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Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Ausgepufft: Ab 2035 keine Verbrenner mehr in der EU

09.06.2022 um 13:20, Lukas Steinberger-Weiß
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Es hat sich abgezeichnet, jetzt ist das Enddatum da. Das EU-Parlament hat das Aus für Verbrenner mit dem Jahr 2035 festgesetzt. Dieses Verbot gilt aber nur für Neuzulassungen. Kritik am Datum kommt von Umweltverbänden - es sei zu spät.

Im Rahmen des europäischen grünen Deal standen gestern mehrere Abstimmungen im EU-Parlament am Plan. Eines davon war das Verbot von Autos mit Motoren, die CO2 emittieren. Also Verbrennungsmotoren. Für das Verbot gab es eine Mehrheit. Aber heißt das jeder muss seinen Verbrenner am 1.1.2035 entsorgen? Nein!

Denn das Verbot gilt nur für die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren. Altbestände dürfen weitergefahren werden bis zu einem bestimmten Datum. Allerdings ist mit dem Ende der Neuzulassungen das Ende des Verbrenners de facto besiegelt.

Kritik und Gerangel von allen Seiten

Der gestrige Tag dürfte im EU-Parlament ein sehr hektischer gewesen sein. ORF-Korrespondentin Raffaela Schaidreiter berichtete im TV davon, dass sie noch nie so viele Lobbyisten in den Straßburger Gebäuden gesehen habe. Diesen Eindruck hat auch NEOS EU-Mandatarin Claudia Gamon in einem Puls4-Interview bestätigt. Sie bestätigt sogar, dass Parlamentarier von Lobbyisten der Automobilindustrie unter Druck gesetzt wurden. Auf Nachfrage welche meinte sie nur: Sehen sie sich das Abstimmungsergebnis an.

Tatsächlich waren vor allem konservative Parteien gegen das Verbrennerverbot ab 2035. Alle anderen Fraktionen haben sich dafür ausgesprochen. Aber auch wenn jetzt das definitive Datum da ist, reißt die Kritik nicht ab. Umweltorganisationen aus der gesamten EU kritisieren das Datum als zu spät. Geht es nämlich nach neuesten Studien könnte die Erwärmung der Erde um 1,5 Grad bereits 2026 passiert sein. Dann tritt eine Negativspirale in Kraft und die Klimakatastrophe nimmt noch mehr Fahrt auf. 

Konservative Politiker kritisieren das Datum als zu früh und fürchten sich vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Vor allem die mächtige deutsche Autoindustrie wird hier von der CDU ins Treffen geführt.

Auch eFuels und Wasserstoff vor dem Aus?

Ausgepufft dürfte es sich auch für den Hoffnungsträger vieler Benzinbrüder, die sogenannten eFuels, haben. Diese synthetisch erzeugten Kraftstoffe galten als letzter Strohhalm um den Verbrenner CO2-neutral zu machen. Allerdings ist die Herstellung dieser Kraftstoffe derart energieintensiv, dass sie einerseits sehr teuer wären und andererseits diese Energie in den Batterien von E-Autos besser aufgehoben ist. Und wird ein Auto mit eFuels betankt ändert das nichts an der technologiebedingten Ineffizienz des Verbrennungsmotors.

Selbes dürfte im Privatbereich für Wasserstoffautos gelten. Auch die Herstellung von Wasserstoff, der dann im Auto wieder zu Strom umgewandelt wird, ist zu energieintensiv und benötigt zu viel Strom, den man auch gleich ins E-Auto tanken kann. Damit dürfte diese Technologie vor allem im Lastbereich, also bei LKW, Bahn und Bus zum Einsatz kommen, wo sich gigantische Batterien für E-Motoren wiederum nicht rechnen.

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