Putin & Trump: Ukraine allein in Istanbul
Anfang der Woche hatte Wladimir Putin mit einer überraschenden Aussage aufhorchen lassen: Er sei bereit für direkte Verhandlungen mit der Ukraine. Das Signal hat international für Aufsehen gesorgt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ließ daraufhin keine Zweifel aufkommen: Er werde nach Istanbul reisen und auf Putin warten. Eine direkte Begegnung sei unumgänglich, ließ er über Medien verlauten. Auch US-Präsident Donald Trump wurde als möglicher Teilnehmer genannt. Entsprechend groß waren die Erwartungen an das für heute anberaumte Gespräch. Selenskyj und Putin hatten sich zuletzt 2019 in Paris getroffen – seitdem war der direkte Draht abgebrochen.
Spekulationen vorbei: Gipfel ohne Putin und Trump
Heute folgt die Ernüchterung: Weder Wladimir Putin noch Donald Trump sind zum Ukraine-Gipfel in die Türkei gereist. Der als Ort vorgesehene Dolmabahce-Palast in Istanbul bleibt damit ohne hochrangige Teilnehmer.
Das Angebot ging ursprünglich vom Kreml aus. Putin hatte die Verhandlungen als Reaktion auf die ukrainische Forderung nach einer Waffenruhe selbst vorgeschlagen. Der Kreml hat seine offizielle Delegationsliste erst verhältnismäßig spät veröffentlicht: Wladimir Medinski, Putin-Berater mit politisch überschaubarem Gewicht, wurde als Leiter entsandt, begleitet von Vize-Außenminister Galusin, General Kostjukow und Vize-Verteidigungsminister Fomin.
Auch Trump, der zwischenzeitlich offen mit einer Teilnahme geliebäugelt hatte, ist dem Treffen ferngeblieben. "Ich glaube, Putin kann nicht dorthin gehen, wenn ich nicht da bin", hat er im Vorfeld in gewohnter Trump-Manier verlautbaren lassen. "Nichts wird geschehen, bis Putin und ich zusammenkommen“, so der US-Präsident während seiner Reise im Nahen Osten.
„Clown“: Verbale Entgleisungen statt Friedenswille
Die diplomatische Abwesenheit wurde zusätzlich durch politische Entgleisungen begleitet. Kreml-Sprecherin Maria Sacharowa hat auf Selenskyjs Kritik an der russischen Delegation mit den Worten: „Ein Clown? Ein Versager?“ ergänzt und erklärt, es handle sich beim ukrainischen Präsidenten um „jemand mit keinerlei Erziehung“. Außenminister Sergej Lawrow nannte Selenskyjs Forderung nach einem persönlichen Erscheinen Putins „erbärmlich“.
Selenskyj selbst war zu diesem Zeitpunkt bereits in Ankara eingetroffen und hielt sich bewusst noch vom Verhandlungsort fern. Aus Kiew hieß es, man sei bereit, auch alternative Formate in Betracht zu ziehen. Solange es dabei nicht bei Symbolik bleibe. Mittlerweile ist klar: Auch der ukrainische Präsident wird nicht persönlich nach Istanbul reisen.
First and foremost, I want to thank President @RTErdogan for organizing the opportunity for direct negotiations – that was exactly the signal we had received. The Ukrainian side confirmed its readiness, and today, we are here in the capital, in Ankara.
Ukraine is represented by… pic.twitter.com/P0uFaOSlhj— Volodymyr Zelenskyy / Володимир Зеленський (@ZelenskyyUa) May 15, 2025
Ukraine spricht von Theater
Zur Qualität der Entsandten hat man eine klare Meinung. „Das Niveau der russischen Delegation ist ein regelrechtes Täuschungsmanöver", stellte Selenskyj noch vor einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Erdogan in Ankara klar. Man selbst sei dafür aufgestellt, noch in der Türkei Entscheidungen zu treffen. Die russischen Abgeordneten seien eine "Theater-Delegation". Mit der amerikanischen Seite stehe man weiterhin in engem Austausch.
Russland signalisiert weiter Verhandlungsbereitschaft. Die Delegationen sollen noch heute in Istanbul aufeinander treffen.