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Franz Neumayr / picturedesk.com

Martini-Gansl-Drama: Heuer wirds richtig teuer

29.09.2022 um 09:35, Lukas Steinberger-Weiß
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Nein, der Titel ist nicht die Ankündigung eines neuen Eberhofer-Krimis. Das bei uns äußerst beliebte Martiniganslessen droht heuer extrem teuer zu werden oder sogar auszufallen. Wir haben bei Gastro und Großhandel nachgefragt.

Kurz vor Beginn der Martinigansl-Saison schlägt die Branche Alarm. Peter Neurath vom Wiener Restaurant Tancredi gibt ein bedenkliches Statement gegenüber Weekend ab und meint, dass eine Portion vom Gansl heuer bis zu 40 Euro kosten könnte. Auch in Österreichs bester Fleischerei, dem Mosshammer in der Grazer Zinzendorfgasse, ist das Gansl Thema. Im Gespräch mit Chef Josef Mosshammer wird klar, das wird heuer keine normale Saison.

Mosshammer betont, dass die Ware aus Ungarn doppelt so teuer geworden ist. Das magyarische Gansl kratzt damit an der 10 Euro Grenze (Großhandelspreis!). Heimische Ware sei zwar nicht so extrem teurer geworden, aber  auch gestiegen. Und ein Faktum, das fast niemand am Radar hat: Auch die Preise für die Beilagen sind heuer höher. Vor allem Maroni sind laut Mosshammer empfindlich teurer geworden, aber auch das Mehl und Brot für die Knödl steigt unaufhaltsam.

"Die heimischen Gänse für die Gastronomie werden heuer rund 13 Euro pro Kilo kosten. Ich müsste die Portion Gans für circa 40 Euro auf die Karte setzen. Ich glaube nicht, dass  heuer das große Ganslessen stattfinden wird", sagt Peter Neurath vom Restaurant Tancredi.

Großhandel bestätigt Preissteigerungen

Wir haben nach diesen alarmierenden Gesprächen bei Transgourmet nachgefragt und die Bestätigung erhalten. Heimische Ware steigt moderat, die ungarische verdoppelte sich. Die Gründe dafür sind aber spannend: Einerseits wurden weniger Gänse eingestellt, dann hatte Ungarn unter der Vogelgrippe zu leiden, wo rund 7 Millionen Tiere gekeult werden mussten, und dann kommen noch steigenden Kosten für Futter und Energie dazu. Weniger Ware bei gleichbleibender Nachfrage bedeutet steigende Preise. Das erklärt uns Transgourmet-Sprecherin Martina Macho.

Die Preisunterschiede zwischen heimischer und ausländischer Ware schwinden damit zusehends. Auch die Teuerungen bei den Beilagen kann Transgourmet bestätigen: Maroni sind im Vorjahresvergleich um 35 % teurer, traditionell sinken die Preise im Laufe der Maroni-Saison wieder – werden sich aber bei rund plus 20 % einpendeln. Frisches Rotkraut wurde um 12 % teurer. Preiselbeeren werden erst nach Martini teurer – bedingt durch gestiegene Zuckerpreise müssen auch hier die Preise angehoben werden. Kartoffel sind aktuell preisstabil – hier ist aber von einer Verteuerung Anfang 2023 aufgrund der geringen Erntemengen 2022 bedingt durch Hitze und Trockenheit auszugehen. Produkte in Dosen wie beispielsweise Rotkraut stiegen um 18%, „trockene“ Zutaten wie Servietten- oder Semmelknödel, die nur mehr mit Wasser oder Milch vermischt und in Form gebracht werden müssen, um rund 13 %. Auch „Selbermachen“ wird leider teurer: So stiegen die Preise für Knödelbrot (im Osten als Semmelwürfel bekannt) um bis zu 30 %.

Conclusio: Heimische Gänse statt Importware

Transgourmet empfiehlt heuer ganz klar auf heimische Ware zu setzen. Die ist nur mehr marginal teurer als ungarische, die Qualität ist laut dem Großhändler aber um Welten besser. Transgourmet selbst bezieht die Ware von Bauern aus dem Waldviertel und setzt auf hohe Qualitätsstandards. Auch Peter Neurath vom Restaurant Tancredi bestätigt: "Wir werden natürlich versuchen qualitativ hochwertige Gansln zu einem vernünftigen Preis zu bekommen, um so unseren Gästen den Ganslgenuss nicht zu verderben."

Im Restaurant werden die Preise heuer wohl stark steigen (müssen), allerdings sind das bei weitem noch keine Verhältnisse wie am Münchner Oktoberfest. Dort kostet eine halbe Gans ohne Beilagen heuer satte 53 Euro. Mit Beilagen ist man dann bei rund 80 Euro für eine Ganslportion. Mahlzeit!

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