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Ray Dalio sitzt im Anzug mit Kopfhörern bei einer Konferenz am Tisch, konzentrierter Gesichtsausdruck, weitere Teilnehmer im Hintergrund.
Finanzguru Ray Dalio hat bereits die Finanzkrise 2008 vorhergesagt, jetzt warnt er vor einem Börsencrash.
Finanzguru Ray Dalio hat bereits die Finanzkrise 2008 vorhergesagt, jetzt warnt er vor einem Börsencrash.
Ng Han Guan / AP / picturedesk.com

2008 schon richtig: Finanzprophet warnt vor Börsencrash

03.09.2025 um 10:46, Stefanie Hermann
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Er hat bereits die Finanzkrise 2008 vorhergesagt, jetzt warnt Ray Dalio erneut vor einem massiven Finanzcrash. Die Schuldenpolitik der USA bedrohe die Börsen.

Inhaltsverzeichnis:

Bereits mit der Vorhersage der Finanzkrise 2008 lag er richtig, nun ist er erneut alarmiert: Ray Dalio, Gründer des weltgrößten Hedgefonds Bridgewater Associates, warnt in einem Interview mit der Financial Times vor einem drohenden Finanz-Crash. Ein "schuldenbedingter Herzinfarkt" könnte die US-Wirtschaft und damit auch die Weltbörsen innerhalb der nächsten drei Jahre erschüttern, ist der Starinvestor überzeugt. Die Folgen für die internationalen Finanzmärkte wären enorm.

Wer ist Ray Dalio und warum hört die Welt auf ihn?

Ray Dalio ist einer der einflussreichsten Investoren der Welt. Mit Bridgewater Associates verwaltet er weit über 150 Milliarden US-Dollar (128 Milliarden Euro). 2008 war er einer der wenigen, die den Kollaps der Finanzmärkte vorausgesehen haben. Schon damals hatte er auf die riskante Kreditvergabe und das aufgeblähte Bankensystem hingewiesen. Nur wenige Monate später ist Lehman Brothers zusammengebrochen und hat die Weltwirtschaft in eine der größten Rezessionen gestürzt. Sein Ruf als „Crash-Prophet“ macht seine neuen Warnungen nun besonders brisant.

Dalios düstere Prognose: „Schuldenbedingter Herzinfarkt“

Dalio sieht die USA am Rande einer massiven Schuldenkrise. Jährlich gibt die US-Regierung rund sieben Billionen Dollar aus, nimmt aber nur etwa fünf Billionen ein. Das Defizit von zwei Billionen Dollar wird unterdessen über immer neue Staatsanleihen finanziert. Genau hier ortet der Milliardär die Gefahr: Die weltweite Nachfrage nach US-Anleihen sinkt spürbar.

Die Notenbank Fed stehe deshalb vor einer Zwickmühle: Entweder die Zinsen steigen, was Ausfälle bei Anleihen nach sich ziehen könnte oder es wird neues Geld gedruckt, was wiederum das Vertrauen in den Dollar untergraben würde. „Debt-induced heart attack“ ("schuldenbedingter Herzinfarkt"), so Dalio, sei das unausweichliche Ergebnis, wenn die Politik nicht handle.

Scharfe Kritik an Trump

Mindestens ebenso groß sieht Dalio die Gefahr, die von der politischen Lage ausginge. Unter Präsident Donald Trump drohe die US-Demokratie autokratische Züge anzunehmen. Parallelen zu den 1930er-Jahren seien nicht zu übersehen: wirtschaftliche Ungleichheit, wachsendes Misstrauen in Institutionen und ein immer stärkerer staatlicher Einfluss auf Unternehmen. Als Beispiel nennt er den Einstieg der US-Regierung beim Chipriesen Intel, an dem Washington nun zehn Prozent hält.

Mit der Entlassung von Fed-Gouverneurin Lisa Cook und der Nominierung loyaler Vertrauter habe Trump das Vertrauen in die Unabhängigkeit der Zentralbank massiv erschüttert. Eine politisch geschwächte Notenbank hätte kaum noch die Möglichkeit, den Dollar im Ernstfall zu verteidigen, so Dalio.

„In solchen Zeiten schweigen die meisten Menschen, weil sie Vergeltung fürchten, wenn sie Kritik üben“, beschreibt Dalio das aktuelle Klima. Dass etliche Investoren die Politik Trumps kritisch sehen, sei Fakt. Äußern würden sie das allerdings nur hinter verschlossenen Türen.

Märkte reagieren alarmiert

Die Reaktionen auf Dalios Interview ließen nicht lange auf sich warten. Internationale Anleger ziehen sich verstärkt aus US-Staatsanleihen zurück. Das Kapital fließt weiter in klassische „sichere Häfen“, wie Schweizer Franken, sichere Staatsanleihen und vor allem Gold.

Der Goldpreis hat erneut einen Rekordwert erreicht. Erstmals klettert der Preis für eine Unze Gold über die Marke von 3.500 US-Dollar. Gleichzeitig verstärkten sich an den Börsen die Sorgen vor einer Welle von Kurseinbrüchen, sollte die Fed gezwungen sein, entweder die Zinsen kräftig zu erhöhen oder massiv Geld zu drucken.

Was bedeutet das für Anleger?

Für Investoren stellt sich die Frage: Wie mit Dalios Warnung umgehen? Während US-Anleihen an Attraktivität verlieren, gilt Gold als Krisenschutz wieder als erste Wahl. Experten verweisen auf defensive Strategien, etwa durch Investitionen in Rohstoffe oder breit gestreute Fonds. Wichtig sei jetzt vor allem, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht vorschnell zu reagieren.

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