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Ola Källenius schaut mit skeptischem Gesichtsausdruck
Mercedes-Chef Ola Källenius warnt vor den Folgen des EU-Verbrennerverbots ab 2035.
Mercedes-Chef Ola Källenius warnt vor den Folgen des EU-Verbrennerverbots ab 2035.
Bernd Weißbrod / dpa / picturedesk.com

Verbrennerverbot: Mercedes-Chef fürchtet Kollaps

12.08.2025 um 14:32, Stefanie Hermann
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Mercedes-Chef Ola Källenius warnt vor einem Kollaps des Automarkts, sollte das EU-Verbrenner-Aus wie geplant 2035 kommen. Er fordert einen Realitätscheck.

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Die Europäische Union plant, ab dem Jahr 2035 keine Neuwagen mit Diesel- oder Benzinmotor mehr zuzulassen. Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius, der zugleich Präsident des europäischen Automobilverbandes ACEA ist, hat in einem Interview erschreckend deutliche Worte gefunden. Die europäische Autoindustrie stehe vor einem massiven Risiko, sollte das geplante Verbrenner-Aus in der aktuellen Form bestehen bleiben. Es drohe der "Kollaps des Automarkts".

Källenius fordert Realitätscheck

„Wir müssen einen Realitätscheck machen. Sonst fahren wir mit Vollgas gegen die Wand", sagt Källenius im Interview mit dem Handelsblatt. Er erwartet, dass kurz vor Inkrafttreten des Verbots die Nachfrage nach Verbrennern noch einmal stark ansteigen werde – ein Effekt, der dem Klimaschutz nicht nütze: „Das nützt dem Klima gar nichts.“ Statt ein fixes Enddatum zu setzen, solle die Politik gezielt die Rahmenbedingungen für Elektromobilität verbessern, fordert der Mercedes-Chef. Vorschläge hätte er dafür auch schon: Der flächendeckende Ausbau der Ladeinfrastruktur, niedrigere Strompreise an öffentlichen Ladesäulen und steuerliche Anreize für Käufer von Elektrofahrzeugen seien zentrale Voraussetzungen für einen erfolgreichen Umstieg. Ohne diese Maßnahmen werde sich Elektromobilität nicht im gewünschten Tempo durchsetzen.

Mercedes reagiert auf eigene Defizite

Eigene Lücken räumt Källenius dabei durchaus ein. Mercedes habe aktuell im Segment der Elektroautos vor allem in der Mittelklasse Aufholbedarf. Dies werde nun mit neuen Modellen wie dem elektrischen GLC und der elektrischen C-Klasse geschlossen: „Damit gehen wir in die Offensive.“ In der Vergangenheit war der Konzern für seine als zu langsam empfundene E-Mobilitätsstrategie kritisiert worden. Die Umstellung der Produktpalette brauche Zeit, weiterhin würden Verbrenner nachgefragt.

Autoindustrie unter massivem Druck

Die gesamte Branche steht vor komplexen Herausforderungen: strengere CO₂-Vorgaben, anhaltende Kaufzurückhaltung, hohe US-Zölle und der globale Wettbewerbsdruck belasten Hersteller zusätzlich. Mercedes verzeichnete im zweiten Quartal 2025 einen Gewinnrückgang von 55,8 Prozent – von 6,1 Milliarden Euro auf 2,7 Milliarden Euro. Källenius beschreibt die Lage mit drastischen Worten: „Unsere Industrie erlebt zugleich Starkregen, Hagel, Sturm und Schnee", finet Källenius drastische Worte. "Autobau ist ein hartes Geschäft, mehr denn je.“

EU hält an Vorhaben fest

Trotz der Warnungen gibt es seitens der EU-Kommission bisher keine Anzeichen für ein Einlenken. Im zweiten Halbjahr 2025 soll die Klimaschutzgesetzgebung für die Autoindustrie überprüft werden. Die Kommission arbeitet parallel an Vorschlägen zur Reduktion von Emissionen bei Firmen- und Mietwagenflotten. Zwar dementierte sie zuletzt Berichte über eine fix beschlossene E-Auto-Pflicht ab 2030, hält aber am generellen Ziel eines Verbrenner-Aus 2035 fest. Umgesetzt werden müsste ein entsprechender Gesetzesvorschlag allerdings auch vom EU-Parlament und den Mitgliedstaaten.

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