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Frauen, die in Ungarn abtreiben wollen, müssen sich künftig vorher die Herztöne des Embryos anhören.
Frauen, die in Ungarn abtreiben wollen, müssen sich künftig vorher die Herztöne des Embryos anhören.
iStock.com/romaset

Ungarn: Frauen müssen vor Abtreibung Embryo-Herztöne anhören

14.09.2022 um 16:15, Conny Engl
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Ungarn verschärft das Abtreibungsgesetz: Frauen müssen sich künftig vor Schwangerschaftsabbruch die Herztöne des Fötus anhören.

Die rechtsextreme Oppositionspartei Mi Hazank hat sich durchgesetzt. Künftig muss eine Frau in Ungarn bei der Beantragung eines Schwangerschaftsabbruchs eine fachärztliche Bescheinigung vorlegen, der zufolge ihr „die Faktoren, die auf das Vorliegen der Lebensfunktionen des Embryos hinweisen, auf eindeutige Weise zur Kenntnis gebracht wurden“.

Dieser umständlich formulierte, juristische Text bedeutet laut Medienberichten, dass sich die Frauen vor Abbruch die Herztöne ihres Embryos anhören müssen. Am Montag hat Innenminister Sandor Pinter das Dekret erlassen. Am Donnerstag, 15. September tritt die Gesetzesänderung in Kraft.

Amnesty besorgt

In Ungarn gilt für Abtreibungen eine Fristenlösung: Bis zur zwölften Woche können sich Frauen auf eine persönliche Krisensituation berufen, allerdings nur, wenn sie vorab ein Beratungsgespräch führen. Unter bestimmten Voraussetzungen gibt es eine Abtreibungsfrist von 24 Wochen. Aron Demeter, Sprecher der Menschenrechtsorganisation Amnesty International Ungarn, spricht angesichts der neuen Regelung von einem „besorgnisrerregenden Rückschritt“. Das werde Frauen, die sich ohnehin in einer schwierigen Lage befänden, „weiter traumatisieren“.

Rechtspopulistin erfreut

Die Mi-Hazank-Abgeordnete Dóra Dúró begrüßte die Neuregelung, ist „dankbar und glücklich“ und sieht darin eine „Chance fürs Leben“, wie sie auf Facebook schreibt. Die Regierung habe damit „einen Schritt in die Richtung unternommen, alle Embryos wirklich zu schützen“, so Dúró.

SPÖ-Frauenvorsitzende appelliert

SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner ist „entsetzt“ über die „frauenverachtende Regelung in Ungarn“.

Das ist zutiefst frauenverachtend und eine Quälerei. Die Selbstbestimmung der Frauen ist zu respektieren! – Eva-Maria Holzleitner

Holzleitner fordert zudem, dass der Schwangerschaftsabbruch in Österreich aus dem Strafgesetzbuch entfernt und das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung gesetzlich festgelegt werden solle.

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