Mit Spritzen: 145 Frauen bei Musik-Festival attackiert

Das traditionsreiche Musikfestival „Fête de la Musique“, das jährlich im Juni Tausende Menschen in ganz Frankreich auf die Straßen lockt, wurde in diesem Jahr von einer Serie verstörender Angriffe überschattet. Besonders tragisch: Zahlreiche Besucherinnen wurden Opfer gezielter Attacken mit Spritzen, viele von ihnen minderjährig.

Was als friedliches Fest der Musik begann, endete für viele Frauen in einem Albtraum. In der französischen Hauptstadt Paris, wo das Festival im Jahr 1982 erstmals ins Leben gerufen wurde, war die Lage besonders angespannt. Allein dort wurden 21 Opfer registriert. Insgesamt meldete das französische Innenministerium 145 betroffene Frauen, die Anzeige erstatteten. Besonders betroffen war der Rathausplatz im Vorort Asnières-sur-Seine, wo acht junge Frauen gestochen wurden. Sechs von ihnen wandten sich anschließend an die Polizei. 

Die Serie von Angriffen beschränkte sich nicht nur auf Paris. Auch in Städten wie Metz, Grenoble und Angoulême wurden vergleichbare Vorfälle gemeldet. In einigen Fällen mussten die Opfer im Krankenhaus behandelt werden. Dort laufen derzeit toxikologische Untersuchungen, um herauszufinden, welche Substanzen sich in den Spritzen befanden. Nach Angaben der Zeitung Le Parisien klagten mehrere Opfer über plötzliche Übelkeit und Kreislaufprobleme. Derzeit ist unklar, ob es sich in allen Fällen um dieselbe Substanz handelt. In Angoulême wurden vier Tatverdächtige festgenommen, die nach Angaben der Behörden bis zu 50 Personen attackiert haben sollen. Insgesamt wurden bislang zwölf Personen verhaftet.

Die Ermittler gehen derzeit einem besorgniserregenden Verdacht nach. In sozialen Netzwerken sollen bereits im Vorfeld der „Fête de la Musique“ Aufrufe zu den Angriffen kursiert sein. Laut einem Bericht der Zeitung L’Indépendant wurde in entsprechenden Gruppen vor möglichen Attacken gewarnt, was bereits im Vorfeld für Unsicherheit unter vielen Frauen sorgte. Die Polizei bestätigte, dass diese Warnungen existierten, äußerte sich bislang jedoch nicht zu konkreten Urhebern. Es ist weiterhin unklar, ob es sich um eine koordinierte Aktion eines Netzwerks oder um eine Reihe voneinander unabhängiger Taten handelt, die durch die Aufrufe inspiriert wurden.

Die Vorfälle haben in Frankreich eine breite öffentliche Debatte ausgelöst. Zahlreiche Politiker und Bürger fordern eine konsequente Aufklärung und strengere Sicherheitsmaßnahmen bei Großveranstaltungen. Die Behörden geraten nun unter Druck, sowohl die Hintergründe der Tatserie als auch die Rolle sozialer Netzwerke bei der Verbreitung der Aufrufe umfassend zu untersuchen.