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Mann watet durch überflutetes Geschäft in Hat Yai, Songkhla, Thailand – historische Überschwemmung nach Monsunregen 2025.
Der Süden Thailands erlebt derzeit die schwersten Überschwemmungen seit über 300 Jahren
Der Süden Thailands erlebt derzeit die schwersten Überschwemmungen seit über 300 Jahren
APA-Images / AFP / ARNUN CHONMAHATRAKOOL

Thailand: Überschwemmungen lösen Notstand aus

27.11.2025 um 08:57, Stefanie Hermann
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Notstand: Thailand erlebt die schwersten Überschwemmungen seit 300 Jahren. Millionen sind betroffen, 33 Menschen kamen ums Leben. Das Militär ist ausgerückt.

Thailand ist aktuell von schweren Überschwemmungen betroffen. Nach den heftigsten Regenfällen seit mehr als 300 Jahren steht der Süden Thailands weiterhin unter Wasser. Besonders betroffen ist die Provinz Songkhla mit der Handelsmetropole Hat Yai, wo das Wasser bis zu zwei Meter hoch steht.

Die Regierung hat den Notstand ausgerufen und das Militär mobilisiert. Armee und Marine sind mit Booten, Hubschraubern und dem Flugzeugträger „HTMS Chakri Naruebet“ im Einsatz, um eingeschlossene Bewohner zu evakuieren und Hilfsgüter zu verteilen. Experten warnen, dass sich die Fluten nur langsam zurückziehen werden.

Tiefdrucksysteme und Monsunfront als Auslöser

Die außergewöhnlichen Regenmengen gehen auf ein starkes Tiefdruckgebiet über dem Süden Thailands und Malaysia zurück, das mit einem kräftigen Nordostmonsun zusammentraf. Laut der thailändischen Meteorologischen Behörde wurde die Lage zusätzlich durch zwei tropische Wettersysteme verschärft: den Sturm „Koto“ über der Sulusee sowie ein weiteres Tief in der Straße von Malakka. Hat Yai verzeichnete binnen drei Tagen den Rekordwert von 630 Millimeter Niederschlag. Die Böden sind gesättigt, viele Flüsse über die Ufer getreten.

Songkhla und Hat Yai besonders schwer getroffen

Am heftigsten leiden die Provinz Songkhla und ihre Hauptstadt Hat Yai. Ganze Stadtteile stehen unter Wasser, Strom und Trinkwasser sind vielerorts ausgefallen. Krankenhäuser mussten Patienten verlegen, in Hotels und am Flughafen sitzen Tausende Touristen fest. Auch die Bezirke Na Thawi und Sadao sind überflutet; dort stehen fast 100 Dörfer unter Wasser. Straßenverbindungen sind unterbrochen, zahlreiche Brücken zerstört. Gouverneur Ratthasart Chidchoo hat alle 16 Distrikte von Songkhla zu Katastrophengebieten erklärt.

Tote, Evakuierungen und Militäreinsatz

Nach Regierungsangaben sind bislang 33 Menschen in sieben Provinzen ums Leben gekommen. Sie starben durch Ertrinken, Stromschläge oder Erdrutsche. Mehr als 2,7 Millionen Menschen sind von den Überschwemmungen betroffen, fast eine Million Häuser beschädigt.

Das Militär setzt rund 200 Boote und 20 Hubschrauber zur Evakuierung ein. Der Flugzeugträger „Chakri Naruebet“ dient als schwimmendes Krankenhaus und mobile Versorgungsbasis. Premierminister Anutin Charnvirakul ordnete an, gefährdete Gruppen zu evakuieren und zusätzliche Fahrzeuge sowie Feldküchen zu entsenden.

Malaysia kämpft mit steigenden Pegeln

Auch im Nachbarland Malaysia haben die Regenfälle zahlreiche Regionen überflutet. In den Bundesstaaten Kelantan und Perlis mussten mehr als 15.000 Menschen ihre Häuser verlassen. Sie fanden in über 90 Evakuierungszentren Zuflucht. Todesopfer wurden bisher nicht gemeldet. Die Regierung hat den Zivilschutz und die Armee mobilisiert, um eingeschlossene Familien zu versorgen und die wichtigsten Verkehrsverbindungen offen zu halten.

Vietnam verzeichnet weitere Unwetteropfer

Bereits zuvor war Vietnam von heftigen Regenfällen getroffen worden. In der zentralen Hochlandregion Dak Lak starben mehr als 90 Menschen, nachdem Murenabgänge und Flutwellen ganze Dörfer zerstört hatten. Besonders stark betroffen sind Touristenorte an der Küste, darunter die beliebten Ziele Nha Trang und Da Lat. Die Behörden sprechen aktuell von zehntausenden beschädigten Häusern und hohen wirtschaftlichen Schäden. Entspannung der Lage ist weiter nicht in Sicht – im Gegenteil: Der vietnamesische Wetterdienst warnt vor erneuten Niederschlägen in den kommenden Tagen.

Indonesien meldet Tote nach Erdrutschen

Auf der indonesischen Insel Sumatra forderten die Unwetter bislang mindestens acht Todesopfer. In der Provinz Nord-Sumatra wurden durch tagelangen Regen Straßen und Brücken zerstört. Besonders betroffen ist der Bezirk Süd-Tapanuli, wo ganze Ortschaften abgeschnitten sind. Rettungskräfte kämpfen gegen reißende Strömungen, um eingeschlossene Bewohner zu erreichen. Der nationale Katastrophenschutz meldet Hunderte Obdachlose und zahlreiche Vermisste.

Prognose: Nur langsames Sinken der Pegel

Meteorologen erwarten, dass die Wassermassen in Südthailand nur allmählich zurückgehen. Der tropische Sturm zieht derzeit Richtung Indonesien ab, der Nordostmonsun bleibt aktiv. In den kommenden Tagen drohen weiterhin lokale Überschwemmungen und Hangrutsche. Nach Einschätzung des Klimaforschers Seree Supratid könnte es „Wochen dauern, bis sich die Wassermassen aus Hat Yai zurückziehen“. Eine schnelle Entspannung ist nicht in Sicht.

Quellen und weiterführende Informationen

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