Paracetamol: Schwere Nebenwirkungen entdeckt
Inhaltsverzeichnis
- Internationale Studie schlägt Alarm
- So greift Paracetamol in die Entwicklung des Fötus ein
- Risiko für Schwangere und ihre Kinder
- Was bedeutet das für alle anderen?
- Alternativen und weitere Forschung
Paracetamol gehört seit Jahrzehnten zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln weltweit. Millionen greifen bei Kopfweh, Fieber, Rücken- oder Regelschmerzen bedenkenlos zur Tablette – auch Schwangere. Das Mittel gilt als gut verträglich und ist rezeptfrei erhältlich. Der gute Ruf des Allzweckkönners gerät nun massiv ins Wanken. Eine neue internationale Studie hat Hinweise auf gravierende Nebenwirkungen bei Kindern gezeigt, deren Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen haben.
Internationale Studie schlägt Alarm
Ein Forscherteam um Professor Didier Prada von der Icahn School of Medicine am Mount Sinai in New York hat 46 Studien mit Daten von über 100.000 Schwangeren ausgewertet. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Environmental Health veröffentlicht. In 27 der 46 Arbeiten zeigte sich ein Zusammenhang zwischen der Paracetamol-Einnahme und neurologischen Entwicklungsstörungen bei Kindern. Konkret handelt es sich um Fälle im Autismus-Spektrum sowie ADHS. Neun Studien fanden keinen Zusammenhang, vier sogar eine mögliche Schutzwirkung. Dennoch sprechen die Forscher von einem klaren Risiko, das nicht ignoriert werden dürfe.
So greift Paracetamol in die Entwicklung des Fötus ein
Paracetamol kann die Plazenta durchdringen und wirkt damit direkt auf das ungeborene Kind. Als kritische Mechanismen gelten:
- Oxidativer Stress: Schädliche Sauerstoffverbindungen im fetalen Gehirn.
- Hormonstörungen: Eingriffe ins empfindliche Hormonsystem des Fötus.
- Epigenetische Veränderungen: Änderungen in der Genregulation ohne Veränderung der DNA.
Zudem beeinflusst der Wirkstoff im zentralen Nervensystem Signalwege wie Serotonin, Endocannabinoid und Prostaglandine. Die Systeme sind unter anderm auch für Emotion, Verhalten und kognitive Prozesse entscheidend.
Risiko für Schwangere und ihre Kinder
Weltweit nehmen laut der Studie über die Hälfte aller Schwangeren Paracetamol ein, ohne zuvor einen Arzt zu konsultieren. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass vor allem eine häufige oder langfristige Einnahme das Risiko neurologischer Auffälligkeiten beim Kind erhöhen könnte. Dazu zählen etwa Probleme mit der Aufmerksamkeit, Impulskontrolle, Konzentration oder Risikowahrnehmung. Die Forscher empfehlen daher, Paracetamol nur in Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt und so wenig wie möglich bzw. so kurz wie nötig einzunehmen.
Was bedeutet das für alle anderen?
Auch außerhalb der Schwangerschaft steht Paracetamol nun verstärkt im Fokus. Studien zeigen bereits länger, dass der Wirkstoff auch bei Erwachsenen emotionale Empfindungen wie Empathie, Freude, Wut oder Mitgefühl dämpfen kann. Ebenso wurden Hinweise auf eine eingeschränkte Entscheidungsfähigkeit und Risikowahrnehmung gefunden. Für Menschen mit chronischem Gebrauch könnte das weitreichende Folgen im Alltag haben.
Alternativen und weitere Forschung
Paracetamol sollte trotz aller Risiken nicht verteufelt werden, betonen die Forscher. Nichtsdestotrotz bleibe es vor allem für Menschen, die andere Schmerzmittel nicht vertragen, ein unverzichtbares Medikament. Aber umso wichtiger sei es angesichts der neuen Forschungsergebnisse, auf ärztliche Beratung zu setzen und andere, nicht-medikamentöse Behandlungsformen (wie Kühlung, Ruhe oder pflanzliche Mittel) miteinzubeziehen.
Zudem fordern die Studienautoren weitere Forschungen, um sichere Alternativen speziell für Schwangere zu entwickeln und mögliche Langzeitfolgen von Paracetamol besser zu verstehen.