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Die Chefverhandler auf Gewerkschaftsseite Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA) vor Mikrofonen der Presse
Die Gewerkschaft ist mit dem Angebot nicht zufrieden. Sie droht mit weiteren Kampfmaßnahmen.
Die Gewerkschaft ist mit dem Angebot nicht zufrieden. Sie droht mit weiteren Kampfmaßnahmen.
HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Geplatzt: Gewerkschaft kündigt Kampf an

21.11.2023 um 09:02, Stefanie Hermann
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Die Metaller-Verhandlungen sind erneut gescheitert. Die Gewerkschaft weitet die Streiks aus. Betroffen sind die größten Unternehmen des Landes.

Acht Wochen, kein Ergebnis: Es ist die bislang längste Verhandlung der vergangenen 25 Jahre: Nach sieben Stunden zäher Verhandlung ist gestern auch die siebte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen ohne Ergebnis geplatzt. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA und der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) konnten sich erneut nicht einigen. Die Gewerkschaft droht mit weiteren Kampfmaßnahmen.

Gewerkschaft unzufrieden

Die Gewerkschaften haben ihre ursprüngliche Forderung von 11,6 Prozent Lohnerhöhung auf 10,6 Prozent angepasst. Die Forderung geht von einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent aus. Mit dem Angebot der Arbeitgeberseite ist sie alles andere als zufrieden. Die deutlich unter der Forderung liegende durchschnittliche Lohnerhöhung von sechs Prozent sei zudem an deutlich unattraktivere Rahmenbedingungen gekoppelt gewesen. "Jetzt wird sogar verlangt, dass sich die Beschäftigten Teile der Erhöhung selbst bezahlen", befindet Chefverhandler Reinhold Binder von der PRO-GE.

Schlechtere Rahmenbedingungen

So soll der Vorschlag der Arbeitgeber vorgesehen haben, die Überstundenzuschläge auf 50 Prozent zu halbieren, der Mehrarbeitszuschlag von Teilzeitbeschäftigten sollte gar komplett abgeschafft werden. Auch bei den Regelungen zu Dienstreisen hätte es Abstriche gegeben.

Industrie nennt Forderung "grotesk"

"Wenn ich mehr Geld haben will, muss ich im Rahmenrecht runter", kann Christian Knill, Arbeitgeber-Chefverhandler und Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie, die Aufregung nicht verstehen. Man habe eine durchschnittliche Lohn- und Gehaltserhöhung von 8,2 Prozent angeboten. Diese liege über der aktuellen Inflation von 5,4 Prozent und würde eine deutliche Kaufkraftsteigerung für viele Beschäftigte bedeuten, argumentiert der Fachverband. Die Forderung der Gewerkschaft nennt Knill "grotesk". "Das Verhalten der Gewerkschaften ist absurd, das versteht niemand mehr", so der Verbandsobmann.

Die Streikbereitschaft ist riesengroß und das bekommen die Arbeitgeber jetzt zu spüren.

Reinhold Binder und Karl Dürtscher, Chefverhandler der Gewerkschaften PRO-GE und GPA

Streiks werden ausgeweitet

Als Reaktion auf den Verhandlungsstillstand plant die Gewerkschaft ihre Kampfmaßnahmen auszudehnen. Zunächst sollen die eintägigen Streiks intensiviert werden. In der vergangenen Woche wurde in rund 500 Unternehmen der Branche gestreikt. Wie die genaue Vertiefung aussehen wird, ist noch nicht klar. Das sei den Streikkomitees der Betriebe überlassen. Wahrscheinlich ist, dass die Arbeitsniederlegung über mehrere Schichten ausgedehnt wird oder an einem weiteren Tag stattfinden wird. Bereits am Dienstag wird bei der Voestalpine in Oberösterreich für 24 Stunden gestreikt. Am Mittwoch wird die Arbeit bei Magna in Graz niedergelegt.

Arbeitgeber bleiben hart

Auf Arbeitgeberseite zeigt man sich von den Androhungen unbeeindruckt. Die Gewerkschaft habe sich mit ihrer Vorgehensweise in eine Sackgasse manövriert. "Wir lassen uns von weiteren Streiks und Machtdemonstrationen nicht beeindrucken", betont Knill. Das Angebot stehe, man sei weiterhin verhandlungsbereit.

Finanzierung unklar

Wer die Streiks finanzieren wird, ist unterdessen unklar. Eine Forderung der Gewerkschaft war in der Vergangenheit die Kostenübernahme durch die Arbeitgeberseite. Von Seiten der Industrie lehnt man das vehement ab. "Die Streiks werden wir in keinem Fall bezahlen, das müssen die Gewerkschaften selbst übernehmen und den Streikenden auch aktiv kommunizieren", warnt Knill.

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