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Rot-weißes Vorrangschild auf einer Landstraße in Österreich.
In Österreich verursachen mehr Männer als Frauen Vorrangverletzungen.
In Österreich verursachen mehr Männer als Frauen Vorrangverletzungen.
Karl Thomas / Allover / picturedesk.com

Straßenverkehr: 73 Tote durch Vorrangverletzungen

28.03.2023 um 11:49, Simone Reitmeier
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Die Zahl der getöteten Verkehrsteilnehmer durch die Verletzung von Vorrangregeln ist auf einem Rekordwert. Besonders gefährdet sind einspurige Fahrzeuge.

Unachtsamkeit, Ablenkungen oder überhöhte Geschwindigkeit sind in der Regel für die meisten Verkehrsunfälle verantwortlich. Im vergangenen Jahr ereigneten sich aber auch ungewöhnlich viele Unfälle mit fatalen Folgen aufgrund von Vorrangverletzungen. 73 Menschen sind dadurch ums Leben gekommen. Das hat eine Datenauswertung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) ergeben. So hoch war diese Zahl seit mehr als zehn Jahren nicht.

23 Todesopfer waren Fußgänger oder Radfahrer

Im Jahr 2012 wurde vom KFV das sogenannte Unfalldatenmanagement eingeführt. Damit wird von der Exekutive bei allen Verkehrsunfällen, bei denen es Verletzte oder Tote gab, elektronisch die vermutete Hauptunfallursache erfasst.

Die ungewöhnlich hohe Zahl von 73 Getöteten bei Vorrangverletzungen im Gesamtjahr 2022 ist eine Besorgnis erregende Entwicklung. Es ist nicht nur der höchste Wert seit mindestens 10 Jahren, sondern auch deutlich höher als der Zehnjahresschnitt von 55 Getöteten pro Jahr.

Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV

Von den 73 Getöteten waren elf Fußgänger, neun E-Bike- und drei Radfahrer. 27 sind in einem Pkw gesessen, neun auf einem Motorrad und sechs auf einem Moped.  

Ein wütender Fahrradfahrer ärgert sich über einen Autofahrer.
Die meisten Vorrangverletzungen werden von Pkw-Fahrern begangen.

Hohe Gefahr für Motorradfahrer

Generell zeigt sich, dass die überwiegende Mehrheit der Verletzten (78 Prozent) und Getöteten (60 Prozent) bei Vorrangverletzungsunfällen nicht die Hauptunfallverursacher waren.

Motorradfahrerende waren im 5-Jahresdurchschnitt sogar nur bei rund einem Prozent der Vorrangverletzungsunfälle die Hauptunfallverursacher, ihr Anteil an den Getöteten liegt aber bei 27 Prozent.

Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV

Bei Pkw ist das Verhältnis hingegen umgekehrt, zumal die Insassen natürlich auch besser geschützt sind als bei einspurigen Fahrzeugen.  

Vorsicht nach Feierabend

Besonders aufmerksam sollten Verkehrsteilnehmer kurz nach Feierabend sein, warnt das KFV. Vorrangverletzungsunfälle geschehen am häufigsten zwischen 16.00 und 18.00 Uhr. Was das Monat angeht, hat der heiße August die Nase vorne und bei Wochentagen ist die Unfallhäufigkeit an Freitagen am größten. Und wer kennt die Vorrangregeln nicht oder missachtet sie?  Meistens handelt es sich um Pkw-Lenker zwischen 20 und 29 oder 50 bis 59 Jahren. Was das Geschlecht betrifft, sind eher Männer die Unfallversucher: Von 2017 bis 2021 wurden 277 Menschen bei Vorrangverletzungsunfällen getötet, wobei 112 davon die Hauptunfallverursacher waren. Davon waren wiederum 73 Männer und 39 Frauen.

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