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Hand hält eine Milka-Schokoladentafel mit Haselnüssen im Supermarkt, dahinter weitere Milka-Tafeln in lila Verpackung im Regal.
Milka ist heuer Gewinner des "Goldenen Windbeutel".
Milka ist heuer Gewinner des "Goldenen Windbeutel".
Michael Bihlmayer / ChromOrange / picturedesk.com

Wütende Verbraucher: Milka erhält Negativpreis

15.07.2025 um 14:37, Stefanie Hermann
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Milka ist heuer der Gewinner des "Goldenen Windbeutels" der Verbrauerorganisation Foodwatch. Die Kritik: Versteckte Preiserhöhung und Schrumpfung.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat wieder zugeschlagen: Zum 14. Mal hat sie ihren gefürchteten Negativpreis, den „Goldenen Windbeutel“, vergeben. Auf Platz eins hat es ausgerechnet die beliebte Milka Alpenmilch-Schokolade geschafft. Damit gilt sie offiziell als dreisteste Werbelüge des Jahres – ein Titel, auf den Hersteller Mondelez wohl gut und gerne verzichten hätte können.

Milka vor Lachs und Schokoriegel

Mehr als 58.000 Menschen haben bei der Online-Abstimmung der deutschen Organisation mitgemacht. Dabei ist Milka als klarer "Sieger“ hervorgegangen: 34 Prozent haben die Schokolade zur größten Verbrauchertäuschung des Jahres gewählt. Dahinter landete mit 21,1 Prozent der „Atlantische norwegische Räucherlachs“ von Fish Tales. Auf Platz drei schaffte es der vegane „Menstru Chocbar“ von Innonature mit 17,8 Prozent. Die letzten beiden Plätze belegten Rama-Margarine und der Dirtea-Glow-Eistee von Rapperin Shirin David.

Warum Milka gewonnen hat

Das Rennen hat Milka vor allem wegen eines besonders dreisten Tricks gemacht: Mondelez hat Anfang 2025 den Inhalt der Tafel von 100 auf 90 Gramm reduziert, den Preis gleichzeitig von 1,49 auf 1,99 Euro erhöht. Das bedeutet eine versteckte Preissteigerung von 48 Prozent, während die Schokoladenpreise laut dem deutschen Amt für Statistik insgesamt nur um acht Prozent zugelegt haben.

Für Konsumenten ist die Schrumpfung zudem schwer zu bemerken. Zwar ist das Gewicht auf der Packung vermerkt, oft sieht man es aber nicht, weil Kartonlaschen die Zahl im Regal verdecken.

Bei den anderen Kandidaten hat Foodwatch unter anderem bemängelt, dass der Räucherlachs aus Zuchtanlagen stammt, in denen es zu Tierschutzverstößen gekommen sein soll. Der „Menstru Chocbar“ warb damit, das Wohlbefinden während der Periode zu steigern. Wissenschaftliche Belege für diesen Effekt gibt es nicht.

Mondelez: Preissteigerung war notwendig

Der Schoko-Riese Mondelez lässt die Aufregung nicht unkommentiert stehen. Man habe die Maßnahmen gut überlegt, weil die Preise für Kakao, Energie, Verpackung und Transport in die Höhe geschossen seien, erklärte das Unternehmen. „Wir sind uns des wirtschaftlichen Drucks bewusst, dem Konsumenten weiterhin ausgesetzt sind, und Erhöhungen der Abgabepreise an den Handel sind für unser Unternehmen das letzte Mittel“, so Mondelez. Außerdem habe man das neue Gewicht „deutlich auf der Produktverpackung angegeben“ und Verbraucher auch online informiert.

Foodwatch will klare Kennzeichnung

Für Foodwatch ist das nicht genug: Die Organisation fordert, dass Mengenänderungen künftig groß und verpflichtend auf der Vorderseite stehen müssen, täuschende Werbung und Mogelpackungen sollen verboten oder zumindest streng gekennzeichnet werden. „Versteckte Preiserhöhungen sind eine immer beliebtere Masche der Lebensmittelindustrie – die Bundesregierung muss endlich entschlossen dagegen vorgehen!“, fordert Foodwatch-Expertin Rebekka Siegmann.

Goldener Windbeutel

Den „Goldenen Windbeutel“ hat Foodwatch bereits 2009 ins Leben gerufen. Seither sind bekannte Marken regelmäßig an den Pranger gestellt worden. Unter den früheren „Preisträgern“ finden sich klangvolle Namen wie Actimel von Danone, Alete, die Milchschnitte oder Coca-Cola.

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