manche Gärtner noch immer nicht glauben wollen.

Ich setze meine Kapuzinerkresse-Pflanzen gerne unter die Obstbäume. Sie sollen Blatt- und Blutläuse vertreiben. Günstige, giftfreie, biologische Schädlungsbekämpfung ist das!!! Und auch in den Gemüse- und Blumenbeeten hält sie Schädlinge, speziell Ameisen, Schnecken und Kohlweißling fern.

Das Kanarienvögelchen, die Rote Blume aus Peru, die Blume der Liebe oder das Guck-über-den-Zaun, wie sie in manchen Gegenden genannt wird, ist nicht nur ein wunderschön blühender Freund und Helfer im Garten. Sie ist wirklich eine Pflanze mit Mehrwert.

Über das "Bauernpenicilin"

In ihr versteckt sich eine sehr wirksame Heilpflanze. Schon die südamerikanischen Ureinwohner haben ihre Blätter als Brei bei schlechtheilenden Wunden aufgelegt. Die Kapuzinerkresse ist blutreinigend, antibakteriell und stärkt das Abwehrsystem. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen auch ihre positive Wirkung bei Blasenentzündungen, Bronchitis und Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Diese Wirkungen werden noch gesteigert, wenn die Kapuzinerkresse mit Meerrettich kombiniert wird.

Zu ihren wichtigsten wertvollen Inhaltsstoffen gehören die Senfölglykoside. Das Benzylsenföl aus dieser Gruppe beherbergt die antibiotische Wirkung. Weitere Inhaltsstoffe dieses Kapuzinerkressegewächses sind Chlorogensäure (ein Antioxidant), Ascorbinsäure (Vitamin C) und Carotinoide. Auch Vitamin B sowie die Mineralstoffe wie Eisen, Kalium, Magnesium, Schwefel, Chrom und Phosphor sind in der Kapuzinerkresse vorhanden.

Zur Herstellung der "Bauernpenicilin"-Tinktur setzt man eine Hand voll Blätter und Blüten in 250 ml Kornschnaps an, stellt das Ganze 10 Tage lang in die Sonne, filtert es ab – fertig ist die Medizin. Wer der Kapuzinerkresse alleine nicht traut, kann ja noch geriebenen Kren = Meerrettich dazumischen. UND: diese Tinktur natürlich rechtzeitig einnehmen oder damit einreiben, nicht erst, wenn ein Infekt schon akut ist.

Empfehlenswert ist natürlich, wenn ihr sie - so wie all die anderen Kräuter auch - regelmäßig in euren Speiseplan einbaut oder auf eurer täglichen Balkonien- oder Gartentour ein paar Blüten oder Blätter zwischendurch einfach abzupft und genießt.

Leckere Gaumenfreuden erwarten euch!

So sind wir gleich bei der nächsten Verwendungsmöglichkeit dieser tollen Pflanze - in der Küche: Ich liebe Kartoffelsalat mit feingeschnittenen Kapuzinerkresseblättern. Ihre wunderschönen Blüten ergeben eine tolle, essbare Dekoration. Sicher die Sensation, der Gesprächsstoff bei eurer Sommerparty oder am Mittagstisch mit eurer Familie. Hier könnt Ihr gleich testen, wer von euren Gästen oder welches Familienmitglied mutig ist und die leckeren, gesunden, hübschen Blüten kostet, oder wer sie bloß vorsichtig und unangetastet an den Tellerrand schiebt. Natürlich könnt ihr Blüten und Blätter auch in andere Salate hineinschneiden, sowie in Aufstriche und Kräuterbutter. Oder wie wäre es einmal mit Butterbrot mit Blüten oder Blätterstreifen? Wer sie in Smoothies verarbeiten will, sollte mit der Dosierung allerdings vorsichtig sein und am Anfang mit nur wenigen Blättern arbeiten, denn sonst kann dieser Vitaldrink leicht zu einem scharfen, bitteren Getränk werden, das schwer zu trinken ist. Außerdem kann man die Blütenknospen und die frischen grünen Samen als Kapernersatz in Öl einlegen. Schmeckt echt lecker!

Aufgrund ihres pfeffrigen, scharfen Geschmackes sollen die Samen auch als Pfefferersatz geeignet sein. Aber dies wollte ich meiner Pfeffermühle bisher nicht zumuten. Es liegt an euch mit diesem geliebten Einwanderer** zu experimentieren. Viel Spaß dabei!

**Anmerkung zu "Einwanderer": Alle Pflanzen und Tiere, die nach dem 16. Jahrhundert zu uns kamen, werden von den Wissenschaftlern als "Neophyten" bezeichnet.

Die Kraft der Natur zu nutzen, um mit sich und der Umwelt ins Reine zu kommen, ist Weekend-Bloggerin Claudia Ortner ein besonderes Anliegen. Auf weekend.at gibt die Oberösterreicherin Tipps, damit ein Leben im Namen der Nachhaltigkeit besser gelingt.

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