Werbeschmäh 2025: Das ist das dreisteste Produkt Österreichs
- Gesundheitsimage mit Zuckergehalt
- Foodwatch kritisiert Täuschung
- Fünf Finalisten im Überblick
- Reaktion von Mautner Markhof
- Ziel: Aufklärung statt Imagepflege
Der Konsumentenschutzverein Foodwatch hat erneut den Sieger des „Werbeschmäh des Jahres 2025“ gekürt. Den Negativpreis erhielt heuer der „Sirup+ Immunbooster“ von Mautner Markhof. Das Produkt besteht laut Foodwatch in erster Linie aus Zucker, wird aber mit einem gesunden Image verkauft. Bei einer Online-Abstimmung stimmten über 3.000 Personen ab, rund 29 Prozent wählten das Getränk auf Platz eins.
Gesundheitsimage mit Zuckergehalt
Der Name „Immunbooster“ lässt eine positive Wirkung auf das Immunsystem vermuten. Tatsächlich besteht der Sirup zu rund zwei Dritteln aus Zucker, dazu kommen Fruchtsaft, Vitamin C und Zink. Der Name „Immunbooster“ vermittle den Eindruck eines gesundheitsfördernden Produkts. Laut Foodwatch suggeriert der Auftritt damit aber eine Wirkung, die gar nicht belegt ist.
Nach der EU-Health-Claims-Verordnung darf dafür nur angegeben werden, dass die beiden Nährstoffe „zu einer normalen Funktion des Immunsystems beitragen“. Dieser Hinweis findet sich laut Foodwatch aber nur klein im Kleingedruckten auf der Rückseite, nicht auf der prominent gestalteten Vorderseite. Der tatsächliche Hauptbestandteil: Zucker.
Foodwatch kritisiert Täuschung durch Marketing
„Ein Produkt, das fast ausschließlich aus Zucker besteht, sollte nicht mit der Stärkung des Immunsystems beworben werden. Das ist keine Gesundheitsvorsorge – das ist Irreführung pur und besonders freches Marketing“, erklärte Indra Kley-Schöneich, Leiterin von Foodwatch Österreich.
Konsumenten würden häufig mit Marketing und Produktdesign in die Irre geführt. Das Voting zum „Werbeschmäh des Jahres“ böte Gelegenheit, der Industrie direkt auszurichten: „Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen! Jede Stimme setzt ein starkes Zeichen gegen Täuschung im Supermarkt.“
Fünf Finalisten im Rennen um den Negativpreis
Neben dem Siegerprodukt standen vier weitere Kandidaten zur Wahl. Die fünf Finalisten im Überblick:
- Dolce Gusto Nesquik: Rund 50 Prozent teurer als klassischer Kakao. Jede Tasse hinterlässt eine nicht recycelbare Kapsel.
- Gamers Only Energydrink Pulver: Mit Comicfiguren und Ninja-Turtles-Design klar an Kinder gerichtet, enthält das Pulver hohe Koffeinmengen und birgt Gesundheitsrisiken.
- Lotus Biscoff: Weniger Inhalt bei gleichem Preis. Laut Foodwatch ein typisches Beispiel für Shrinkflation.
- Mautner Markhof Sirup+ Immunbooster: Der Wolf im Schafspelz und „Gewinner“ 2025. Produkt mit hohem Zuckergehalt und falschem Gesundheitsversprechen.
- NÖM Pro Cottage Cheese: Beworben als „High Protein“, enthält aber teils weniger Eiweiß als günstigere Eigenmarken.
Reaktion von Mautner Markhof
Mautner Markhof weist die Kritik zurück. In einer Stellungnahme vom 27. Februar 2025 betonte das Unternehmen, man halte sich streng an die gesetzlichen Vorgaben. „Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Produkte alle gesetzlichen Kennzeichnungsvorschriften einhalten. [...] Dies bestätigt uns die AGES in ihrem Gutachten.“
Die Etikettierung des Produkts sei von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) überprüft und freigegeben worden.
Ziel: Aufklärung statt Imagepflege
Mit dem „Werbeschmäh des Jahres“ will Foodwatch Österreich auf irreführende Werbeversprechen aufmerksam machen. „Wir zeigen, wo Konsument:innen in die Irre geführt werden – und fordern ein Ende der manipulativen Werbeversprechen“, so Kley-Schöneich. Die Wahl fand 2025 bereits zum vierten Mal statt. Frühere Preisträger waren unter anderem Vöslauer und die Salinen Austria AG.
Werbeschmäh des Jahres 2025
Quellen und weiterführende Informationen
- Foodwatch Österreich – Werbeschmäh des Jahres 2025: Offizielle Seite zur Abstimmung und Begründung der Auszeichnung für den „Sirup+ Immunbooster“ von Mautner Markhof.
- Foodwatch Österreich – Stellungnahme und Hintergrund: Zusammenfassung der Kritik und Originalstatement von Mautner Markhof vom 27. Februar 2025.
- AGES – Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit: Offizielle Prüfstelle, die die Etikettierung des Produkts laut Hersteller überprüft und freigegeben hat.
- EU-Health-Claims-Verordnung (Verordnung (EG) Nr. 1924/2006): Europäische Rechtsgrundlage für nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben bei Lebensmitteln.