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Katrin Ostleitner

Glashütten - Auf den Spuren der Vergangenheit

23.10.2017 um 10:29, Katrin Ostleitner
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"Willst du immer weiter schweifen? Sieh das Gute liegt so nah!", schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. Nach diesem Leitsatz wollen wir uns heute aufmachen, unsere nähere Umgebung  zu erkunden.

Immerhin wohnen wir inmitten eines Wander-Eldorados des Sonnenlands Mittelburgenland, dem Naturpark Geschriebenstein. Mit seinem rund 500 Kilometer langen, gut beschilderten Wegenetz, Radstrecken und Lehrpfaden ein Muss für alle, die gerne draußen aktiv sind. Das Wetter ist traumhaft, der sonnige Morgen weckt in uns die bekannte Sehnsucht nach frischer Luft und Bewegung.

Voller Tatendrang geht's ab im Bus - vorher noch einen Korb eingepackt, denn die Pilze sprießen nur so aus dem Boden. 10 Minuten Fahrt, und schon finden wir uns in einem kleinen Refugium, das aussieht wie aus einer anderen Welt, wieder. Der kleine Ort Glashütten bei Schlaining beherbergt 132 Einwohner, ziemlich genauso viele Hühner und liegt hinter sanften Hügeln in einem engen Tal am Glasbach, direkt im Naturpark Geschriebenstein. Wie der Name schon vermuten lässt, verdankt dieses kleine Rodungsdorf seine Entstehung der Glasfabrik, die am Ende des 16. Jahrhunderts errichtet wurde.

Glashütten

Vom verträumten Friedhof am Kirchenplatz aus führt uns der Königsbrunnenweg zu den geschichtsträchtigen Plätzen der Region Unterkohlstätten. Anfangs bergauf über eine nicht befahrene Straße gelangen wir schnell in die Wälder des Naturjuwels, das Österreich und Ungarn verbindet.

Auf den Spuren des Burgherrn

Hirschenstein, Königsbrunnen und Hendlstein. Einer Sage nach lud Andreas Baumkircher, der Burgherr von Stadtschlaining, seinen Bannerherrn, König Corvinius I., oft zur gemeinsamen Jagd ein. Auf einem Berg erlegten sie einen prächtigen Hirsch. Also nannte man ihn "Hirschenstein". Wir wollen das natürlich überprüfen, aber weit und breit kein Hirsch auf dem 667 Meter hohen Hügel. Dafür umso mehr Schwammerl: Parasole und Edelreizker landen zahlreich im Korb.

Das Mittagessen ist so schon mal gesichert.

Weiter geht’s zum Königsbrunnen, einer Quelle an der die beiden Vagabunden ihren Durst stillten. Über Stege gelangt man durch das sumpfige Gebiet zu dem mit Steinen liebevoll eingefassten Brunnen. Anschließend führt der Weg vorbei am Sportplatz durch Föhrenwälder weiter zum Hendlstein, ein Rastplatz, an dem sie nach erfolgreicher Jagd mit Genuss ihre Leibspeise, gebratenes Hendl, aßen. Die Ruhe, die dieser Ort ausstrahlt, hat etwas Sagenhaftes, ein Kraftort durch und durch. Wir entscheiden uns ebenfalls eine Weile dort zu rasten, bevor wir mit unserer "Beute" zurückwandern.

Königsbrunnen, "Wo bleibt mein Hendl?!"

Diese Wegstrecke ist im übrigen auch Teil des Alpannonia Weitwanderweges, der auf sechs Tagesetappen und 120 Kilometer vom alpinen Raum am Semmering durch die bucklige Welt, das Bernsteiner und Günser Gebirge bis in die pannonische Tiefebene nach Köszeg führt. Ein weiterer Fixpunkt auf unserer "Discovery-List".

Burg Stadtschlaining

Jetzt wollen wir es genau wissen. Wer war denn dieser Burgherr? Kurzerhand fahren wir zur Burg, um uns vor Ort ein Bild zu machen. Am äußeren Rand von Stadtschlaining überragt sie stolz das Tal des Günser Gebirges. Erstmals erwähnt wurde sie 1271, als sie noch im Besitz der Güssinger Grafen war. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel wurde sie 1445 von Kaiser Friedrich III. an den Söldnerführer Andreas Baumkircher verpfändet. Dieser fand allerdings am 23. April 1471 durch Hinrichtung mit dem Schwert ohne Verhör und ohne jede Verhandlung in Graz den Tod. Wo bleibt denn da bitte die Gerechtigkeit?

Die Sonderausstellung "Ritter Baumkircher – Leben und Sterben im 15. Jahrhundert" führt uns in die Welt des einstigen Weggefährten des Kaisers und schildert dessen Werdegang sowie den Umbruch vom Ende des Mittelalters in die Neuzeit.

Heute ist die Burg ein Ort des Friedens und der Zusammenkunft. Im Burgkeller, dem "Schwarzen Hof" sowie im ersten und zweiten Obergeschoss des Ostflügels kann man die Dauerausstellung rund um Frieden, Konflikt, Gewalt und Umwelt besuchen. Das Motto des Friedensmuseums, das Mitglied des "International Network of Museums for Peace" ist, lautet: Wenn du den Frieden willst, musst du Frieden vorbereiten!

Burg Stadtschlaining

Beseelt von den vielen Eindrücken treten wir den Heimweg an.

Jetzt gilt es nur noch, unsere gesammelte Pilzbeute zu verarbeiten. Während Niko sich ans Putzen macht, durchforste ich schon mal die Rezepte. Wie soll man sich da bloß entscheiden? Egal, bei der Menge können wir einiges ausprobieren. Also Mahlzeit!

Weekend-Bloggerin Katrin und ihr Freund Niko sind die meiste Zeit des Jahres in ihrem Transporter unterwegs, den sie zu einem Wohnmobil umgebaut haben. Von ihren Eindrücken und Erlebnissen, die die Burgenländerin unterwegs sammelt, berichtet sie regelmäßig auf weekend.at.

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